Reale Brillen für virtuelle Welten
Ob ganz virtuell oder nur zum Teil: Wer durch aktuelle VR-/AR-/MR-Brillen blickt, taucht immer tiefer in ein Erlebnis ein – sei es im jeweiligen Moment oder nachträglich in gespeicherten „Erinnerungen“, in der Freizeit oder auf der Arbeit.
Das Werkzeug
Bei der XR-1 Developer Edition versucht der Hersteller Varjo die aktuell verfügbare Technik voll auszureizen. Die fotorealistische Verarbeitung kombiniert das Bild zweier vorne am Headset angebrachter Kameras mit digital erzeugten Elementen – ob Flugzeugturbine oder Automotor. Das Blickfeld zählt mit 87° zur Oberklasse. Lebensechte Farben und Schattierung sowie eine sehr kurze Latenz machen das Eintauchen in die überlagerten Realitäten laut Varjo perfekt. Mit über 3000 Punkten pro Inch (ppi) ist das Bild sehr scharf (vgl. iPhone 11 pro: 485 ppi). Die Bauart erlaubt es, zwischen rein virtueller und gemischter Realität zu wechseln. Trotz des hohen Preises von 9995 $ sind Firmen wie Audi offenbar überzeugt.
Tragbare KI
Für intuitive Interaktion in der gemischten Realität setzt Microsofts Mixed-Reality-Brille Hololens 2 auf künstliche Intelligenz (KI). So misst ein spezielles Hand-Tracking-System die individuelle Form der Hände und ermöglicht eine präzise Bedienung. Eye-Tracking erlaubt, den individuell unterschiedlichen Abstand zwischen den Pupillenmittelpunkten zu messen, der beeinflusst, wie eine Person nahe oder ferne Objekte sieht. Auf Basis eines KI-Algorithmus werden dann personalisierte 3-D-Modelle an die Hände und Augen des Nutzers angepasst. Die entsprechenden KI-Technologien laufen lokal auf der jeweiligen Brille, was Latenzzeiten vermeidet und Vorteile im Bereich Datenschutz bietet. Der Preis: ab 3500 $.
Superheld ohne Stolpern
Elektronikhersteller Lenovo hat in einer Kooperation mit dem Superheldenkonzern Marvel ein Produkt auf den Markt gebracht, mit dem man in den eigenen vier Wänden das Superheldenleben nachspielen kann. Zwei Controller und ein Gerät zur Bewegungsverfolgung ergänzen in dem Paket eine Brille für erweiterte Realität. Der Blick ins Wohnzimmer wird dabei nur digital überlagert, wodurch man Stolperfallen, Wände und Familienmitglieder noch gut erkennen kann. Mirage AR mit Marvel Dimension of Heroes ist für 149 $ zunächst in den USA erhältlich. Ein ähnliches Produkt im Star Wars-Universum ist mit „Jedi Challenges“ schon länger in Deutschland verfügbar.
Virtuelle Papplikationen
Google hat die VR-Ausrüstung aus Pappe mit dem Cardboard groß gemacht. Nintendo liefert mit seinem Labo VR-Kit nun ausgefeilte Spieleapplikationen zum moderaten Preis ab 89 € mit einer Handvoll Papp-Geräten. Vom Elefantenrüssel als Greifarm über einen Vogelflug und einen Fotoapparat für eine Unterwassersafari bis zur Papp-Kanone bietet das Set einige gut durchdachte VR-Spiele. Voraussetzung ist allerdings, dass die hauseigene Spielkonsole Switch (aktuell um die 300 €) bereits vorhanden ist, denn sie dient als Bildschirm und ihre Controller dienen zur Bewegungsverfolgung.
Leichtgewicht mit Klotz am Bein
Der Name ist bei Nreal Light Programm: Mit 88 g zählt die Brille für erweiterte Realität (AR) zu den leichten Vertreter ihrer noch relativ seltenen Art. Das Blickfeld soll 52° betragen, wodurch es auf einer Höhe ist mit Schwergewichten wie der Hololens 2 von Microsoft (566 g). Eine Entwicklerversion ist bereits für 1199 $ erhältlich, die günstigere Endkundenversion soll Anfang dieses Jahres für 499 $ erhältlich sein. Allerdings wird der Chef des Start-ups gerade von seinem Ex-Arbeitgeber Magic Leap (s. VDI nachrichten 1-2-3/19) verklagt, Technologie geklaut zu haben, um seine Brille zu bauen.
Snapschüsse in 3-D
Die US-Medienfirma Snap hat zu Weihnachten die dritte Revision ihrer 3-D-Brille vorgestellt. Im Gegensatz zu AR-Brillen werden die „Spectacles“ nicht zum Anzeigen, sondern zum Aufnehmen von 3-D-Erlebnissen verwendet. Dem Paket liegt jedoch auch ein 3-D-Betrachter bei, um die Aufnahmen später anzusehen. Für 370 € sind die Kamerasonnenbrillen in den Farben Schwarz und Mineral erhältlich. Die zwei HD-Kameras können entweder kombiniert ein stereoskopisches 3-D-Bild oder klassisch einzeln 2-D-Bilder schießen. Gleiches gilt für Videos. Die Medien können in der Snapchat-App außerdem mit speziellen AR-3-D-Filtern überlagert werden.