Energiepolitik 20. Jul 2022 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 2 Minuten

Gießerei fordert eigenen Strompreis für die Industrie

Der Gießereispezialist Siempelkamp fordert einen Industriestrompreis. Sofort, denn im Wahlkampf hätten das die heutigen Regierungsparteien versprochen.

Die Gießerei Siempelkamp in Krefeld. Die Geschäftsführung des energieintensiven Unternehmens fordert einen eigenen Strompreis für die deutsche Industrie.
Foto: Siempelkamp

Angesichts immer weiter steigender Energiepreise fordert der Handgussspezialist Siempelkamp aus Krefeld, sofort einen flächendeckenden Industriestrompreis einzuführen. Dies hätten die Parteien der heutigen Bundesregierung im Wahlkampf versprochen. Die Gießerei sieht in diesem Instrument ein wichtiges Mittel, um Energiepreisexplosionen zu stoppen und die marktwirtschaftliche Stabilität nachhaltig zu fördern. Diese Maßnahme würde letztlich auch die Endverbraucherinnen und -verbraucher entlasten und die Transformation der Industrie weg von fossilen Energieträgern, hin zu strombasierten Prozessen befördern.

Der digitale Schmelzofen

Wichtig dabei sei zusätzlich zur Einführung auch ein niedriges Preisniveau des Industriestrompreises. „Für mittelständische Industrieunternehmen entwickelt sich der Energieeinkauf aktuell zu einer teuren und unverschuldeten Herausforderung. Die Folge ist eine Teuerungsspirale, welche zunächst der Kunde und am Ende der Verbraucher zahlen muss. Daher braucht es hier dringend eine nachhaltige Regulierung, um die Unternehmen finanziell zu entlasten“, erklärt Dirk Howe, Geschäftsführer bei Siempelkamp.

Ein eigener Strompreis für die Industrie soll Einkauf kalkulierbarer machen

„Ein solcher Industriestrompreis war im letztjährigen Wahlkampf von den Parteien der jetzigen Bundesregierung explizit versprochen worden. Jetzt wäre die beste Gelegenheit, um das Versprechen möglichst unbürokratisch einzulösen“, so Howe. Dieses Instrument könne demnach zu einer „gerechten und sinnvollen“ Verteilung der zur Verfügung stehenden Energiemengen genutzt werden.

Handformguss in der Krise

Die Lage der mittelständischen Industrie ist laut Siempelkamp aufgrund der extremen Preissprünge bei Energie, Rohstoffen und Lieferkosten derzeit sehr angespannt. „Der Einkauf von Strom oder Material ist für Unternehmen kaum kalkulierbar geworden“, so die Krefelder in einer Mitteilung von heute. Die Gießerei prognostiziert für dieses Jahr Strommehrkosten in siebenstelliger Höhe.

Wer die Industrie beim Strompreis entlastet, entlastet auch Gesellschaft und Endverbraucher

„Wir stehen an der Spitze langer Wertschöpfungsketten. Unsere Mehrkosten werden innerhalb vielfältiger Industriezweige und Branchen wie der Energie-, der Automobil-, der Bau- oder der Konsumgüterindustrie weitergegeben und erhöhen sich dann immer weiter. Einmalige Entlastungspakete für Verbraucher sind da nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, bemängelt Siempelkamp-Gießerei-Geschäftsführer Georg Geier. Ein durch staatliche Regulation gedeckelter Industriestrompreis könne, so meint die Siempelkamp-Geschäftsführung, diese Problematik langfristig und grundsätzlich beseitigen und Produktionskosten wieder erheblich senken.

Stellenabbau bei Siempelkamp

„Würde für diesen Industriestrom auch noch vorrangig Ökostrom verwendet, würde die Industrie in Deutschland zusätzlich einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Energiewende machen“, erklärt Geier.

Gießerei hat den Strombedarf einer Kleinstadt

Siempelkamp hat nach eigenen Angaben einen jährlichen Strombedarf von über 50 GWh und gehört zu „einem der energieintensiven Unternehmen in Deutschland“, so die Gießerei selbst. Dieser Jahresstromverbrauch entspreche dem einer Kleinstadt mit 20 000 Einwohnern.

Hauptanwendung ist das Schmelzen des Eisens, bevor es in die Form gegossen wird. Und diesen Strombedarf habe man dank Digitalisierung und Energiemanagement in den letzten Jahren schon verringert. „Mehr als die Hälfte des Energiebedarfs decken wir durch Ökostrom ab, eine eigene Photovoltaikanlage ist in Planung“, so Howe.

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