Energienetze 04. Jan 2023 Von Elke von Rekowski Lesezeit: ca. 2 Minuten

Energie: Software automatisiert Anschlussprüfung

Im Bereich Energie setzen immer mehr Menschen in Deutschland auf erneuerbare Energien. Wer sich eine Photovoltaikanlage, eine Wärmepumpe oder eine Ladestation fürs E-Auto anschaffen möchte, muss zunächst ein Anschlussgesuch an seinen Energienetzbetreiber stellen. Dank einer neuen Software soll dieser nun schneller antworten können.

Mit der Software Retoflow lässt sich für die bessere Planung der digitale Zwilling eines Stromnetzes erstellen.
Foto: Retoflow GmbH

Bislang benötigen Antragsteller vor allem Geduld. Denn der Boom von erneuerbaren Energien und zahlreiche Förderprogramme sorgen für einen massiven Anstieg an Anschlussgesuchen. Der Energienetzbetreiber prüft in der Regel manuell, ob der Anschluss an das kommunale Netz möglich ist. „Der derzeitige Anschlussprozess ist langwierig, da er manuell erfolgt. Bis zur Rückmeldung seitens des Netzbetreibers können Wochen vergehen“, sagt Leon Thurner, CEO bei Retoflow, einer Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE).

Das Start-up hat die gleichnamigen Cloud-Software Retoflow entwickelt, mit der Energienetzbetreiber die Gesuche künftig automatisiert und somit deutlich schneller checken können. „Unsere Software prüft die Anschlussmöglichkeit von Photovoltaikanlagen in Privathaushalten und Photovoltaikparks, von E-Ladestationen, Wärmepumpen und Haushaltsstrom automatisiert in Echtzeit“, so Thurner. Darüber hinaus lassen sich mit der Software Strom- und Rohrnetze sektorübergreifend modellieren, simulieren und langfristig planen.

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Energie: Digitaler Netzzwilling vereinfacht Planung

Die neue Software ermöglicht es, einen digitalen Zwilling des komplett digitalisierten Energienetzes zu erstellen. Das hat Vorteile: Wenn überprüft werden soll, ob der Anschluss einer neuen Anlage möglich ist, lässt sich ein solcher Anschluss einfach per Knopfdruck simulieren. Dazu ruft die webbasierte Plattform ruft die passenden Netzdaten ab und testet die Auswirkungen in den verschiedenen Netzebenen. Gleichzeitig lässt sich über die Plattform die technische Machbarkeit prüfen. Auf diese Weise kann ermittelt werden, ob für den Anschluss ein entsprechender Ausbau erforderlich wäre.

Anfrageflut besser bewältigen

„Mit der Energiewende stieg die Zahl der Anfragen exponentiell an. Selbst ein kleines Stadtwerk erhält pro Jahr über 1000 Anfragen und müsste viele neue Fachkräfte einstellen, um die Gesuche abzuarbeiten“, berichtet Thurner. Er ist davon überzeugt, dass Netzbetreiber und Stadtwerke mit der Software Ressourcen einsparen und einer Überforderung der Mitarbeitenden entgegenwirken können. Das Programm ist bereits bei einigen Pilotkunden im Einsatz, u. a. bei den Stadtwerken Fürstenfeldbruck, Netze BW und BS Netz.

Übergreifende Planung für alle Energienetze

Energie: Langfristplanung von Strom- und Rohrnetzen

Das Programm wurde außerdem für die Langfristplanung von Strom- und Rohrnetzen entwickelt. Dies gelingt mithilfe einer Metaheuristik: Sie generiert Vorschläge für die künftige Netzkonfiguration und -planung und spricht Empfehlungen beispielsweise für den Bau oder den Rückbau von Leitungen aus. Im Übersichtsmodus lassen sich sämtliche Versorgungsleitungen einblenden. Das Netzmodell bis zum letzten Hausanschluss wird dabei laut Entwickler übersichtlich dargestellt. Überlastete Leitungen werden dabei ebenso angezeigt wie mögliche künftige Kabelverläufe.

Routenführungen, Auslastungen der Leitungen, Spannungsdifferenzen und weitere technische Parameter lassen sich mithilfe der Software in Echtzeit anzeigen. Darüber hinaus kalkuliert das Programm die anfallenden Kosten.

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Energie: Strom-, Gas- und Wärmenetze gekoppelt betrachten

Retoflow ist Cloud-basiert, lässt sich auf Wunsch jedoch auch vor Ort beim Netzbetreiber hosten. Aktuell ist die Software darauf ausgelegt, Stromnetze zu modellieren. Thurner und sein Team planen jedoch, das Programm zusätzlich für die Konzeptionierung von Gas- und Wärmenetzen auszubauen. Die hierfür erforderlichen Berechnungsalgorithmen kommen aus dem Fraunhofer-Universum und der Universität Kassel. Das Start-up übernimmt die Gestaltung und kümmert sich um die Softwarelösung.

„Aktuell behandeln Netzbetreiber und Stadtwerke die Technologien der Energiewende noch getrennt. Doch mit der fortschreitenden Sektorkopplung werden Strom-, Wärme- und Gasnetze zunehmend kombiniert und zusammengeführt“, so Thurner. Um diese Entwicklung zu unterstützen, will das Unternehmen die übergreifende Planung der verschiedenen Sektoren zusammen anbieten.

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