Briten wollen Gas aus Norwegen für 15 Jahre hedgen
Das Wettrennen um Gas, was nicht aus Russland kommt, ist in Europa voll entbrannt. Großbritannien will mit Norwegen einen Megadeal über 15 Jahre verhandeln. Das Motto: Gib uns das teure Gas jetzt billig, wir garantieren dir stabile Preise, auch wenn das Gas in ein paar Jahren wieder billiger wird.
Norwegen und seine Unternehmen haben in Europa derzeit ganz eigene Probleme. So droht in der Slowakei Norwegens Rohstoffkonzern Norsk Hydro ein Arbeitskampf. In der Stadt Žiar nad Hronom, mitten im Land gelegen, wird die Produktion von Primäraluminium eingestellt. Die energieintensive Produktion sei angesichts der laufenden Energiepreissteigerungen nicht mehr haltbar, so Norsk Hydro. Ola Sæter, weltweit bei Norsk Hydro für die Primärproduktion von Aluminium verantwortlich und in der Slowakei Vorstandsvorsitzender der dortigen Betriebe, kritisiert vor allem die slowakische Energiepolitik. Das Land habe sich nicht ausreichend bemüht, die CO2-Kompensation in Brüssel durchzusetzen. Das sei der wesentliche Grund für die Einstellung der Primäraluminiumproduktion von Hydro.
Dass der Großaktionär Hydro in Brüssel hätte selbst vorstellig werden können, fällt offenbar kaum jemandem auf. Der Hydro-Konzern hat im August die Dividende für die staatlichen wie privaten Aktionäre nochmals erhöht. Hilde Merete Aasheim, CEO von Norsk Hydro, lobt die „Rekordresultate“ und freut sich zugleich, ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von 2 Mrd. NOK (norwegische Kronen) oder umgerechnet rund 205 Mio. € ankündigen zu können.
Politik will die Preise für Strom und Gas entkoppeln
In Großbritannien bietet sich ein ganz anderes Bild als in Norwegen. Im Oktober steigt der Preis, den der durchschnittliche britische Haushalt jährlich für Strom und Gas zu zahlen hat, um 80 % von 1971 £ auf 3549 £. Ofgem, der britische Regulator für Gas und Strom, warnt massiv, denn im kommenden Frühjahr steige der Jahrespreis bereits auf 6600 £. Derzeit entspricht 1 £ etwa 1,17 €. Jonathan Brearley, Vorstandschef von Ofgem, arbeitet derzeit mit der Industrie, Verbrauchergruppen und Behörden zusammen, um dem künftigen britischen Premierminister oder der Premierministerin Wege aus der Gaskrise zeigen zu können. Wie andere Vertreter der britischen Energiewirtschaft, so wartet Keith Anderson, CEO von Scottishpower, einem der sechs großen Anbieter, mit eigenen Vorschlägen auf.
In der EU wird ebenfalls intensiv nachgedacht. In Deutschland dreht sich munter das Karussell rund um die Gasumlage und diverser Entlastungspakete. Tinne Van der Straeten, die belgische Energieministerin, fordert, die Verknüpfung zwischen Strom- und Gaspreis in der EU aufzugeben. Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer ruft nach einer EU-Regelung. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach gestern genau das, als sie eine Überarbeitung des EU-Strommarktes im kommenden Jahr ankündigte. Aber es könnte auch anders gehen.
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