Energiewende: Großes Potenzial für Erdwärmepumpen
Autoren der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) zeigen in einer neuen Roadmap, wie sich Erdwärmepumpen am besten für die Energiewende in Deutschland nutzen ließen. Die Chancen sind ihr zufolge riesig.
„Erdwärmepumpen sind heute bei vielen Herstellern am Markt verfügbar. Die Systeme arbeiten äußerst effizient, decken ein breites Leistungsspektrum ab und bieten erprobte Lösungen für die klimafreundliche Bereitstellung von Wärme und Kälte“, erklärt Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) mit Hauptsitz in Bochum.
Doch beim Blick auf ihren Einsatz, vor allem als Alternative im deutschen Wärmemarkt zu den marktbeherrschenden fossilen Brennstoffen, verzeichnet das IEG rund 400 000 landesweit installierte Einheiten, rund 20 000 werden jährlich neu errichtet. Der neuen „Roadmap Oberflächennahe Geothermie – Potenziale, Hemmnisse und Handlungsempfehlungen“ zufolge braucht es aber rund 4 Mio. Erdwärmepumpen bis 2045, um ihr Potenzial für die deutsche Energiewende optimal nutzen zu können.
Erdwärmepumpen könnten drei Viertel des Wärmebedarfs für Raumwärme und Warmwasser decken
Woran hakts? „Die Hemmnisse für den Markterfolg liegen also weniger im technischen Bereich als bei Förderrichtlinien, Genehmigungsverfahren, mangelnder Investitionsbereitschaft und beim Fachkräftemangel“, erklärt Bracke. Dabei, so haben die IEG-Autoren abgeschätzt, ließen sich 600 TWh der aktuell 800 TWh des jährlichen Nutzwärmebedarfs für Raumwärme und Warmwasser mit Erdwärmepumpen abdecken.
Geothermie, Energiewende aus der Tiefe
Wenn aber bisher die Rede von Wärmepumpen ist, zum Beispiel beim Neubau, sind oft damit die Luft-Luft-Wärmepumpen gemeint. Erdwärmepumpen aber holen die Wärme über eine oder mehrere Bohrungen mit einer konstanten Temperatur von 5 °C bis 20 °C aus Tiefen bis zu 400 m. „Die Vorteile der oberflächennahen Geothermie liegen auf der Hand. Sie ist heimisch und grundlastfähig, verbraucht wenig Fläche und verursacht keine Emissionen. Die dringend überfällige Umgestaltung des Wärmemarkts kann durch gezielte Anpassung der Rahmenbedingungen und Förderkulissen mittelfristig erreicht werden“, heißt es im Vorwort zur Roadmap, die die Autoren im Auftrag des Bundesverbands Geothermie (BVG), des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) und der Erdwärme Gemeinschaft Bayern erstellt haben.
Sechs Punkte, wie Erdwärmepumpen besser zur Energiewende beitragen können
Laut IEG stellt die neue Roadmap „den Sachstand zum Thema Erdwärmepumpen in Deutschland zusammen“. Daraus wiederum haben die Autoren sechs Handlungsempfehlungen entwickelt:
- Genehmigungsverfahren: Die Bundesländer sollen ihre Restriktionen überarbeiten, reduzieren und bundesweit vereinheitlichen. Das soll zu Genehmigungen nach transparenten Kriterien führen, die zuverlässig und zeitnah erteilt werden.
- Fachkräfte: Die Ausbildung im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk muss die Wärmewende inhaltlich in den Fokus nehmen. Auch das Bohrhandwerk braucht mehr Kapazitäten, es fehlen kurzfristig 2500 Bohrgeräte und über 6000 Fachkräfte.
- Verwaltung: Die Genehmigungsbehörden müssen ziel- und umsetzungsorientiert agieren können. Dazu braucht es die nötigen Stellen. Weiterbildungsangebote müssen etabliert werden.
- Erneuerbar statt fossil fördern: Der Einbau fossiler Heizungen muss so schnell wie möglich untersagt werden. Bestandsanlagen müssen deutlich vor dem Jahr 2045 ausgetauscht werden. Dazu braucht es entsprechende Anreizprogramme. Parallel dazu muss Strom für Wärmepumpen von Steuern und Abgaben entlastet werden.
- Daten: Die vorhandenen geologischen Daten müssen durch die jeweiligen Landesdienste vervollständigt und offen sowie digital bereitgestellt werden.
- Gesellschaftliche Akzeptanz: Oft schrecken die anfänglich höheren Investitionskosten Immobilieneigentümer ab. Das versperrt die Sicht auf die geringen langjährigen Betriebskosten. Es braucht daher Aufklärung und gezielte Informationskampagnen. Die öffentliche Hand muss mit Referenzprojekten Vorbilder für Nachahmer schaffen.