Blackout in Deutschland nicht wahrscheinlich
Nicht jeder Stromausfall ist ein Blackout und eine zeitweise unterbrochene Stromversorgung bedeutet nicht zwangsläufig katastrophalen Folgen, betont ein Fachgremium der Wissenschaftsorganisationen Acatech, Leopoldina und Akademienunion.
„Sind Blackouts in Deutschland wahrscheinlich?“ – die Frage treibt viele Menschen sowie Verantwortliche in Kommunen, Einrichtungen und Unternehmen um. Denn wenn wir davon ausgehen müssten, dass der Blackout ziemlich realistisch vor der Tür steht, dann müssten wir auch sicherlich oft genug feststellen: So wirklich vorbereitet sind wir nicht. Müssten wir also dringend was tun?
Energiewende: Blaues Auge statt Blackout
„Hier begrifflich zu differenzieren ist wichtig, um keine Panik zu schüren“, schreibt heute (12. Januar 2023) das Team des sogenannten Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (Esys), in dem sich Expertinnen und Experten der drei Wissenschaftsorganisationen Acatech, Leopoldina und der Akademienunion zusammengetan haben, um genau diese Zukunftsfrage zu beantworten.
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Deren Fazit in Kürze: „Einen Blackout durch eine Energieunterversorgung sehen die Expertinnen und Experten nicht als wahrscheinlich an, da das Energiesystem insgesamt sehr sicher ist.“ Ist das Gerede um den Blackout also mehr hochgeredet als faktisch belegbar? Um hier Orientierung zu bieten, trägt das Esys-Team im Impulspapier „Sind Blackouts in Deutschland wahrscheinlich?“ Argumente zusammen.
Nicht jeder Stromausfall ist gleich ein Blackout
Eines der Probleme ist sicherlich auch, dass ein Blackout nach Angabe des Esys-Teams nicht eindeutig definiert ist, auch wenn sich alle einig sind: „Ein Blackout ist ein großer Stromausfall.“ Es müssten aber die folgenden drei Merkmale gleichzeitig erfüllt sein:
- Der Stromausfall ist so großflächig, dass das betroffene Gebiet nicht mehr ausreichend durch die nicht betroffenen angrenzenden Gebiete versorgt werden kann.
- Der Stromausfall dauert so lange, dass gravierende gesellschaftliche und ökonomische Folgen verursacht werden.
- Der Stromausfall ist ungeplant. Die für die sichere Stromversorgung zuständigen Netzbetreiber verlieren zumindest eine Zeit lang die Kontrolle über das Geschehen im Stromnetz.
Ja, es gebe Blackout-Risiken, aber: „Diese waren allerdings vor der Krise bereits in ähnlicher Größenordnung vorhanden und wurden lediglich von der breiten Öffentlichkeit weniger beachtet und von Politik und Medien weniger kommuniziert“, schreiben die Expertinnen und Experten. Aber, und das erwähnt das Papier explizit, der Ausbau erneuerbarer Energiequellen bei gleichzeitiger Digitalisierung beeinflusst die Gefahr eines Blackouts – allerdings nicht nur als höheres Risiko, sondern auch als Chance zu größerer Resilienz. „Richtig gemacht werden eine aktiv gestaltete Digitalisierung und dezentrale erneuerbare Energien die Resilienz des Systems sogar erhöhen – etwa durch die Möglichkeit von Inselnetzbildung – und somit die Blackout-Gefährdung verringern. Es ist zu hoffen, dass die derzeitige Aufmerksamkeit für das Thema die Politik zu einer raschen Umsetzung wirksamer Maßnahmen bewegt.“