Energie 18. Sep 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Energieeffizienz: Deutsche Unternehmen könnten 21 Mrd. € sparen

In Deutschland ließe sich die Hälfte der Prozesswärme wirtschaftlich einsparen. Das ergibt eine Studie im Auftrag des Energieeffizienzverbandes Deneff.

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In Deutschland ließe sich die Hälfte der Prozesswärme wirtschaftlich einsparen. Das ergibt eine Studie im Auftrag des Energieeffizienzverbandes Deneff. Im Bild Rohrleitungen und Armaturen vom Wärmetauscher in einer Gasdruck-Reduzierungsstation.
Foto: IMAGO/Lutz von Staegmann / FUNKE Foto Services

Deutsche Unternehmen könnten durch gezielte Maßnahmen insgesamt bis zu 21 Mrd. € jährlich an Energiekosten einsparen. Das zeigt eine Kurzstudie der Hochschule Niederrhein, durchgeführt im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff). „Für industrielle Wärmeanwendungen wird in Deutschland genauso viel Energie verbraucht wie für die Gebäudewärme – und das noch überwiegend fossil“, erklärt Christian Noll, Geschäftsführender Deneff-Vorstand. „Es ist überfällig, dass die Politik das Thema strategisch adressiert. Sicher wird es eines der bestimmenden Wirtschaftsthemen für die nächste Legislaturperiode.“

Die Energieeffizienz ist ganz offiziell eines der drei Standbeine der deutschen Energiewende. Die öffentliche Hand ist per Gesetz zur Vorreiterrolle verpflichtet. Und es gab mal die Hoffnung, dass auch viele Unternehmen mitmachen, weil es auch jede Menge Förderinstrumente gibt. Aber noch unter der Regierung Merkel wurde klar: Das klappt alles nicht. Zwischen 2008 bis 2020 sollte sich die Energieeffizienz auf 2,1 % pro Jahr steigern. Es gab aber nur 1,3 % Effizienzfortschritt bis 2019 per annum. Jetzt erinnert der sich der Energieeffizienz verpflichtet fühlende Unternehmensverband Deneff, was alles möglich wäre.

Die Hälfte der Prozesswärme lässt sich wirtschaftlich einsparen

Klar: Es gibt Unternehmen, die was tun, aber längst nicht alle. Es müssten mehr sein. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass im Schnitt die Hälfte der aktuell verwendeten Prozesswärme in der Industrie wirtschaftlich eingespart werden kann. Jörg Meyer, Professor für Energiemanagement und Energietechnik an der Hochschule Niederrhein und einer der Autoren der Studie, hebt hervor: „Das entspricht einem Drittel des gesamten industriellen Energiebedarfs in Deutschland.“

Die möglichen Potenziale und Maßnahmen unterscheiden sich laut Deneff nach Branche und Temperaturniveau. Eine große Rolle spielen Wärmerückgewinnung, bessere Steuerung und die exakte Bestimmung der benötigten Temperatur. In Bereichen, in denen Temperaturen bis 200 °C benötigt werden, könne Abwärme direkt in Industriewärmepumpen recycelt und so ganze 80 % im Energieeinkauf gespart werden.

Elektrifizierung könne auch im Bereich der Industriewärme helfen, erneuerbare Energien direkt zu nutzen – bis in hohe Temperaturbereiche, betont die Deneff. Die individuellen Einsparmöglichkeiten einzelner Unternehmen können unterschiedlich ausfallen – abhängig insbesondere von Temperaturniveaus, Prozessen und bereits umgesetzten Maßnahmen.

Energieeffizienzmaßnahmen lohnen sich oft kurzfristig

Gelebte Energieeffizienz: Wärmetauscher unter den Faulbehältern einer Kläranlage. Die Wärme aus dem Kraftwerk heizt den Schlamm auf die optimale Temperatur für die Bakterien, die ihn zersetzen. Foto: mauritius images / SZ Photo Creative

Die Studie zeigt auch: 63 % der wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale sind Maßnahmen mit einer attraktiven Rendite, die sich innerhalb von drei Jahren amortisieren. „Am besten sollten Unternehmen jetzt direkt loslegen, und das tun auch immer mehr“, so Tatjana Ruhl, Leiterin Dekarbonisierung der Industrie bei der Deneff. Warum es doch nicht klappt, ist seit vielen Jahren hinlänglich bekannt: fehlende Kenntnis, Prioritätensetzung im Unternehmen, Finanzierung, zu kurzfristige Renditeerwartungen oder eine zu unsichere Energiepreisentwicklung. Oder auch: Es fehlen Stromnetzanschlüsse, um von fossilen Brennstoffen auf Strom umzustellen.

Vor allem Wärmepumpen gelten bei Energieeffizienzmaßnahmen aber auch für die Dekarbonisierung als Gamechanger. „Insbesondere Wärmepumpen haben hier einen besonders großen Hebel, da nur rund ein Viertel der benötigten Wärme als Strom aufgewendet werden muss“, so Alexander Piégsa, Senior Experte Modelle & Industrie beim Beratungsunternehmen Prognos. „Daher können wir die Ergebnisse der Hochschule Niederrhein zumindest in ihrer ungefähren Größenordnung bestätigen. Eine Detailbetrachtung für die einzelnen Branchen und Temperaturbereiche würde sich sehr lohnen.“

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