Die Krux am Kohleausstieg: Raus aus Kohleverstromung hat kaum Einfluss auf Kohleverbrauch
Die derzeitige Klimapolitik wird nicht zu einem globalen Kohleausstieg führen, zeigt eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Die Krux: Wenn die einen auf Nutzung von Kohle verzichten, wird sie frei für die Nutzung durch andere. China kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.
Länder, die aus der Kohleverstromung aussteigen wollen, müssen ihre politische Strategie ausweiten, da sie sonst Gefahr laufen, das überschüssige Kohleangebot in andere Industriezweige im eigenen Land zu verlagern, etwa in die Stahlproduktion, hat ein Forschungsteam des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im Rahmen einer neuen Studie feststellen können. China habe laut den Forschungsergebnissen die Chance, den Markt für erneuerbare Energien zu prägen, wenn es sofort mit dem Ausstieg aus der Kohle beginnen würde. Anderenfalls könnte es den weltweiten Durchbruch der erneuerbaren Energien auf gefährliche Weise verzögern. Noch aber werden laufend neue Kohlekraftwerke in China gebaut – vor allem auch, um alte, wesentlich ineffizientere Kohleanlagen zu ersetzen.
„Es ist ein wirklich entscheidender Moment“, betont Stephen Bi vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universität Potsdam. Er ist Hauptautor der Studie, die heute (6. Februar 2023) im Wissenschaftsmagazin „Nature Climate Change“ veröffentlicht wird. „Unsere Computersimulation der derzeitigen Klimaökonomie und -politik zeigt, dass die Chance für einen Kohleausstieg bis Mitte des Jahrhunderts weniger als 5 % beträgt. Dies würde bedeuten, dass wir nur minimale Chancen haben, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und schwerwiegende Klimarisiken zu begrenzen.“
Alle Branchen, die Kohle nutzen, müssen gleichermaßen raus aus der Kohle
„Was uns besonders verblüfft hat: Obwohl in unseren Simulationen die meisten Länder beschlossen, die Kohleverstromung einzustellen, hatte dies fast keine Auswirkungen auf den gesamten zukünftigen Kohleverbrauch“, sagt Bi. „Wir haben dieses Ergebnis dann genauer untersucht, um herauszufinden, was die politischen Entscheidungsträger tun können, um den Kohleausstieg tatsächlich zu erreichen.“
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