Bayern hinkt beim Windkraftausbau weiter hinterher
Die Vorsätze sind zumindest vorhanden: Die bayerische Staatsregierung will bis 2030 eigentlich 1000 neue Windräder installieren. In der Praxis ist der Freistaat davon jedoch noch weit entfernt, wie die jüngste Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur zeigt.
Im Jahr 2023 wurde erstmals mehr als die Hälfte des benötigten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien erzeugt. Zumindest was die Windkraft angeht, hat Bayern daran nur einen geringen Anteil und es wird auch nicht besser. In der jüngsten Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur gingen gerade einmal fünf der 165 erteilten Zuschläge nach Bayern. Das geht auch aus einer Ergebnisauswertung hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt.
Bayern im bundesweiten Vergleich
Laut der Auswertung sollen in Bayern zehn Anlagen mit einer Leistung von 55,6 MW gebaut werden. Rund die Hälfte der Anlagen soll im Landkreis München entstehen. Die Gesamtleistung soll 27,8 MW betragen. Im bundesweiten Vergleich liegen hinter dem Freistaat lediglich Thüringen (45,2 MW), Rheinland-Pfalz (42,2 MW), Sachsen (24,8 MW) und das Saarland (6 MW).
Erneuerbare liefern 2023 erstmals über 50 % des Stromverbrauchs
Viele Bundesländer schnitten in der aktuellen Ausschreibungsrunde für Windenergieprojekte deutlich besser ab. Schleswig-Holstein führt mit 416 MW, verteilt auf 42 Zuschläge, gefolgt von Niedersachsen mit 312 MW und 25 Zuschlägen, Nordrhein-Westfalen mit 309 MW und 31 Zuschlägen sowie Mecklenburg-Vorpommern mit 222 MW und 16 Zuschlägen. Baden-Württemberg sicherte sich neun Zuschläge für 28 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 151,2 MW, womit es deutlich vor Bayern, dem flächenmäßig größten Bundesland, liegt.
Laut Bundesnetzagentur wurden in dieser Runde lediglich zwei Angebote aufgrund formaler Mängel ausgeschlossen, was bedeutet, dass fast alle eingereichten Gebote berücksichtigt wurden. Die nächste Ausschreibungsrunde endet im Februar 2024.
Verband fordert mehr Tempo beim Ausbau der Windenergie
Bernd Wust, der Landesvorsitzende des Bayerischen Ablegers des Bundesverbands Windenergie (BWE), mahnt angesichts niedriger Ausbauzahlen der Windenergie in Bayern zu mehr Tempo. Er betont, dass auf Bundesebene bereits wichtige Weichen für einen schnellen Ausbau gestellt wurden, und fordert von der bayerischen Staatsregierung eine entschlossene Umsetzung dieser Vorgaben.
Wust hebt hervor, dass Bayern als größtes Flächenland Deutschlands den geringsten Zuwachs an Windenergieanlagen verzeichnet. Trotz der Lockerung der 10H-Abstandsregel, die den Ausbau erleichtert, mangelt es an Dynamik im Sektor. In Bayern wurden von Januar bis Ende November 2023 lediglich sechs neue Windenergieanlagen in Betrieb genommen und zehn weitere genehmigt. Diese Zahlen bleiben weit hinter dem Ziel des Koalitionsvertrags von CSU und Freien Wählern zurück, bis 2030 1000 neue Windräder zu errichten.
Grüne kritisieren CSU-Energiepolitik
Ludwig Hartmann von den Grünen kritisiert die Energiepolitik der CSU scharf. Er wirft ihr vor, durch Blockaden und Verbote die Entwicklung einer regionalen, bürgernahen Energieversorgung in Bayern verhindert zu haben. Um den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen, legt der Landesverband der Grünen ein Forderungspapier vor. Dieses schlägt unter anderem vor, Flächen für Windräder schneller freizugeben und zwar bis Ende 2025. Aktuell ist geplant, bis Ende 2027 1,1 % der Landesfläche dafür bereitzustellen.
Bundesnetzagentur will Kosten für Stromnetze gerechter verteilen
Weiterhin fordert der Verband die vollständige Abschaffung der 10H-Abstandsregel und eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren. Die bisherigen Lockerungen der Auflagen seien unzureichend und blockierten die erforderliche Transformation für ein klimaneutrales Bayern bis 2040. Der Bau von Windrädern solle auch in Wasserschutzzonen ermöglicht werden. Darüber hinaus betont der Verband die Bedeutung der Bürgerbeteiligung und fordert eine sofortige Vergabe von Flächen in den Staatsforsten für Windenergie. (dpa/hoc)