Europa: Solare Wertschöpfungskette wächst
Der Schweizer Solartechnikkonzern Meyer Burger und der norwegische Waferhersteller Norsun haben einen Vertrag über langfristige Belieferung mit Solarwafern aus europäischer Produktion abgeschlossen. Die Branche hatte erst Mitte Januar angemahnt, die solare Wertschöpfungskette in Europa auszubauen und zu schützen.
Die Meyer Burger Technology AG hat einen Liefervertrag für Siliziumwafer mit dem norwegischen Hersteller Norsun unterzeichnet. Vor dem Hintergrund des EU-Green-Deal-Industrieplans haben Meyer Burger und Norsun die Absicht, die europäische Solarwertschöpfungskette weiter auszubauen. Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt setzt seit Jahren auf eine europäische Lieferkette – auch unter Resilienzgesichtspunkten – und will seine eigene Solarzellenfertigung bis kommendes Jahr auf 3 GW ausbauen.
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Für Erfurt ist die Vereinbarung mit Norsun „ein wichtiger Schritt, um die Unabhängigkeit europäischer Lieferketten zu stärken“. Zudem würde der verstärkte Einsatz von Solarwafern aus europäischer Produktion den CO2-Fußabdruck der hierzulande produzierten Solarmodule senken, da vor allem Ökostrom zum Einsatz komme. Für die 2019 gegründete Norsun ist der Meyer-Burger-Kontrakt ein wichtiges Sprungbrett, um in Europa und den USA weiter Fuß zu fassen. „Es ist spannend, diesen Weg mit einem wichtigen Player wie Meyer Burger zu gehen“, sagt Erik Løkke-Øwre, CEO von Norsun.
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Das Abkommen ist ein weiterer Schritt hin zu einer von Asien unabhängigen Wertschöpfungskette in der für die Energiewende so wichtigen Photovoltaik (PV). Die Branche forderte Mitte Januar nach einem Treffen unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) mehr Unterstützung durch die Politik wie:
- Subventionen für Investitionen in Produktionskapazitäten,
- Förderung der Herstellung von PV-Produkten,
- garantierter und wettbewerbsfähiger Strompreis und
- Vergünstigungen für niedrige CO2-Emissionen bei der Herstellung von Produkten.
Generell wünscht sich die Branche ein sogenanntes „Level playing field“ gegenüber den teilweise staatlich massiv geförderten Branchenkonkurrenten in Asien. „Wir sind davon überzeugt, dass eine nachhaltige europäische PV-Produktionsindustrie mithilfe staatlicher Unterstützung zur Förderung der Installation und des Betriebs von PV-Produktionsstätten belebt werden kann“, sagt Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer ISE. „Dies würde die starke Energieabhängigkeit Europas deutlich verringern und gleichzeitig wirtschaftliche Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze schaffen.“
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Regelmäßig untersucht das Fraunhofer ISE den Status quo der europäischen PV-Wertschöpfungskette. Kritische Materialien in der vorgelagerten Wertschöpfungskette sind demnach Silizium, Ingots und Siliziumwafer, wie sie eben Norsun herstellt. Weitere Ingot- beziehungsweise Waferhersteller in Europa sind das ebenfalls norwegische Norwegian Crystals und die französische EDF PW. Zusammen kommen sie aber über eine Jahresproduktionskapazität an Wafern mit einer Solarleistung von insgesamt 1,4 GW nicht hinaus. Die 3 GW Solarmodulkapazität, die allein Meyer Burger für 2024 anstrebt, lässt sich also „Made in Europa“ kurzfristig noch nicht realisieren. Das Fraunhofer ISE zählt derzeit 8,2 GW an Jahresproduktionskapazitäten für Solarmodule in Europa.