Wasserstoffwirtschaft 05. Jan 2023 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Energie: RWE und Equinor wollen Klimaschutz durch Wasserstoff voranbringen

Die Energiekonzerne RWE und Equinor wollen beim Import von CO2-armem Wasserstoff aus Norwegen nach Deutschland zusammenarbeiten. Kern der Strategie sind wasserstofftaugliche Gaskraftwerke und die Abscheidung und Speicherung von CO2.

Grafik zur Pressemeldung „RWE und Equinor vereinbaren strategische Partnerschaft für Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung“ vom 5. 1. 2023. Die beiden Energiekonzerne aus Deutschland und Norwegen wolllen rund um Wasserstoff eine Kooperation aufbauen. Die beinhaltet die Weiternutzung von Gaskraftwerken in Deutschland (RWE) wie auch die ausgebeuteten Öl- und Gasfelder in der See vor Norwegen, um abgetrenntes CO2 dort langfristig zu speichern (Equinor). Grafik: RWE AG

Die deutsche RWE AG und der norwegische Öl- und Gaskonzern Equinor haben am Donnerstag (5. 1. 2023) in der norwegischen Hauptstadt Oslo eine strategische Kooperation rund um den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft vereinbart, wie beide Unternehmen mitteilten. Das Vorhaben umfasse auch Großprojekte zur europäischen Energieversorgung; im Endeffekt bringen beide Unternehmen bestehende Infrastruktur mit ein und wollen sie im Rahmen einer Umstellung von einer öl- und gasbasierten Energiewirtschaft hin zu einer wasserstoffbasierten weiterhin nutzen. Fernziel sei ein dekarbonisierter, klimaneutraler Stromsektor.

Konkret sollen auf deutscher Seite bestehende Gaskraftwerke wasserstofffähig umgerüstet oder neue gebaut werden, auf norwegischer Seite wird die Produktion klimaneutralen Wasserstoffs hochgefahren. Parallel will Equinor erst die klassischen Herstellverfahren für Wasserstoff auf Basis von Erdgas nutzen; klimaneutral soll der Wasserstoff gestellt werden, indem das in dem Prozess anfallende Treibhausgas CO2 abgeschieden und in ausgeförderten Öl- und Gaslagerstätten des Konzerns langfristig gelagert wird. CCS (Carbon Capture and Storage) nennt sich dieses Verfahren. Dieser „blaue“ Wasserstoff soll perspektivisch durch „grünen“ Wasserstoff ersetzt werden (s. Kasten), der zunehmend durch Offshore-Windparks und norwegische Wasserkraft erzeugt werden soll.

Parkettnotizen: RWE setzt auf grüne Energien

Grundvoraussetzung für die gesamte Kooperation jedoch ist, dass es perspektivisch eine Wasserstoffpipeline von Norwegen nach Deutschland gibt und auch in Deutschland die entsprechende Infrastruktur zur Anbindung vorhanden ist. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält sich am 5. und 6. Januar 2023 zu Gespräch in Oslo auf, dabei geht es unter anderem um das Thema Wasserstoff.

Für mehr Klimaschutz soll Wasserstoff in Deutschland bis 2030 industrietauglich hochgefahren werden

Die erste Zielmarke für die Kooperation ist das Jahr 2030. Bis dahin sollen zunächst 2 GW „blauen“ Wasserstoffs aus Norwegen nach Deutschland exportiert werden können, bis 2038 sollen es bis zu 10 GW sein. Gassco, Equinor und Drittparteien prüfen den Bau dieser Pipeline derzeit, heißt es in der Mitteilung. Blauer Wasserstoff ist in Deutschland umstritten. In Fachkreisen wird jedoch argumentiert, es gelte erst einmal genügend Wasserstoff bereitstellen zu können, um die wasserstoffbasierten Prozesse großskalig hochfahren zu können. Dass das auch die Politik in Deutschland dauerhaft so sieht, darauf verlassen sich die beiden Kooperationspartner.

Auf dem Weg zum Wasserstoffkraftwerk

Langfristig soll dann der blaue durch grünen Wasserstoff ersetzt werden. RWE will bis 2030 wasserstofftaugliche Gaskraftwerke mit einer Kapazität von rund 3 GW bereitgestellt haben. 2021 schloss der Essener Energiekonzern eine Vereinbarung mit dem japanischen Technologiekonzern Kawasaki für die technische Entwicklung entsprechender Kraftwerke, auch für die Umbauten im Bestand. Nach Vorgaben von Habecks Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz müssten diese Gaskraftwerke bei ihrer Inbetriebnahme mit 50 % Wasserstoff betrieben werden können, bis Mitte der 2030er soll dann eine komplette Befeuerung mit Wasserstoff erfolgen.

Norwegen und Deutschland steuern mit Wasserstoff auf eine Partnerschaft bei Energie und Klimaschutz zu

„Die Zusammenarbeit hat das Potenzial, Norwegen zu einem wichtigen Lieferanten von Wasserstoff für Deutschland und Europa zu machen“, sagte Equinor-Chef Anders Opedal laut Mitteilung. Norwegen wurde in den letzten beiden Jahren ohnehin schon zu einem engen Partner Deutschlands, um die mehr und mehr ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland seit Beginn des Ukrainekriegs kurzfristig kompensieren zu können.

Markus Krebber, CEO der RWE AG, betonte die Bedeutung für den Industriestandort: „Blauer Wasserstoff in großen Mengen kann den Anfang machen und anschließend immer grüner werden. Das ist genau das, was wir mit unserer Partnerschaft vorantreiben: die Versorgung der Industrie mit signifikanten Mengen an Wasserstoff.“

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