Energiewende im Heizungskeller bleibt aus
Flaute bei den Heizungsbauern, berichtet der Branchenverband BDH, egal ob Gas oder Wärmepumpe. Nach wie vor warten 10 Mio. Altheizungen auf den Austausch. Eine Einordnung.
Rund 10 Mio. alte Heizungsanlagen warten in deutschen Kellern – meistens sind es Keller – darauf, ausgetauscht zu werden. Rund 10 Mio. von 21,6 Mio. Die Richtung für diese Runderneuerung der Heizungstechnik im Rahmen der Energiewende gibt das vor gut einem Jahr novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor.
Doch die als Wärmepumpen-Ukas empfundene Regelung fürs Häusle war schlecht kommuniziert, wurde obendrein politisch ausgeschlachtet und führte nun nachprüfbar nicht zum erhofften Schub für die Wärmewende, sondern zu Frust bei Herstellern und Installateuren. Denn nach den neuesten Daten des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) für das dritte Quartal 2024 brach der Absatz von Wärmeerzeugern gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast um die Hälfte (48 %) ein. Das Ganze trotz verfügbarer Förderzuschüsse (s. folgende Links).
Laut BDH 548.000 Heizungen von Januar bis September dieses Jahres durften die Installateurbetriebe neu einbauen. Mit Blick auf das Gesamtjahr 2024 rechnet der BDH mit 740.000 Wärmeerzeugern, davon um die 200.000 Wärmepumpen. Der Absatz von Wärmepumpen brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 52 % ein, Biomasseheizungen um 61 %, das sind rund 18.000 abgesetzte Einheiten.
Wer meint, bei den Gasheizungen liefe es besser – nein, auch die Gasbrennwertthermen liegen mit 275.00 Stück rund die Hälfte unter dem Vorjahreszeitraum, so der BDH. „Der Absatz von Heizungen bewegt sich somit wieder auf dem langjährigen Niveau der Jahre 2014 bis 2019“, so der BDH in einem Resümee – sprich: In Fahrt gekommen ist nichts. Die Wärmewende tritt gut ein Jahr nach Inkrafttreten des GEG und der Ausweitung der Förderung auf alle Wohnungseigentümer und Hausbesitzerinnen auf der Stelle.
Frust im Installateurgewerbe
Die herausfordernde Marktsituation spiegelt sich auch in der aktuellen Konjunkturumfrage des BDH wider. Gegenüber der Frühjahrsumfrage habe sich die Stimmung in der Heizungsindustrie nicht aufgehellt. Auf das kommende Halbjahr blickten die Hersteller – über alle Produktgruppen hinweg – vorwiegend pessimistisch. Mit Blick auf die ehrgeizigen Klimaschutzziele im Gebäudesektor drängt der BDH in einer Mitteilung darauf, das Modernisierungstempo müsse dringend wieder gesteigert werden.
„Das Gebäudeenergiegesetz lässt einen breiten technischen Lösungsraum zu. Neben der Wärmepumpe stehen zum Beispiel hybride Heizsysteme oder Biomasseheizungen zur Verfügung. Der Staat fördert bestimmte Heizsysteme mit bis zu 70 % der Investitionskosten“, betont BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. Trotz aller Verunsicherung sei „jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich mit der Heizungsmodernisierung zu beschäftigen“, so Staudt.
Verunsicherung bremst Heizungsmarkt nachhaltig – mindestens bis zu den nächsten Wahlen
Doch die Bürgerinnen und Bürger sind verunsichert. Steht doch auch die politische Aussage im Raum, manches, was jetzt noch gilt, könnte mit der nächsten Bundesregierung wieder kassiert werden. Auch das GEG mit seinen jetzigen Vorgaben. Und manches Bundesland sucht heute schon einen Sonderweg, so Bayern. Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister im blau-weißen Freistaat, legte zu Wochenbeginn seine lang angekündigte „Wärmestrategie“ vor. Und erteilte der Wärmepumpe, vor allem im Bestand, eine ziemlich Abfuhr. Die, so Aiwanger, sei gut bei Neubauten und gut sanierten Häusern.
Die Staatsregierung in München setzt auf die in Bayern traditionell starke Holzheizung, Biogas Geothermie und – Wasserstoff. Fachleute sehen dort fast unisono Wasserstoff nicht, zumindest nicht kurz- und mittelfristig, weil mit Wasserstoff erst einmal die anderenfalls schwer zu dekarbonisierenden energieintensiven Industrien zu bedenken sind. Energetische Sanierung und Optimierungen der Heizung müssten laut Aiwanger schrittweise erfolgen und für die Bürger nachvollziehbar und bezahlbar sein. Till Irmisch, Referent für kommunalen Klimaschutz am Umweltinstitut München, kann das Konzept nicht nachvollziehen. Für Haushalte mit Gasheizung könne Aiwangers „Wärmestrategie“ schnell zu einem unnötigen finanziellen Risiko werden: „Wer also jetzt noch eine Gasheizung einbaut, geht ein hohes Kostenrisiko ein – und wird von der bayerischen Staatsregierung noch dazu ermuntert.“
Als Fazit bleibt, dass eine politische Instrumentalisierung des Themas die Heizungssanierung zumindest auf absehbare Zeit blockiert. Ob die nächste Herbstbilanz des BDH, dann im Oktober 2025, besser ausfällt als dieses Jahr?