Eon sahnt bei Stromnetzen ab
Eon legte seine Jahreszahlen vor. Die Netze retten das Ergebnis. Und der Konzern will weiter darin investieren. Der Stromkunde zahlt es.

Foto: PantherMedia / Jens Ickler
Der Essener Energieversorger Eon verdiente mit 9,049 Mrd. € beim bereinigten Ebitda nur etwas weniger (-3 %) als 2023 (9,37 Mrd. €) und lag nach eigenen Angaben damit im Rahmen der Erwartungen. Dabei dreht sich bei dem Konzern alles um die Netze: Gewinn, Investitionen, Marktaufstellung – selten kam das so stark heraus, wie bei diesen Jahreszahlen.
Der bereinigte Konzernüberschuss lag mit 2,856 Mrd. € rund 7 % unter dem des Vorjahres. Eon-CEO Leonhard Birnbaum sprach dennoch von einem „starken Konzernergebnis“.
Eon: Netze tragen Ergebnis zu drei Viertel
Rund drei Viertel des Ebitda ging auf das Berichtssegment Energy Networks. 6,868 Mrd. € weisen die Essener aus. Gleichzeitig treiben laut Eon Investitionen von insgesamt 7,5 Mrd € im Jahr 2024 die Energiewende voran.
Der Großteil davon floss in den Stromnetzausbau, nämlich 5,8 Mrd. € allein in dem Bereich Energy Networks – 700 Mio. € mehr als noch 2023 und 300 Mio. € mehr als geplant. Eon spricht von „Rekordinvestitionen“. Eon ist zudem nach eigenen Angaben der größte Strom-Verteilnetzbetreiber Deutschlands: Mit 32 % gehört fast ein Drittel des Verteilnetzes zum Konzern.
Eon will Investitionen in Netze steigern
Gleichzeitig kündigte CEO Birnbaum an, Eon werde im Zeitraum 2024 bis 2028 rund 1 Mrd. € mehr investieren, als bisher geplant. 43 Mrd. € wollen die Essener in die Hand nehmen, 35 Mrd. € für die Netzinfrastruktur. Die Erhöhung ergebe sich durch eine schnellere Abschreibung von Gasnetzen. Die dadurch freigewordenen Mittel steckt Eon in „werthaltige Neuinvestitionen in das Stromnetz“. Der Bedarf an Netzausbau und Digitalisierung sei „weiter immens“, heißt es in einer Mitteilung. „Seit unserer Neuaufstellung haben wir noch nie so viel investiert“, so CEO Birnbaum.
2025 soll das bereinigte Ebitda des Gesamtkonzerns zwischen 9,6 Mrd. € und 9,8 Mrd. € liegen, bis 2028 sollen es mehr als 11,3 Mrd. € werden.
Eon ist Profiteur des deutschen und europäischen Stromnetzausbaus
Man habe „in allen europäischen Regionen insbesondere von den weiter gestiegenen Investitionen in die Netzinfrastruktur“ profitiert, so Eon. Zudem wuchs die Kundenbasis europaweit um rund eine halben Million neuer Anschlüsse an seine Verteilnetze.
De facto profitiert Eon in Deutschland gut von hohen Netzentgelten – jene Strompreiskomponente, die sogar Gegenstand des zurückliegenden Wahlkampfes geworden ist. Weil einerseits die Bürgerinnen und Bürger als private Endkunden unter den immer höheren Strompreisen stöhnen; andererseits die Wirtschaftsbetriebe im europäischen und internationale Vergleich zu hohe Entgelte zahlen müssen.
„Der Umsatz im Geschäftsfeld Energy Networks ist gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Mrd € auf 20,7 Mrd € (Vorjahr: 17,6 Mrd €) gestiegen. Ein Grund hierfür war die weiterhin wachsende regulierte Vermögensbasis, die sich in allen Regionen positiv auf die Umsatzentwicklung auswirkte“, liest sich das im Geschäftsbericht. Die „regulierte Vermögensbasis“ bezieht sich darauf, dass der gesamte Bereich der Energienetze in Deutschland reguliert wird und vom Regulator, der Bundesnetzagentur in Bonn, überwacht wird. Wie hoch die Rendite der Investitionen in die Stromnetze ist, wird festgelegt.
Eon schaut beim Netzausbau genau darauf, wie die Rendite ausfällt
Eon-Chef Birnbaum macht denn auch deutlich, dass sein Unternehmen ganz genau drauf schaut, wie sich diese Festlegung entwickelt. „Die Voraussetzung in Deutschland ist eine Verzinsung unserer Netzinvestitionen, die im internationalen Vergleich angemessen ist. Ob dies für die neue Regulierungsperiode Strom ab 2029 der Fall sein wird, ist für uns heute noch nicht absehbar.“
Sprich: Wie der Regulator die Verzinsung danach festlegt, ist noch nicht abzusehen. Der muss nämlich auch darauf schauen, dass für die Stromkundinnen und -kunden alles bezahlbar ist. Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller war mal so etwas wie Deutschlands oberster Verbraucherschützer. Er weiß, wo der Schuh drückt.
Birnbaum aber will die Risiken für seine Unternehmen minimieren, daher: „haben wir entschieden, unser Investitionsprogramm zum jetzigen Zeitpunkt nicht auszuweiten und für unseren Ausblick am Zeitraum von 2024 bis 2028 festzuhalten.“
Eon: Verteilnetz-Töchter senken die Netzentgelte teilweise deutlich
Zudem sinken in den Eon Verteilnetzen teilweise die Gebühren, das war schon im Oktober klar. Die Bundesnetzagentur legte damals ein neues Regelwerk zur Kostenverteilung des Stromnetzausbaus. „Wir wollen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben beziehungsweise wirtschaften“, so Müller damals. Eon hatte damals schon erklärt, seine Verteilnetz-Töchter würden die Netzentgelte teilweise deutlich senken.
Eon-Gewinn im Netzgeschäft hängt auch vom Übertragungsnetzausbau ab
Auch bei den Übertragungsnetzen kommt der Ausbau langsam in die Gänge. Das wirkt sich auch auf die Eon-Ergebnisse aus, obwohl Eon Verteilnetze betreibt. Zum einen „führte in Deutschland der Wegfall der staatlichen Förderung der Übertragungsnetzbetreiber in der aktuellen Berichtsperiode zusätzlich zu einem Anstieg der Netzentgelte“, so Eon. Zum anderen merkt der Konzern das bei den so genannten Redispatchkosten – Kosten die dadurch anfallen, dass ein Engpass im Netz die Durchleitung des gekauften Stroms behindert. Im Jahresbericht schreibt Eon, „der Wegfall temporärer Effekte aus dem Vorjahr, insbesondere bei den Redispatch-Kosten in Deutschland“ hätten sich ergebnismindernd ausgewirkt.
Langfristig könnte also mit weiteren Ergebnisminderungen zu rechnen sein, denn die Redispatchkosten, da sind sich Fachleute sicher, werden perspektivisch sinken. Dazu aber müssen erst mal wieder die Netzkosten steigen, weil die Redispatchkosten erst durch Investitionen in die Netze sinken können. Das haben die Übertragungsnetzbetreiber dann denn auch im Oktober 2024 angekündigt: die durchschnittlichen Netzentgelt der Höchst- und der Umspannungsebene sollen um 3,4 % auf 6,65 Cent/kWh steigen.