Energiewirtschaft: Nach 2022 bisher rundum gute Zahlen im Jahr 2023
Die Energiewirtschaft legte binnen Wochenfrist gute Ergebnisse vor, ob nun die Konzerne EnBW, Eon und RWE oder auch mittelständische Unternehmen.
Die großen deutschen Energiekonzerne haben in dieser Woche recht zufrieden ihre Halbjahreszahlen vorgestellt, zuletzt heute (Freitag, 11. August 2023) die Karlsruher EnbW. Bei einem leicht gesunkenen Außenumsatz von 26,7 Mrd. € (-1,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum) stieg das bereinigte Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände) für das erste Halbjahr 2023 auf 3,50 Mrd. € (1. Halbjahr 2022: 2,12 Mrd. €) und einen bereinigten Konzernüberschuss von 1,65 Mrd. € (1. Halbjahr 2022: 806 Mio. €). Die beiden Essener Konzerne RWE und Eon hatten in den Vortagen ihre Ergebnisse präsentiert.
Eon verbuchte ein bereinigtes Ebitda von 5,67 Mrd. € (1. Halbjahr 2022: 4,07 Mrd. €) und einen bereinigten Konzernüberschuss von 2,31 Mrd. € (1. Halbjahr 2022: 1,41 Mrd. €). Der Außenumsatz bleib mit 52,4 Mrd. € fast konstant. Alle Unternehmen stellten ihre massiv gestiegenen Investitionen ins Schaufenster: Während RWE, gemessen an der neu zu installierenden Leistung mit 7,2 GW, Rekordinvestitionen im kommenden Halbjahr bei erneuerbaren Energien ausflaggte, investiert EnBW als integrierter Energiekonzern breiter.
Neben erneuerbaren Energien steht vor allem auch der Netzausbau im Vordergrund. Die Bruttoinvestitionen liegen mit 1,58 Mrd. € um fast die Hälfte über denen im Vorjahreszeitraum. „Dabei entfiel der größte Teil der Gesamtinvestitionen (74 %) auf Wachstumsprojekte“, so EnBW. Dazu zählten zum Beispiel der Ausbau der Transport- und Verteilnetze, die Entwicklung des Offshore-Windparks He Dreiht (Nordsee) und drei Fuel-Switch-Projekte, also der Umstieg von Kohle als Brennstoff in Kraftwerken auf Gas und Wasserstoff, sowie der weitere Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität.
Energiewirtschaft investiert massiv in die Energiewende und mahnt Beschleunigung an
Nach dem Abschied von russischem Gas im vergangenen Jahr „müssen wir unsere Energieinfrastruktur nachhaltig umbauen und zwar so schnell wie möglich“, betont EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer. Es gelte sogar, den Ausbau der Netze und der erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Hohe Investitionen hierfür seien „unabdingbar“. EnBW wolle 2035 komplett klimaneutral sein und möglichst schon 2028 raus aus dem fossilen Energieträger Kohle. Allein in diesem Jahr sollen die Treibhausgasemissionen in einer Größenordnung zwischen 10 % bis 25 % im Vergleich zum Vorjahr sinken: „Das Erreichen der Ziele setzt eine beschleunigte Energiewende voraus“, betonte Kusterer.
Energiewende: Energiewirtschaft fordert mehr Tempo und mehr Praxisnähe
Eon wiederum erhöhte seine Investitionen in die Energiewende im ersten Halbjahr 2023 – verglichen mit Vorjahreszeitraum um 36 % – auf 2,4 Mrd. €. Im ersten Quartal 2023 hatte das Essener Unternehmen bereits über 1 Mrd. € in Energieinfrastruktur investiert, im zweiten Quartal 2023 mit 1,4 Mrd. € dann noch einmal mehr. 2023 sollen insgesamt 5,8 Mrd. € in Energieinfrastruktur investiert werden, zwischen 2023 und 2027 insgesamt 33 Mrd. €. Im Zuge dessen stellte Eon zudem im ersten Halbjahr 2023 rund 2000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, rund 1000 allein im deutschen Netzgeschäft.
Auch mittelgroße Unternehmen der deutschen Energiewirtschaft mit guten Zahlen
Investitionstätigkeit und gute Zahlen lieferten aber in dieser Woche auch andere Unternehmen. Die Mannheimer MVV Energie spricht zum Abschluss des 3. Quartal des Geschäftsjahrs 2022/23 (Ende ist der 30. September 2023) über eine „starke Geschäftsentwicklung“: Mit 5,9 Mrd. € liegen die bereinigten Umsatzerlöse laut MVV 59 % über denen des Vorjahreszeitraums. Mehr als doppelt so hoch lag das operative Ergebnis ohne Veräußerungserlöse: 710 Mio. € statt 265 Mio. €, getragen vor allem durch die Vermarktung erneuerbarer Energien und den Energiehandel. Der bereinigte Periodenüberschuss lag bei 511 Mio. € (Vorjahreszeitraum 213 Mio. €). Die Investitionen der Mannheimer bleiben mit 227 Mio. € auf Vorjahresniveau.
Energiewende: Grüne Wärme in Mannheim dank Vater Rhein
Die Düsseldorfer Naturstrom AG, die vor allem Ökostrom vertreibt und die Gewinne selbst in entsprechende Anlagen reinvestiert, berichtet über den Abschluss des Geschäftsjahres 2022. Dieses „turbulente“ Jahr habe man mit einem „Rekordwert“ von 737 Mio. € gegenüber 451 Mio. € im Vorjahr bei den Umsatzerlösen abgeschlossen. Unter Strich standen nach Steuern 24,7 Mio. €. 2021 waren es 1,3 Mio. € gewesen. Naturstrom realisierte fünf Solarparks mit 56 MW Nennleistung, in der Bilanz stehen 28,5 Mio. € an Investitionssumme, deutlich mehr als noch in den Vorjahren (2022: 8,6 Mio. €).
Der Münchner Baywa-Konzern ist kein klassischer Energiekonzern, sondern vielmehr als Dienstleister für die Landwirtschaft verwurzelt; aber neben der Technik ist vor allem die Sparte Baywa r.e. – welche die erneuerbaren Energien betreut – der wesentliche Ergebnistreiber, so der Konzern bei Vorlage der Halbjahreszahlen. Die Münchner setzen im 1. Halbjahr 2023 12,6 Mrd. € um (Vorjahr 12,9 Mrd. €). Davon trugen die erneuerbaren Energien mit 3,0 Mrd. € den größten Anteil bei, nämlich 24,3 % der insgesamt sieben Konzernsparten.