BASF kauft Offshore-Windkraft von Vattenfall in großem Stil
Der deutsche Chemiekonzern BASF erwirbt vom schwedischen Energieversorger Vattenfall für 300 Mio. € 49,5 % des Offshore-Windparks Hollandse Kust Zuid. Der Handel ist Teil der Dekarbonisierungsstrategie für die Ludwigshafener, um sich konform mit dem Green Deal der EU aufzustellen. Hollandse Kust Zuid gelte mit vollständiger Inbetriebnahme der 1,5 GW Nennleistung als größter Offshore-Windpark der Welt, so Vattenfall.
„Mit dieser Investition sichern wir uns signifikante Mengen an Strom aus erneuerbaren Quellen für BASF“, sagte BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller auf der Pressekonferenz in Stockholm. Der Kaufpreis beläuft sich auf 300 Mio. €, er berücksichtige den erreichten Stand des Projekts, so BASF. Einschließlich des BASF-Beitrags zum Bau des Windparks beträgt das finanzielle Engagement der BASF rund 1,6 Mrd. €. Vattenfall-Chefin Anna Borg betonte, die beiden Partner hätten sich die Gesamtkosten den Anteilen entsprechend komplett aufgeteilt.
Brudermüller betonte den Green Deal der EU als treibende Kraft hinter dem Geschäft, das „ein Schlüsselelement für unsere Transformation hin zur Klimaneutralität“ sei. Der Chemieriese will die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 25 % reduzieren und bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen. Der staatliche schwedische Energiekonzern hatte sich schon unter Borgs Vorgänger Magnus Hall eine strikte Dekarbonisierungsstrategie auferlegt und sein Offshore-Windkraft-Segment seit der Jahrtausendwende systematisch aufgebaut.
Größter Offshore-Windpark der Welt nach vollständiger Inbetriebnahme
Hollandse Kust Zuid gelte mit seiner für 2023 geplanten vollständigen Inbetriebnahme der 1,5 GW Nennleistung als weltweit größter Offshore-Windpark der Welt, so Vattenfall. Der mit 140 Windturbinen der neuesten 11-MW-Klasse von Siemens Gamesa bestückte Riesenwindpark sei, so die Schweden, der erster Offshore-Windpark, der ohne Subventionen für den produzierten Strom auskomme. Die Montagearbeiten auf See sollen kommenden Monat beginnen.
BASF-Chef Brudermüller zeigte auf der Pressekonferenz auf der Landkarte, wo der Strom denn verbraucht werden soll: zuvorderst ganz in der Nachbarschaft, nämlich küstennah am weltweit zweitgrößten Konzernstandort (nach Ludwigshafen) im belgischen Antwerpen.
Hollandse Kust Zuid ist zentraler Bestandteil der nationalen niederländischen Klimaschutzanstrengungen. Die Strommengen aus Hollandse Kust Zuid hatte mancher schon für die Niederlande eingepreist, weshalb es in unserem Nachbarland – wie auch aus Pressenachfragen deutlich wurde – eine Debatte über den Park und seine Strommengen gibt.
Vattenfall werde den Strom von Hollandse Kust Zuid zum erheblichen Teil für die niederländischen Vattenfall-Kunden reservieren, beteuerte Borg, betonte aber auch: „Wir sehen Offshore-Windparks als Teil eines gesamteuropäischen Energiemarkts.“
BASF teilte mit, man werde den Ökostrom aus Hollandse Kust Zuid auch in den Niederlanden für die eigenen Standorte und Aktivitäten nutzen; das würde dann natürlich auch auf die Klimaschutzanstrengungen des Landes einzahlen.
Offshore-Wind als Teil der BASF-Klimaschutzstrategie
BASF will ab 2030 emissionsarme Technologien für den Einsatz in industriellen Größenordnungen einsetzen, die zurzeit entwickelt werden. Hierzu gehören CO2-freie Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff und elektrisch beheizte Steamcracker, die eine zentrale Rolle bei der Herstellung von Basischemikalien spielen. So braucht man große Mengen an Energie, um Kohlenwasserstoffe bei hohen Temperaturen und hohem Druck in Olefine und Aromaten aufzuspalten.
„Wasserstoff ist ein Baustein, um zu dekarbonisieren, aber, lassen sie mich das sagen, er ist kein Zauberwerkzeug, um das zu tun“, sagte Brudermüller auf Nachfrage. „Alles, was man direkt elektrifizieren kann, ist üblicherweise effizienter.“ Man habe heute schon einen hohen Strombedarf und BASF werde den Strom von See vor allem dafür nutzen „um von Grau auf Grün umzustellen“, so Brüdermüller.
Für den Ludwigshafener Konzern ist der Kauf der Vattenfall-Anteile der Startschuss, um seine Energieversorgung umzustellen und langfristig abzusichern. Man werde die erforderlichen Mengen an erneuerbarem Strom durch einen „Make and Buy“-Ansatz sicherstellen, dies schließe ein, finanzielle Co-Investoren in dieses Projekt mit einzubeziehen, um eine effiziente Kapitalverwendung zu ermöglichen, so der Konzern.