Die wichtigsten Fakten zu Gas in Deutschland
Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat heute einen Überblick über Daten und Fakten zu Gasversorgung und -verbrauch in Deutschland gegeben. Erdgas ist danach aktuell der wichtigste Energieträger für Industrie und private Haushalte.
Seit heute fließt es wieder, russisches Gas durch die Pipeline Nord Stream 1, die Wartungsarbeiten an der Doppelpipeline seien erfolgreich beendet worden. Das hat die Betreibergesellschaft in Zug (Schweiz) heute Morgen mitgeteilt. Nach Angaben der deutschen Presseagentur (dpa) wird es laut Nord Stream AG etwas dauern, bis die volle Transportleistung erreicht ist. Die in Bonn ansässige Bundesnetzagentur geht davon aus, dass das Transportvolumen wieder auf die 40 % der maximalen Kapazität hochgefahren werden wird, die schon vor der Wartung bis zum 11. Juli geflossen sind.
Chemieverband: Gasnotstand wäre nicht sofort spürbar – und nicht überall in Deutschland gleich
Wie wichtig die Aufnahme der Gaslieferungen durch die Leitung ist, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) in Wiesbaden, die das Amt heute Morgen veröffentlichte. So spielen fossile Energieträger für die deutsche Industrie nach wie vor eine bedeutende Rolle: „Erdgas war im Jahr 2020 der wichtigste Energieträger mit einem Anteil von 31,2 % am Gesamtverbrauch in der Industrie, gefolgt von Strom (21 %), Mineralölen und Mineralölprodukten (16 %) sowie Kohle (16 %).“ Den höchsten Anteil am gesamten Erdgasverbrauch in der Industrie habe mit einem Anteil von 36,9 % die chemische Industrie gehabt, auch weil Erdgas für sie nicht nur Energieträger, sondern auch essenzieller Bestandteil im Produktionsprozess ist. Platz zwei halten die Nahrungs- und Futtermittelhersteller (10,8 %), Platz drei mit 10,3 % die Metallerzeugung und -bearbeitung.
Gas deckt 41 % des Energiebedarfs privater Haushalte in Deutschland
2019 habe der durchschnittliche Jahresverbrauch von Wohnenergie – also für Heizen, Warmwasserbereitung, Kochen, den Betrieb von Elektrogeräten etc. – bei gut 8800 kWh pro Person gelegen, so Destatis. 41,2 % dieses Energiebedarfs würden durch Erdgas gedeckt. Allerdings verschiebt sich der Einsatz, vor allem im Heizungssektor: In Neubauten seien 2021 in den fertiggestellten Wohngebäuden Gas zu 34,3 % als primäre Heizung genutzt worden, 2020 waren es noch 39 %, 2019 knapp 42 %. Also ein deutlicher Rückgang binnen zwei Jahren.
Die Stromerzeugung aus Erdgas ist laut Destatis zwar rückläufig, lag aber mit 18,7 TWh im ersten Jahresquartal 2022 noch bei 13,0 % des in Deutschland erzeugten und in das Stromnetz eingespeisten Stroms. Im ersten Quartal 2021 hatte der Anteil bei 16,2 % (22,5 TWh) gelegen.
95 % des in Deutschland eingespeisten Gases wurden importiert
Der größte Teil des in Deutschland eingespeisten Erdgases stammt nach Angaben der Statistikbehörde aus dem Ausland. Aus den Daten der Monatserhebung über die Gasversorgung ergeben sich Nettoimporte (ausgedrückt in Einheiten der Energieleistung) von 904,5 TWh. Dem standen 47,8 TWh aus inländischer Förderung gegenüber.
Zu den Gasflüssen aus Russland gibt Destatis an, dass bisher die Russische Föderation ein wichtiges Herkunftsland für Erdgas gewesen sei. Im Mai seien Erdgas und Erdöl im Wert von 1,9 Mrd. € nach Deutschland importiert worden. Wie viel Gas in Kubikmetern oder in Terawattstunden aber tatsächlich nun geflossen sind, das darf das Bundesamt in Wiesbaden nach eigenen Angaben nicht mitteilen. Rechtliche Gründe – Datenschutz.
Wie viel Gas kommt aus Russland? Einfache Frage ohne klare Antwort
Rund die Hälfte der Erdgasimporte ist in letzter Zeit aus Russland nach Deutschland gekommen. Die Datenlage ist dennoch unbefriedigend, wie auch schon der Bayerische Rundfunk (BR) im März bei eigenen Recherchen erfahren musste. Sowohl die Bundesnetzagentur als auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) haben Daten: „Allerdings schreibt das Bafa auf Anfrage, die Zahlen seien nicht belastbar, da man teils auf freiwillige Angaben der Gasunternehmen angewiesen sei. Auch die Bundesnetzagentur teilt mit, ihre Zahlen seien ‚nicht geeignet‘ zur Bestimmung des russischen Anteils am deutschen Gasverbrauch“, resümierten die Datenjournalisten des BR. Hintergrund dafür sei, dass im Gegensatz zum Öl keine umfassende Erhebung von Erdgasdaten gesetzlich vorgeschrieben ist.
Die Bundesregierung selbst arbeitet nach BR-Erkenntnissen mit Daten des Energiekonzerns BP. Dessen Einschätzung von 55 % an russischem Gas bei den Importen nach Deutschland speisen sich aus den Daten, die die Briten seit 1965 eifrig gesammelt haben und die sich in einem gewaltigen Datensatz namens „BP Statistical Review of World Energy“ verstecken. Der daraus jährlich verfasste Bericht gilt als einer der wichtigsten Leitfäden zur Entwicklung globaler Energiemärkte.
Im öffentlich verfügbaren Teil sind die Daten nicht national herunterzubrechen, wohl aber der Gasfluss in den europäischen Raum. Im Jahr 2021 lag der Gastransport von Russland durch Pipelines nach Europa relativ konstant bei 167 Billionen m3. Allerdings sei der Export in die EU im Vergleich zu 2020 um 8,2 % auf 132,3 Billionen m3 gesunken, schreibt BP.