Atomstrom weltweit auf Rekordkurs
Atom aus Kernkraft dürfte 2025 ein neues Allzeithoch erreichen, so die Internationale Energieagentur (IEA) im Jahresbericht Strom 2024. Erneuerbare legen stetig zu.
Der weltweite Strombedarf ist im vergangenen Jahr mit 2,2 % nur leicht auf 27 682 TWh gestiegen, so die Internationale Energieagentur (IEA), die heute früh (24. Januar 2024) ihren Jahresbericht Strom 2024 („Electricity 2024“) vorstellte. Zum Vergleich: Der Gesamtstromverbrauch in Deutschland betrug 2023 494,2 TWh (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen). Dämpfend hatte sich hierbei vor allem der sinkende Stromverbrauch in den Industrieländern ausgewirkt, während „China, Indien und zahlreiche Länder in Südostasien beim Strombedarf 2023 ein robustes Wachstum erfuhren“, so die IEA in einer Mitteilung. In den kommenden drei Jahren wird sich die globale Stromnachfrage aber beschleunigen: Im Schnitt 3,4 % für die Jahre 2024 bis 2026, prognostiziert die Agentur.
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Bis 2026 rechnet die IEA auch mit einem deutlich größeren Angebot an erneuerbarer und emissionsfreier Energie, dann sollte fast die Hälfte der weltweiten Stromerzeugung aus emissionsarmen Quellen stammen, 2023 waren es 40 %. Dazu zählt auch die Kernkraft: „Die Atomstromerzeugung ist auf dem Weg, 2025 ein neues Rekordhoch zu erreichen“, analysiert der Bericht. Dann dürfte der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2021 überschritten werden: Dann seien die Wartungsarbeiten in Frankreich erledigt, Japan hätte mehrere Reaktoren wieder ans Netz genommen und neu gebaute Anlagen würden in China, Indien, Korea und Europa den kommerziellen Betrieb aufnehmen.
IEA-Chef Birol: Deutschlands Atomausstieg „historischer Fehler“
IEA-Chef Fatih Birol erklärte zudem dem Handelsblatt in einem Interview: „Der Ausstieg aus der Kernenergie war ein historischer Fehler.“ Er respektiere zwar die Entscheidung, sie habe jedoch „negative Auswirkungen auf das Stromangebot“ und beeinträchtige auch die Möglichkeiten zur Emissionsreduktion.
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Noch aber stehen die fossilen Energieträger auch im Strombereich für einen großen Teil der Energiebereitstellung. „Das Jahr 2023 war geprägt von einem starken Wachstum der Kohleverstromung“, sagte Leitautor und IEA-Energieanalyst Eren Çam. Vor allem China und Indien hätten dazu beigetragen. „Wir sehen jedoch, dass die Versorgung mit sauberer Elektrizität weiterhin rasch zunimmt. Der Anteil der fossilen Brennstoffe an der weltweiten Stromerzeugung wird voraussichtlich unter 60 % fallen.“ Das passiere zum ersten Mal. 2025 werde Strom aus erneuerbaren Quellen mehr als ein Drittel des global bereitgestellten Stroms ausmachen und damit die Kohle als einzelnen Energieträger überholen.
IEA: Rückgang der Wasserkraft durch Dürren ließ 2023 CO2-Emissionen steigen
Dieser Trend, so der Bericht, führe auch dazu, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen durch den Stromsektor 2024 um 2,4 % sinken würden – trotz des Anstiegs beim Strombedarf um 3,4 %. Sorge bereitet die Wasserkraft: Die Stromerzeugung mit der zu den erneuerbaren Energiequellen zählenden Technik ging laut Çam 2023 aufgrund von Dürreperioden zurück: „Infolgedessen sahen wir einen Anstieg in den globalen Treibhausgasemissionen aus dem Stromsektor.“ Prinzipiell aber werde diese Entkopplung von Strombedarf und Treibhausgasemissionen im Trend fortbestehen, auch falls Naturkatastrophen oder Wirtschaftskrisen hier vorübergehend die Entwicklung beeinflussen können, so Çam.