Erneuerbare Energien: RWE mit Rekordgewinn will „jedes Projekt bauen, was möglich ist“
Der Essener Energiekonzern weist für 2022 einen operativen Gewinn von 6,3 Mrd. € aus – 2021 waren es 3,65 Mrd. €. Hierzu trug vor allem das Kerngeschäft von RWE mit dem Ausbau erneuerbarer Energien, dem Energiehandel und Kraftwerkseinsätzen bei.
RWE-Chef Markus Krebber betont im Rahmen der Bilanzkonferenz in Essen mehrfach, wie wichtig das „grüne Kerngeschäft“ für das Unternehmen ist. 4,4 Mrd. € habe RWE 2022 in eine „klimaneutrale Energieversorgung“ investiert, weltweit. Die USA als Wachstumsmarkt spielen dabei wegen des „Inflation Reduction Act“ (IRA) eine immer wichtiger werdende Rolle. Denn hier können die Essener wesentlich schneller beim Kapazitätsaufbau in die Pötte kommen als in der bürokratieüberfrachteten EU oder in Deutschland.
Parkettnotizen: RWE setzt auf grüne Energien
2022 nahm RWE weltweit 2,4 GW an Leistung neu in Betrieb, aktuell befänden sich weitere 6 GW in Bau, so Krebber. Ende 2021 hatte RWE angekündigt, bis 2030 rund 50 Mrd. € brutto ins „grüne Kerngeschäft“ investieren zu wollen. 50 GW an Kapazität sollen bis 2030 dadurch hinzukommen. Der Schwenk vom Betreiber von Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken hin zum neuen Kerngeschäft lohnt sich. 3,65 Mrd. € operativer Gewinn wies RWE schon 2021 aus, 2022 waren es 6,3 Mrd. € bei einem Außenumsatz (ohne Gas- und Stromsteuer) von 38,4 Mrd. €.
RWE setzt auf grünen Strom und Stromhandel
Der Essener Konzern hat 2022 unter anderem vom vermehrten Einsatz seiner Kraftwerke, dem Ausbau erneuerbarer Energien und dem Energiehandel profitiert. So steigerte die Mischsparte Wasser/Biomasse/Gas ihr operatives Ergebnis auf 2,37 Mrd. € – 2021 waren es noch 731 Mio. €. Der Bereich Onshore-Wind und Solar verdreifachte das operative Ergebnis von 258 Mio. € im Jahr 2021 auf 827 Mio. € im vergangenen Jahr.
Jahreszahlen RWE 2021: CEO Schmitz geht mit Milliardengewinn
Vor allem wegen geschlossener Kraftwerke sank im Geschäft mit Kohle- und Kernkraftwerken das Ergebnis um 150 Mio. € auf 750 Mio. €. Für 2023 rechnet RWE jedoch mit einem wieder höheren Ergebnis in diesem Segment, die Stromerzeugungsmengen seien weit vor der Energiekrise im letzten Jahr langfristig verkauft worden.
RWE-Chef Krebber: Ausbau erneuerbarer Energien muss schneller gehen
Krebber sieht die offensichtlichsten Herausforderungen im Energiesektor im Ausbau der Netze und der erneuerbaren Energien. Da sind sich in diesem Fall Energiewirtschaft und Politik einig. „Der Stromnetzausbau muss durchgezogen werden und er muss schneller als geplant durchgezogen werden“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nach Angaben der Deutschen Presseagentur am 21. März 2023 beim symbolischen ersten Spatenstich für einen Konverter am Startpunkt für das Trassenprojekt Südostlink in Wolmirstedt bei Magdeburg.
Energie: RWE und Equinor wollen Klimaschutz durch Wasserstoff voranbringen
Krebber lobte die Bundesregierung, beim Kapazitätsaufbau für Ökostromanlagen die richtigen Maßnahmen eingeleitet zu haben. „Ob die Maßnahmen greifen, um auf den Zielausbaupfad zu kommen, werden die nächsten 18 Monate zeigen“, so der RWE-Chef. Innerhalb dieses Zeitraums werde sich zeigen, ob die Klagen gegen den Ausbau der Windkraft nach wie vor im bisherigen Maß den Ausbau aufhalten – oder eben nicht. „Wir werden jedes Projekt bauen, was möglich ist“, betonte Krebber. RWE werde auch an der großen Offshore-Auktion im Sommer teilnehmen.
RWE setzt auf Wasserstoff für Kraftwerke
Gleichzeitig sehen die Pläne der Bundesregierung auch vor, einen Kraftwerkspark wasserstofffähiger Gaskraftwerke bis in die frühen 2030er-Jahre mit 20 GW bis 30 GW gesicherter Leistung neu zu errichten. „Der Bau dieser Anlagen dauert sechs bis sieben Jahre“, weiß Krebber, dessen Unternehmen bereits Piloten in diesem Bereich fährt. Daher „braucht es jetzt Klarheit über den Vergütungsrahmen“. Krebber brachte dabei wieder einen Kapazitätsmarkt ins Spiel: „Es braucht also einen Preis für die Bereitstellung von Kapazität, die bezahlt werden muss, auch wenn sie nicht zum Einsatz kommt.“ RWE stehe „bereit“, und will 3 GW an wasserkraftfähigen Gaskraftwerken bis zum Ende der Dekade in Deutschland errichten, vornehmlich an ehemaligen Kraftwerksstandorten.
Auf dem Weg zum Wasserstoffkraftwerk
Im Rahmen der Debatte um eine Wasserstoffwirtschaft betonte Krebber, dass für den Übergang auch blauer Wasserstoff, bei dessen Bereitstellung entstehende Treibhausgasemissionen unterirdisch eingelagert werden, nötig sei. Er verwies dazu auf das vor wenigen Wochen aufgesetzte Projekt mit der norwegischen Equinor. „Wir müssen uns der Diskussion stellen“, betonte Krebber mit Verweis auf die in Deutschland umstrittene CCS-Technik.