Fusionsenergie: Proxima Fusion erhält 20 Mio. € Startkapital
Die Seed-Finanzierung soll den Bau der ersten Generation an Fusionskraftwerken beschleunigen.
Proxima Fusion, das erste Spin-out des Max-Planck-Instituts für Plasma Physik (IPP), hat eine Seed-Finanzierung über 20 Mio. € erhalten, um den Bau der ersten Generation an Fusionskraftwerken zu beschleunigen. Das Münchner Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, eine neue Ära skalierbarer emissionsfreier Energie zu ermöglichen.
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Die Technologie dafür basiert auf dem Prinzip optimierter quasi-isodynamischer (QI) Stellaratoren und Hochtemperatursupraleitern. QI-Stellaratoren stellen nach Unternehmensangaben die vielversprechendste Technologie dar, wenn es um die Erschließung CO2-freier, sicherer und beinahe unbegrenzter Energie geht. Die grundlegenden wissenschaftlichen Fragen in der Magnetfusion wurden in mehr als sechs Jahrzehnten intensiv erforscht. Die Erzeugung anhaltender und wirtschaftlich tragfähiger Fusionsenergie ist eine Herausforderung geblieben. Im Jahr 2022 haben Ergebnisse aus der Stellaratoroptimierung das Forschungsfeld jedoch nachhaltig verändert.
Das Experiment Wendelstein 7-X (W7-X) legt die Basis
Dadurch ist es Proxima Fusion möglich, die noch bestehenden Herausforderungen mittels verstärktem Fokus auf Simulation und Ingenieurwesen zu meistern. Der neue Stand an erhöhter Rechenleistung zahlt darauf ein. Proxima Fusion baut auf den Ergebnissen des Experiments Wendelstein 7-X (W7-X) auf, dem weltweit größten Stellarator am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik. Es stellt seit Jahrzehnten eine der visionärsten öffentlichen Investitionen in führende Technologien durch die deutsche Bundesregierung und die Europäische Union dar. Insgesamt flossen bisher 1,3 Mrd. € öffentlicher Investitionen in das deutsche Experiment W7-X.
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„Unser erstes Geschäftsjahr hat alle Erwartungen übertroffen“, sagt Francesco Sciortino, Mitgründer und CEO von Proxima Fusion. „Im April 2023 fingen wir an, sowohl mit der technischen Optimierung als auch der Entwicklung von Magneten aus Hochtemperatur-Supraleitern. Jetzt, etwa ein Jahr später, führen wir Europa bereits in eine neue Entwicklungsphase von Stellaratoren und machen gewaltige Fortschritte beim integrierten Design mit unserem Automatisierungssystem StarFinder.“ Angesprochen auf die neue Finanzierungsrunde fügt er hinzu: „Die Unterstützung durch hochkarätige strategische Investoren bestätigt die hohe Qualität des Teams, unsere großartigen frühen Erfolge und die wegweisende Wirkung dessen, was wir erreichen werden.”
KI hilft beim Design der QI-Stellaratoren
Simulationsbasierte Planung war von Anfang an ein Schlüsselelement von Proxima Fusion. Inzwischen rückt durch künstliche Intelligenz (KI) unterstütztes Design in den Vordergrund. Das gesamte Entwicklungsprogramm zielt darauf ab, Trainingsdaten zu sammeln, um Querschnittsanwendungen von KI zu ermöglichen. „In der Gründung von Proxima Fusion haben wir die Möglichkeit gesehen, Design und Entwicklung von QI-Stellaratoren radikal zu automatisieren“, kommentiert Mitgründer Martin Kubie. „Im vergangenen Jahr sind wir der Umsetzung dieser Vision ein großes Stück nähergekommen.“
Namhafte Investoren an Bord
Redalpine führt die Seed-Finanzierungsrunde an – mit Beteiligungen von Bayern Kapital, dem DeepTech & Climate Fonds und der Max-Planck-Förderstiftung. Bestehende Investoren, unter anderem Plural, UVC Partners, Hightech-Gründerfonds, Wilbe und der Tomorrow-Fonds des Berliner Visionaries Club haben ihre Pre-Seed-Investitionen bekräftigt.
Durch ihre Unterstützung für Proxima Fusion entscheiden sich die Investoren für ein Team, das auf Jahrzehnten anerkannter Forschung aufbaut und gleichzeitig den Mut und die Deeptech-Ambition aufbringt, die Entwicklung von Stellaratoren neu zu definieren. In weniger als zwölf Monaten ist das Unternehmen auf mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen. Sie kamen unter anderem von Organisationen wie Google, Tesla, der Technischen Universität München, Harvard, vom Massachusetts Institute of Technology, der CentraleSupélec und der EPFL (École Polytechnique Fédérale de Lausanne).
Harald Nieder, Physiker und General Partner bei Redalpine, erklärte: „Die Fusion birgt sowohl unglaubliche Herausforderungen als auch ungekannte Möglichkeiten, und wir müssen sie weiter verfolgen, um saubere Energie in Zukunft sicherzustellen. Ich bin unglaublich gespannt darauf, mit dem bahnbrechenden Team von Proxima Fusion zusammenzuarbeiten und neue Standards für europäische Deeptech-Moonshots zu setzen.“
Ian Hogarth, Partner bei Plural, sagte: „W7-X ist eines der technischen Wunder der modernen Welt. Proxima Fusion, das an dem dahinterstehenden Institut entstand, zielt darauf ab, die Vision hinter W7-X auf ein neues industrielles Niveau zu bringen. Hier bahnt sich nichts weniger an als gesamtwirtschaftlicher Einfluss. Das Team, das Fusion ans Netz bringen wird, wird so für eine nachhaltig saubere Zukunft sorgen.“
„Jetzt kommt es auf die einwandfreie Integration der erreichten wissenschaftlichen Meilensteine und erstklassige technische Qualität an“, kommentierte Benjamin Erhart, General Partner bei UVC Partners. „Die Stärken von Proxima Fusion in den Bereichen automatisiertes Design, KI-gestütztes Engineering, Hochtemperatur-Supraleiter-Magnettechnologie sowie das rasante Wachstum und die Fähigkeiten des Teams stimmen uns zuversichtlich, Fusionsenergie im Kraftwerksbetrieb Wirklichkeit werden zu lassen.“
Neben der beschleunigten Entwicklung von Schlüsseltechnologien in den Bereichen Hardware und Software wird Proxima Fusion die Seed-Finanzierung nutzen, um das Team mit Expertinnen und Experten aus der Ingenieurwissenschaft und der Physik zu erweitern.