Frische Geschäftsideen, serviert auf der EMO
60 Jungunternehmen aus zwölf Ländern präsentieren neue Technologien und Business-Modelle. Eine zufällige Auswahl.
Die Werbetrommel rührt Alfredo Neila, Geschäftsführer vom Unternehmen PRS (Plastic Repair System), wortstark und faktenbasiert: „Wir können alle beschädigten Mehrwegtransportverpackungen schnell und preisgünstig reparieren. Die defekten Kunststoffbehälter müssen nicht mehr geschreddert, chemisch behandelt und dann zu Granulat verarbeitet werden.“ Das Motto sei also Re-Use (Wiederverwendung) statt Recycling.
Lesetipp: Beim Kunststoffrecycling den Kreislauf endlich schließen
Bei der Reparatur von 1 kg Kunststoff fallen laut Neila durchschnittlich nur 12 g CO2 an. Beim Recycling sei die Menge gut 300-mal so hoch. „Unser Verfahren ist außerdem 70 % billiger und zehnmal schneller.“
Auf die Frage, wie genau der Prozess abläuft, wird der Spanier dann ziemlich wortkarg. „Es ist noch nicht alles patentiert. Verraten kann ich nur so viel: Schäden an den Behältnissen werden am Fließband mit Kameras und KI erkannt.“ Jeder Fall bekomme einen QR-Code. Mitarbeitende könnten daran ablesen, mit welchem Material wo und wie repariert werden müsse. „Das passiert aktuell vor allem in Handarbeit. Zum Einsatz kommen dabei selbst entwickelte Werkzeuge.“
Neila räumt ein, dass es noch reichlich Optimierungspotenzial gebe. „Das werden wir peu à peu ausschöpfen. Unsere Forschung wird mit EU-Mitteln gefördert.“
Ersatzteile binnen Sekunden finden und bestellen
Von gleich mehreren namhaften Investoren unterstützt wird das Start-up Spare Parts Now. Nach der jüngsten Finanzierungsrunde wird es mit satten 100 Mio. € bewertet. Warum? Weil die Aachener die Ersatzteilbeschaffung revolutionieren. „Wir organisieren alle benötigten Komponenten günstiger und schneller, als es bisher möglich war“, sagt CEO Christian Hoffart. Der Weg: „Kunden öffnen unsere Webseite auf ihrem Smartphone. Dort gibt es einen Foto-Button. Nachdem das gesuchte Teil abgelichtet wurde, spuckt eine KI in beinahe 100 % der Fälle sofort die Artikelnummer aus.“ Lange Suchen seien obsolet.
Anschließend kann laut Hoffart sofort bestellt werden. Extra-Bonbon: „Die Beschaffungskosten werden in etwa halbiert“, so der 41-Jährige. Erklärung: „Aktuell beziehen die Maschinenhersteller fast alle ihrer Ersatzteile über Zulieferer. Bei eingehenden Bestellungen agieren sie also eigentlich nur als Händler – und schlagen eine beachtliche Marge auf.“ Spare Parts Now übergehe diesen Zwischenschritt.
Bauteile unkompliziert in Indien bestellen
Den direkten Draht zum Hersteller vermittelt auch das Jungunternehmen Harts. Die Besonderheit: Die Düsseldorfer haben sich auf Zulieferer in Indien spezialisiert. Gleichzeitig bieten sie beinahe die gesamte Bandbreite der Fertigungsverfahren an. CEO Cristian Margaretic: „Beispiele sind Zerspanung, Gießen, Blechbearbeitung, 3D-Druck und Oberflächenveredlung. Auch Montagedienstleistungen vermitteln wir.“
Die aktuell 500 Partnerbetriebe seien qualitätsgeprüft und von Kunden auf der Plattform bewertet. Nutzer könnten im Vergleich zum Sourcing in Deutschland regelmäßig 50 % an Kosten sparen.
Oberflächen in Rekordzeit veredeln
Lesetipp: Letzter Schliff für 3D-gedruckte Bauteile
Mit einer jungen Technologie wartet das Freiberger Start-up Plasmotion auf: dem Plasmapolieren. Es verspricht hochwertige Metalloberflächen in Rekordzeit. „Wir erreichen Rauheiten im Hundertstel-Mü-Bereich binnen Sekunden“, so CEO Vincent Stepputat. Das Geheimnis sei die Kombination aus Elektrochemie und Plasmaphysik. „Das Werkstück wird in einem Tauchbad aus wässrigem Elektrolyt mit Gleichspannung kontaktiert und bildet eine schützende Dampfhülle aus. Hier stabilisiert sich der Prozess und führt zum plasmaelektrolytischen Abtrag von Rauheit, Graten und Verunreinigungen.“
Start-up Area
Halle 9, Stand E34