BASF und RWE machen Druck auf die Politik
Die beiden Dax-Konzerne kündigen den Bau eines der größten Offshore-Windparks der Welt an – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
BASF-Chef Martin Brudermüller nennt das, was er gemeinsam mit RWE-Chef Markus Krebber der Presse vorstellt, ein „Angebot“ an die Politik. Es ist eines, das man in Berlin schwerlich wird ablehnen können. Die beiden Dax-Konzerne wollen ihre Kräfte bündeln und in einen 2-GW-Windpark investieren, der teilweise zur Erzeugung grünen Wasserstoffs genutzt werden soll. Dafür sollen Investitionen in Höhe von 4 Mrd. € gestemmt werden.
Man wolle dafür keine staatlichen Zuschüsse, beteuert Brudermüller. Aber die Politik, die sich mit ihren Klimazielen auf „10 000 m Flughöhe“ befinde, müsse auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Konkret fordern die Konzerne eine Freigabe von Flächen in der Nordsee für die Errichtung ihres Offshore-Windparks. Laut derzeitiger Planung sind solche Flächenbereitstellungen erst nach dem Jahr 2030 vorgesehen. Zudem müsse der Grünstrom von der EEG-Umlage befreit werden.
Ein Fünftel geht in die Erzeugung von grünem Wasserstoff
Wird der Forderungskatalog der Konzerne erfüllt, will BASF sich zu 49 % an dem Megaprojekt beteiligen. Betreiber RWE wird die Anlage auch errichten. Im Gegenzug sichert sich BASF 80 % des Ökostroms für seinen Hauptstandort Ludwigsburg. Dort werde der Strombedarf sich in den kommenden Jahren vervielfachen. 2035 würden allein am Standort Ludwigshafen 15 % der derzeitigen Windstromproduktion benötigt, erläutert Brudermüller.
Das verbleibende Fünftel der Leistung aus dem gemeinsamen Windpark will RWE für die Erzeugung von Wasserstoff nutzen. Dazu soll einer der größten Elektrolyseure in Deutschland errichtet werden, so Krebber. Zum Kraftwerksstandort gibt es noch keine genaueren Planungen. Irgendwo „im Nordwesten Deutschlands“ werde er liegen. Den genauen Standort macht RWE davon abhängig, wo sich neben BASF industrielle Abnehmer für den dort erzeugten Wasserstoff finden lassen. In jedem Fall werde das Projekt „positive Effekte auf Arbeitsplätze“ haben, verspricht Krebber.
„70 % der Stromleitungen nicht einmal geplant“
Entsprechend hat das Projekt auch die Gewerkschaft als Befürworter auf seiner Seite. Michael Vassiliadis, Chef der IG Bergbau, Chemie, Energie, schließt sich anlässlich der Projektvorstellung der Klage über die Politik an: „Eine wirkliche Roadmap sucht man vergebens“, sagt er. Von den 7800 km Stromleitungen, die bis 2030 gebaut werden müssten, um die Energiewende zu bewerkstelligen, seien bislang 70 % nicht einmal genehmigt. „Wenn Grünstrom die neue Kohle und das neue Gas sein soll, muss er bezahlbar sein“, so Vassiliadis. Das treffe auf das geplante Megaprojekt zu.
Europa werde in der Zukunft grüne Energieträger importieren müssen, so wie es heute fossile importiere, mahnt Brudermüller: „Aber wenn wir warten bis die Importe da sind, wird die Industrie nicht mehr da sein.“