Das Smarthome hilft, im kommenden Winter Energie zu sparen
Fast die Hälfte aller Deutschen nutzt Smarthome-Technologien. Laut Bitkom-Chef Achim Berg können sie einen ganz konkreten Beitrag dazu leisten, weniger Heizenergie und Strom zu verbrauchen. Vor allem der Einsatz digitaler Energiespartools steigt stark an.
Fast alle Verbraucherinnen und Verbraucher fragen sich derzeit, wie sie in der kommenden Heizsaison Wärme und Strom einsparen können. Smarthome-Technologien können hier ganz erheblich helfen, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 1315 Menschen in Deutschland, deren Ergebnisse der IT-Branchenverband Bitkom heute, am 1. September 2022, vorstellte.
Smart Metering: Der lange Weg zu flexiblen Stromtarifen
„Smarthome-Technologien können einen ganz konkreten Beitrag leisten zu weniger Heizenergieverbrauch und Stromverbrauch“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg bei der Vorstellung der Studie. Der Smarthome-Trend in Deutschland sei ungebrochen (s. Grafik), so Berg, und im Bereich Energie seien in der letzten Zeit die höchsten Wachstumsraten zu sehen gewesen.
Smarte Thermostate senken Energieverbrauch deutlich
Insgesamt haben 43 % der Menschen in Deutschland zu Hause mindestens eine Smarthome-Anwendung, 2020 waren es 37 %, 2018 26 %. Was den Energiesektor angeht, sind smarte Lampen und Leuchten mit 36 % die meistgenutzte Smarthome-Anwendung. Auf dem zweiten Platz folgen mit 25 % smarte Heizkörperthermostate – mit einem rasanten Wachstumspfad. 2021 lag deren Nutzung bei 17 %, ein Jahr zuvor bei 15 %.
Bitkom: Neustart für das System Deutschland
Achim Berg nutzt smarte Heizkörperthermostate selbst und ist vom Nutzen aus eigener Erfahrung heraus voll überzeugt: „Ich habe immer so zwischen 12 % und 18 % Einsparungen bei der Heizung, das ist schon sehr beeindruckend.“ Das ist auch die Erfahrung, die die für die Studie Befragten gemacht haben: 51 % sagen, der Energieverbrauch sei gesunken, ein Drittel könne das noch nicht sagen, weil das System erst zu kurz im Einsatz ist, und 12 % sagen, er sei gleich geblieben.
Wer einmal mit dem Smarthome Energie spart, ist davon überzeugt
Dabei geht es nicht nur um Menschen, die eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus haben. „Auch in Mietwohnungen können smarte Thermostate mit wenigen Handgriffen installiert und bei einem Umzug einfach mitgenommen werden“, weiß Berg. Zudem hat bei einem Fünftel der Befragten der Vermieter die Smarthome-Anwendung installiert. Wer ein Haus vermietet, ist daher noch lange kein Smarthome-Muffel, vielleicht lohnt also ein Gespräch mit dem Vermieter.
Winter ohne Gas: Forschende simulieren Raumklima in einem Haus ohne Heizen
Die smarten Thermostate haben aus ihren Anwenderinnen echte Fans gemacht: 90 % derjenigen, die eines haben, würden sie weiterempfehlen. 89 % der Befragten meinen sogar, auch Kleinvieh macht Mist in Sachen Klimaschutz, und 75 % meinen, es sollten keine neuen Gebäude mehr gebaut werden, die nicht über ein intelligentes Energiemanagement verfügen. Der Bitkom fordert daher mit Blick auf die kommende Heizsaison, die Mehrwertsteuer für energiesparende Technologien von 19 % auf 7 % zu senken. „Das wäre eine gute Fördermaßnahme und relativ preiswert“, ist sich Berg sicher.
Matter – die neue Plattform für alle Smarthome-Anwendungen
Noch basieren nicht alle Smarthome-Geräte auf einem System. Da die meisten Smarthome-Anwendungen per Smartphone gesteuert werden, tummeln sich bei Smarthome-Fans alsbald mehrere dieser Apps davon – Achim Berg spricht selbst von „bestimmt zwei Hände voll“, die er auf seinem Handy habe. „Diese Nichtkompatibilität der Anwendungen verhindert eine weitere Verbreitung – da tun sich die Hersteller keinen Gefallen“, sagt Berg, würde er doch im eigenen Bekanntenkreis auch feststellen, dass sich viele mit verschiedenen Smarthome-Anwendungen überfordert fühlten.
Für Abhilfe könnte hier der seit Längerem angekündigte Branchenstandard Matter für das Smarthome sorgen. Mehrfach wurde die Markteinführung verschoben, inzwischen heißt laut Branchenkonsortium CSA der Zeitraum „Herbst 2022“. Es dürfte daher spannend sein, wer welche auf Matter basierende Geräte im Rahmen der morgen eröffnenden Messe IFA 2022 in Berlin vorstellt.
Was fand die Studie sonst noch heraus?
Hier das Wichtigste in Kürze:
- Bei den Menschen zwischen 16 bis 64 nutzt rund die Hälfte Smarthome-Anwendungen. Seniorinnen und Senioren ab 65 haben mit 18 % noch viel Luft nach oben.
- Ausfälle von Smarthome-Anwendungen sind eher selten. 55 % sagen „nie“, 15 % „gelegentlich“ und 22 % „selten“. Hauptursache (83 %) für einen Ausfall sind gestörte Internetverbindungen.
- Angst vor einem Hackerangriff, dem Missbrauch persönlicher Daten und um die Privatsphäre sind die Hauptgründe, keine Smarthome-Anwendungen einzusetzen. Bei der Frage nach der Ursache für den Ausfall des Smarthome-Systems bekam die Option Hackerangriff jedoch keine einzige Stimme.
- Ansonsten helfen grundlegende Regeln, so Achim Berg: Keine Billigware, sondern etablierte Anbieter, deren Produkte nach internationalen Standards zertifiziert sind. Dann klappen auch langfristig Updates und die Gefahr ist gering, dass ein Cloud-Zugang plötzlich abgeschaltet wird.
- Im Bereich Haus und Garten sind Saugroboter (22 %) und Mähroboter (18 %) die am meisten eingesetzten Smarthome-Geräte.
- Im Bereich Sicherheit sind es Videoüberwachung (25 %) und smarte Alarmanlagen (24 %).