Quartalszahlen Heidelberger Druckmaschinen 11. Feb 2021 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Zuversicht im Druckmaschinenbau wächst

„Die Zuversicht wächst“ – mit dieser Kernbotschaft im Gepäck stellte Heideldruck-Chef Rainer Hundsdörfer gestern die Zahlen für das dritte Quartal vor. Der lang gebeutelte Druckmaschinenhersteller erntet erkennbar die Früchte seines Konsolidierungs- und Transformationskurses. Die Elektromobilität wird für die Kurpfälzer zum neuen Zukunftsmarkt. Dort suchen sie Partner, um das Geschäft auszubauen.

Die Produktion der Wallboxen bei Heidelberger Druckmaschinen am Standort Walldorf.
Foto: Heidelberger Druckmaschinen

Rainer Hundsdörfer war die Erleichterung in der Telefonschalte anzuhören, endlich positive Nachrichten aus Wiesloch, auch wenn offiziell natürlich die Firmenzentrale immer noch im nahen Heidelberg liegt. Zwar sank der Umsatz in den letzten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020/21 (April bis Dezember 2020) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 400 Mio. € auf 1,29 Mrd. € – aber das betriebliche Ergebnis verdoppelte sich fast auf 88 Mio. €. Und unterm Strich blieb sogar netto eine schwarze Zahl: 3 Mio. €. Im Vergleichszeitraum des Geschäftsjahres 2019/20 waren es noch 10 Mio. € Miese.

Rosskur bei Heidelberger Druckmaschinen wirkt

Hundsdörfer hat geackert. Heidelberger Druckmaschinen sind ein traditionell technologiegetriebenes Unternehmen – er hat technologische Highlights wie die Digitaldruckmaschine Primefire aus dem Portfolio gestrichen, genauso wie die Verpackungsmaschinen im Großformat. Er hat die Variantenvielfalt des gesamten Maschinenportfolios verringert, Standorte veräußert, Nebentätigkeiten abgegeben. 1400 Stellen wurden weltweit so weit wie möglich sozial verträglich abgebaut, insgesamt soll die Streichung von ca. 1600 Stellen bis 2023 im Geschäftsjahr 2022/23 über 170 Mio. € einsparen. Hundsdörfer stellte die betriebliche Altersversorgung neu auf. Jetzt springen die Märkte wieder an und bescheren dem Heideldruck-Chef schwarze Zahlen.

„Unser Programm wirkt“, freute sich Hundsdörfer. „Die Mittelfristziele werden zunehmend greifbarer.“ Zwar rechnet er für das gesamte Geschäftsjahr 2020/21 mit einem noch negativen Nachsteuerergebnis, aber es zeigt Zuversicht in die Stabilität des Trends, sodass der Vorstand das Renditeziel für das laufende Geschäftsjahr anhebt: Er geht von einer Ebitda-Marge ohne Restrukturierungsergebnis von 7 % aus, bisher waren es 4,3 % gewesen.

China ist Markttreiber im Druckmaschinenmarkt

„Wir sehen Erholung bei den Auftragseingängen in Märkten mit dem Schwerpunkt Verpackung“, erklärte Hundsdörfer. Weltweit, denn es ist ein gewisser Nachholbedarf entstanden. Viele Kunden hätten während des ersten Lockdowns „einfach dicht gemacht“ – nicht unbedingt ihre Geschäfte, wohl aber die Orderbücher. „Die bestellen jetzt fleißig“, betonte er.

Zudem sei in den letzten zwei Monaten auch im Bereich Werbedruck eine Erholung sichtbar, so der Heideldruck-CEO. „Die Kunden dort sehen so langsam das Licht am Ende des Tunnels.“ Und es hilft den Kurpfälzern natürlich, dass der chinesische Markt eigentlich schon wieder seit dem Sommer letzten Jahres brummt. Sowohl Werbe- als auch Verpackungsdruck seien längst auf dem Vorkrisenniveau bzw. wachsen, „wobei die Verpackung in China überproportional wächst“.

Elektromobilität: Zukunftsmarkt für Heidelberger Druckmaschinen

Besonderes Highlight für die Wieslocher sind die 115 Mio. €, die sie mit ihren selbst gebauten und unter eigenem Label vertriebenen Wallboxen eingenommen haben. Ein zartes Pflänzchen noch, aber mit erheblichem Wachstumspotenzial. Weshalb Hundsdörfer dieses Geschäft zum Ende des Geschäftsjahres, also zum 31. März, eigenständig innerhalb des Konzerns aufstellen will. Das erleichtert auch die Suche nach Partnern, die explizit gesucht werden.

„Die Wallboxen sind ein Produkt unserer Leistungselektronikkompetenz“, so Hundsdörfer. „Als OEM und Tier-1-Lieferant sind wir schon seit 2012 in diesem Bereich tätig.“ Bisher vermarket man die Wallboxen vor allem in Deutschland, „ein kleines bisschen im europäischen Ausland“. Natürlich evaluiere man auch Asien und Nordamerika. Hundsdörfer: „Allein über Deutschland hinaus dieses Geschäft auszurollen, und als global operierendes Unternehmen wissen wir, wie das geht, ist für uns ein riesiges Wachstumspotenzial.“

E-Mobilität: Zukunft des Ladens liegt zu Hause oder am Arbeitsplatz

Jetzt will die Bundesregierung gerade mit einem neuen Schnellladegesetz den überregionalen Ausbau einer Schnelllade-Infrastruktur forcieren. Einen Zukunftsmarkt für sein Unternehmen sieht Hundsdörfer dort aber nicht. Er will sich um das Ökosystem Haus-Laden-Ökostrom fokussieren. „Wir könnten uns schon vorstellen, das DC/DC im halböffentlichen Raum und beim Haus auch noch ein Thema wird, aber die Schnelllader an der Autobahn, die werden wir nicht angehen“, sagte er auf Nachfrage. Nicht nur glaubt er, dass „das nicht so richtig zu uns passt“, sondern er ist überzeugt, „dass das große Geschäft für E-Mobilität und Laden dort ist, wo das Auto steht – das ist zu Hause und am Arbeitsplatz“.

Er hat das auch alles selbst schon ausprobiert, mit eindeutigem Ergebnis: „Die Laderei unterwegs ist ein Chaos, die gilt es zu vermeiden.“ Das Laden zu Hause und am Arbeitsplatz hingegen sei „superkomfortabel“. Wenn man es richtig anstelle, brauche man gar nicht mehr bewusst einen Tankvorgang einzulegen. „Ich bin fest überzeugt, dass sich das Thema Laden darauf fokussiert.“

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