Polizeibehörde warnt vor Missbrauch von Bluetooth-Trackern
Zum Auffinden von persönlichen Gegenständen wie Schlüsseln sind Bluetooth-Tracker äußerst praktisch. Doch auch das organisierte Verbrechen hat die kleinen Helfer für sich entdeckt, wie aus einer aktuellen Warnung der europäischen Polizeibehörde Europol hervorgeht.
Bluetooth-Tracker sind in der Regel etwa so groß wie eine 2-€-Münze. Am Schlüsselbund oder an einer Tasche befestigt und via Bluetooth mit einer App auf dem Smartphone verbunden, lassen sich die Tracker – und damit auch die Gegenstände – orten. Das funktioniert selbst dann, wenn das eigene Smartphone nicht in der Nähe ist. Dann nutzt der Tracker andere Geräte in der Nähe, um via Bluetooth die Brücke zum Mobilfunknetz herzustellen und so zumindest seinen ungefähren Standort mitzuteilen. Eine praktische Fähigkeit, die offenbar auch Kriminelle zu schätzen wissen.
So beobachtet die europäische Polizeibehörde Europol bereits seit einiger Zeit ein wachsendes Kriminalitätsphänomen: die Verwendung der Bluetooth-Tracker in der organisierten Kriminalität. Die große Mehrheit der Europol gemeldeten Fälle betrifft den Kokainschmuggel. Am häufigsten wurden diese Tracker zusammen mit Kokain in Containern mit Lebensmitteln entdeckt. Viele der gefundenen Tracker waren auch an anderen Orten auf Seeschiffen versteckt.
Wo die Polizei die Bluetooth-Tracker entdeckte
Aufgrund der technischen Möglichkeiten von Bluetooth-Trackern und zusätzlicher Informationen bestätigt die Polizeibehörde, dass Drogenhändler die kleinen Ortungshilfen dazu missbrauchen, die Route illegaler Fracht zu verfolgen. Mithilfe der Peilsender kann die Fracht nach der Ankunft in den Häfen und auf dem Straßenweg bis zu den Lagerorten auf den europäischen Märkten geortet werden. Die Polizei vermutet zudem, dass die Tracker von den Kriminellen auch dazu eingesetzt werden, illegale Sendungen bei ihrer Ankunft in den Häfen zu lokalisieren.
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Stalking: Bluetooth-Tracker für heimliche Überwachung
Doch nicht nur das organisierte Verbrechen missbraucht die Bluetooth-Tracker für seine kriminellen Machenschaften. Auch Stalker setzen auf die kleinen Helfer, um mit ihrer Hilfe unbemerkt Personen zu überwachen und ihnen nachzustellen. Die Stalker verstecken die Tracker im Auto, stecken sie heimlich in Jackentaschen oder nähen sie sogar in Kleidung ein. Recherchen des SWR-Investigativformats „Vollbild“ deckten auf, wie häufig Stalker die Tracker mittlerweile auch hierzulande für ihre Zwecke nutzen.
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Hersteller reagieren
Hersteller wie Apple und Samsung haben das Problem erkannt und mit Features reagiert, die das Stalking verhindern sollen. Google hat gemeinsam mit Apple eine Funktion entwickelt, um unbekannte Tracker in der Nähe zu erkennen und davor zu warnen. So sollen Nutzende unerwünschte Eindringlinge aufspüren und Tracker von Cyberstalkern deaktivieren können.
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Polizei oft machtlos
Im Oktober hatten Bayern und Hamburg einen Antrag bei der Justizministerkonferenz in Berlin gestellt und gemeinsam einen besseren Schutz vor heimlicher Überwachung und Stalking mit Bluetooth-Trackern und Peilsendern gefordert. Das Strafrecht biete bislang unzureichenden Schutz vor dem Missbrauch personenbezogener Daten. „Die Digitalisierung eröffnet viele neue Möglichkeiten – leider auch Stalkern. Seit der Reform des sogenannten Stalking-Paragrafens im Jahr 2021 werden Einsätze von Stalkingware als besonders schwere Fälle im Gesetz eingestuft“, sagte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich. Er betonte, dass Bluetooth-Tracker oder auch GPS-Tracker durch die neuen Regelungen nicht rechtssicher erfasst würden. Das Strafrecht beim Schutz vor Überwachung müsse auf die Höhe der Zeit gebracht werden.