Energie- und Stromverbrauch in Deutschland sinken 2020 deutlich
Corona hat Folgen – so kann man die ersten Bilanzen der einschlägigen Organisationen zum Energieverbrauch in Deutschland beschreiben.
Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) wird der Energieverbrauch in Deutschland in diesem Jahr mit 11 920 Petajoule (PJ) voraussichtlich um knapp 7 % unter das Niveau des Vorjahres fallen. Dies hätten Berechnungen für die ersten neun Monaten des laufenden Jahres ergeben, so die AGEB schon zu Wochenbeginn.
3,5 % weniger Strom als im Vorjahr werden Schätzungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge im Jahr 2020 in Deutschland verbraucht, wie die Organisation heute morgen mitteilte. Auch der Gasverbrauch werde voraussichtlich rückläufig sein.
3,5 % weniger als im Vorjahr – vor allem die Industrie dafür verantwortlich
In den ersten drei Quartalen dieses Jahres seien in Deutschland 383 TWh (Milliarden Kilowattstunden) an Strom verbraucht, so der BDEW. Das seien 4,7 % weniger als von Januar bis September des Jahres 2019. Hochgerechnet auf das Kalenderjahr, ergibt sich dann laut einer BDEW-Berechnung 3,5 % weniger Strom als noch 2019.
Grund für den Rückgang im Stromsektor ist die vor allem im zweiten Quartal durch die Corona-Pandemie stark gesunkene Industrieproduktion. Die Industrie ist laut BDEW mit einem Anteil von fast 46 % größte Stromverbraucherin in Deutschland. Nachdem der Stromverbrauch während des Lockdowns im Frühjahr zwischenzeitlich um bis zu 12 % unter dem des Vorjahreszeitraums lag, stieg der Verbrauch nach dem Lockdown entsprechend wieder. Allerdings erreichte der industrielle Strombedarf bisher nicht wieder die Werte des Vorjahres. So lag der Stromverbrauch im September noch 2,4 % unter dem von 2019.
Klimaschutz erzwingt Fuel-Switch – Gasverbrauch deutlich unter Vorjahr
Nach den Berechnungen des BDEW wurden im Jahr 2020 in Deutschland 661 TWh Erdgas verbraucht. Das ist 3,0 % weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Verantwortlich hierfür sei zum einen die milde Witterung zu Beginn des Jahres gewesen (Januar und Februar waren überdurchschnittlich warm), zum anderen habe sich die Corona-Pandemie ausgewirkt. Das zeige sich, wenn man die witterungsbedingten Effekte herausrechne. Dann, so der BDEW, ergebe sich trotz einer leicht gestiegenen Stromerzeugung in Erdgaskraftwerken ein insgesamt um 1 % gesunkener Erdgasverbrauch für dieses Jahr.
Dieser vermehrte Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung ist Teil eines generellen Trends im Rahmen der Energiewende: Kohle nimmt ab, Erdgas nimmt zu in der Stromerzeugung. Unter anderem wegen dieses Fuel-Switches von Kohle oder Öl hin zu Erdgas dürften laut AGEB 2020 die energiebedingten CO2-Emissionen um knapp 72 Mio. t bzw. mehr als 10 % gegenüber 2019 sinken. Sollte die Corona-Pandemie noch weitere Maßnahmen erzwingen, sei mit einem stärkeren Rückgang beim Energieverbrauch und beim CO2-Ausstoß zu rechnen.