Erneuerbare Energien 08. Nov 2022 Von Thomas Gaul Lesezeit: ca. 4 Minuten

Biogas: Abschöpfung der Übergewinne verunsichert Branche

Die Stimmung der Biogasbranche ist zu Beginn ihres Jahrestreffens, der Biogas Convention, brutal abgestürzt. Biogas ist derzeit stark nachgefragt, doch die neuen Pläne der Bundesregierung, sogenannte Übergewinne auch nachträglich abzuschöpfen, bringen die Existenzängste bei den Betreibern zurück.

Hof und Biogasanlage in Nordeutschland: Die Bundesregierung plant eine Abschöpfung von Strommarkterlösen – den sogenannten Übergewinnen –, auch rückwirkend. Pläne, die ausgerechnet und insbesondere die Betreiber von Biogasanlagen hart treffen würden. Die haben nämlich die Erlöse der letzten Monate schon zu großen Teilen ins Geschäft reinvestiert.
Foto: Joerg Boethling

Zu Beginn der digitalen Biogas-Convention (7. und 8. November 2022) ist die Stimmung in der Branche schlecht. Dabei wurde noch vor drei Wochen die Lage geradezu euphorisch beurteilt. Der flexible und speicherbare Energieträger Biogas war wieder gefragt und aus der Politik erhielten die Biogasanlagenbetreiber das Signal, angesichts der Energieknappheit mehr zu produzieren. Die Bundesregierung hat nach den Plänen der EU-Kommission ihre Vorschläge für eine Abschöpfung von Strommarkterlösen vorgelegt – die sogenannten Übergewinne –, die ausgerechnet und insbesondere Biogasanlagen hart treffen würden.

Biogas, die LNG-Alternative

Im Gegensatz zu den im Oktober bekannt gewordenen Überlegungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wird die Höhe der Obergrenze, ab der ein Bioenergieanlagenbetreiber nahezu alle aus der Stromproduktion erzielten Erlöse abgeben muss, offengelassen. Eine rückwirkende Abschöpfung ist jedoch weiterhin vorgesehen, auch wenn deren Beginn von März auf September 2022 verschoben werden soll.

Biogas: Betreiber profitieren seit Monaten von hohen Börsenstrompreisen

Durch die enorm gestiegenen Preise an der Strombörse war der Betrieb von Biogasanlagen in den letzten Monaten äußerst lukrativ. Das galt umso mehr für flexibilisierte Biogasanlagen, die ihren Strom gezielt in den Stunden mit der höchsten Nachfrage und damit zum höchsten Preis produziert haben. „Die Betreiber haben nun die Erlöse bereits in ihre Anlagen investiert und Stromkontrakte an der Börse verkauft“, erläuterte Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, auf einer digitalen Pressekonferenz am Montag. Auch zur Deckung gestiegener Betriebs- und Einsatzstoffkosten wurden die Erlöse bereits ausgegeben.

Biogas: Große Nachfrage, wenig Zubau

Eine Rückwirkung wäre für die Branchenvertreter ein Vertrauensbruch und würde die Investitionsbereitschaft der Bioenergiebranche für Jahre beeinträchtigen – die Energiewende würde noch weiter ins Stocken geraten. Bereits die Ankündigung einer rückwirkenden Abschöpfung im Oktober hat nach einer Umfrage des Fachverband Biogas dazu geführt, dass allein in der Biogasbranche Aufträge mit einem Investitionsvolumen von rund 400 Mio. € eingefroren oder ganz storniert wurden und für 2023 geplante Investitionen in Höhe von mindestens 500 Mio. € neu überdacht werden.

Pläne der Bundesregierung: Stromerzeugung für Betreiber von Biogasanlagen wird unsinnig

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