Energieversorger MVV Energie mit robustem Ergebnis
Energieversorger MVV Energie liefert für das Geschäftsjahr 2022 nach eigenen Angaben mit fast 4,2 Mrd. € Umsatz robuste Zahlen. Die Mannheimer wollen Investitionen in die Energiewende weiter forcieren.
MVV-Energie-Chef Georg Müller schaute heute Morgen (14. Dezember 2022) bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main auf die nächsten beiden Tage, an denen die Politik in Berlin über den Arbeitsanfall seiner Belegschaft in den nächsten Monaten maßgeblich entscheiden wird: „Für die nächsten Tage, genau genommen morgen und übermorgen, erwarten wir nun insbesondere die finalen Beschlüsse zu den Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme. Die damit verbundenen Entlastungen werden wir zeitgerecht umsetzen, auch wenn uns das vor zusätzliche Herausforderungen stellt, insbesondere unsere Mitarbeiter in der Kundenbetreuung und in der IT.“
Energiewende: Nabelschau hilft nicht
Dem CEO des Mannheimer Energieversorgers ist es wichtig, dass die Hilfen des Bundes wegen der höheren Energiepreise bei seiner Kundschaft möglichst schnell und gut ankommen, aber „hilfreich wäre es deshalb, wenn es auf der Zielgeraden des Gesetzgebungsverfahrens noch Schritte zur Vereinfachung der Abläufe geben würde“. Nicht erst Müller weist darauf hin, dass die Abwicklung des Entlastungspakets eine Herkulesaufgabe für die Versorger ist, ob klein oder groß. Je schlanker das Verfahren aufgestellt ist, desto schneller kann das Geld dann auch da sein, wo es hin muss.
Wichtig aber war ihm: „Ich will die Bemerkung durchaus machen, dass der Staat damit die Energieunternehmen, also uns, zur Erfüllung einer hoheitlichen Aufgabe heranzieht, quasi dienstverpflichtet. Das kann keine Dauerlösung sein.“
MVV Energie spricht von „schwierigem Marktumfeld“
Keine Sorgen macht Müller derzeit die eigene Geschäftsentwicklung. Im am 30. September 2022 abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 erlöste MVV Energie 4,199 Mrd. €, 2 % mehr als im Vorjahr. „Beeinflusst im Wesentlichen durch die gestiegenen Großhandelspreise für Strom und Gas und durch höhere Stromhandelsmengen“, erläutert er. Das Adjusted Ebit betrug 298 Mio. €, 8 % mehr als vor Jahresfrist – ohne den Einmaleffekt von Fremdveräußerung. Dies waren zusätzlich rund 55 Mio. € erlöste Anteilsverkäufe. Diese Verkäufe gehen weiter, zum Beispiel der erst gestern bekannt gewordene Erwerb der tschechischen Tochter MVV Energie CZ durch die luxemburgische Cube Infrastructure Managers. Der bereinigte Jahresüberschuss nach Fremdanteilen stieg um 17 % auf 176 Mio. €. Gleichzeitig investierte der Versorger mit 335 Mio. € so viel wie lange nicht mehr in den langfristig geplanten Umbau seiner eigenen Energiebereitstellungsinfrastruktur hin zu erneuerbaren Energiequellen. Dennoch spricht MVV von einem „schwierigen“ Marktumfeld; so machte der Kraftwerkssektor Sorgen und die Volatilität des gesamten Marktumfelds trug und trägt nicht zur Beruhigung bei.
In Feierlaune war Müller nicht. Vielmehr sieht er im erzielten Ergebnis das „Resultat der Initiativen der letzten Jahre“. Zwar trieben die gestiegenen Großhandelspreise die Erlöse, aber er sieht im diesjährigen Ergebnis vor allem die Früchte der eigenen strategischen Ausrichtung „und unsere sich ergänzenden Geschäftsmodelle“. Die Steigerung des Ebit nach Fremdveräußerungen habe der MVV-Vorstand nämlich schon vor Jahresfrist als Zielvorstellung für das Geschäftsjahr formuliert. Jede Erlösabschöpfung sei ein Eingriff in Marktregeln. „Dieser darf daher nicht rückwirkend erfolgen und muss ein Enddatum haben“, appelliert er an den Gesetzgeber.
MVV investiert über ein Jahrzehnt 3 Mrd. € in nachhaltiges Wachstum
Georg Müller ist vor allem die Langzeitstrategie wichtig. Vor einigen Jahren gaben die Mannheimer das Ziel aus, zwischen 2016 und 2026 insgesamt etwa 3 Mrd. € in nachhaltiges Wachstum investieren zu wollen. Die 335 Mio. € Investitionssumme im Geschäftsjahr 2022 waren bisher der höchste Jahresbetrag. Dafür will MVV zum Beispiel bis 2026 die eigene Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien auf über 800 MW Nennleistung steigern. Im Geschäftsjahr 2022 lag diese bei 614 MW, ein Plus von 50 MW gegenüber 2021. Im Bereich grüner Wärme legte MVV um 9 % auf 861 MW zu.
Mit der Prognose für das Geschäftsjahr 2023 bleibt Müller vorsichtig: Insgesamt ist das Unternehmen aber zuversichtlich, „sein operatives Ergebnis – also ohne Veräußerungsgewinne als Einmaleffekte – auf dem Niveau des abgelaufenen Geschäftsjahres halten zu können“, heißt es seitens MVV.
Krisenpolitik darf Klimaschutz nicht dauerhaft überlagern
Viel wichtiger als die Verkündigung der robusten Zahlen für 2022 – die sich auf Rekordniveau für den Versorger bewegen – ist für Müller, dass die Energiewende wirklich vorangeht. Die Politik der Bundesregierung nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine und die resultierende energiewirtschaftliche Krise hält er für grundsätzlich nachvollziehbar und richtig. „Aber klar ist auch, dass die kurzfristig notwendigen Maßnahmen die Frage nach dem langfristig richtigen Kurs zu einer modernen, zukunftsgerichteten Energieversorgung zwar vielleicht überlagert haben, sie aber nicht verdrängen können. Langfristig bleiben sie die entscheidenden.“
Versorger MVV bangt um Windkraft
„Andauernde Zieldiskussion und andauernde Zweifel an der Zielerreichung helfen nicht weiter“, betonte er mit Blick auf die nationalen Ausbau- und Klimaschutzziele. Vor dem Hintergrund des Krieges könne aber auch eine immer mal wieder geforderte Autarkie kein Ziel sein – weder für Deutschland noch für Europa. „Deshalb braucht es eine wohlverstandene Diversifizierung, die aus globalen Realitäten die richtigen Schlussfolgerungen zieht. Neue Abhängigkeiten, neue einseitige Abhängigkeiten insbesondere, müssen vermieden werden.“