In Deutschland könnte es eng werden, Kohle zu den Kraftwerken zu bringen
Noch nie wurde global mehr Kohle verstromt als im vergangenen Jahr. Und in Deutschland soll Kohle als Gasersatz kurzfristig wieder in die Stromerzeugung einsteigen. Das könnte Probleme mit sich bringen, so der Verein der Kohlenimporteure (VdKi).
Ende Juni legte der Verein der Kohlenimporteure (VdKi) in einer Zeit des Energiepreisschocks seinen Jahresbericht vor. Die Gaspreise stiegen 2021 um bis zu 585 %. Die Folgen erinnern an das Opec-Ölembargo von 1973. Russlands Angriff auf die Ukraine und die westlichen Sanktionen treiben die Energiepreise und die Inflation weiter in ungeahnte Höhen. Die Wirtschaft muss sich auf eine Krise wie seit Jahrzehnten nicht mehr einstellen.
Schon zu Beginn der Krise hatte der VdKi die Bundesregierung in ihrer Auffassung bestärkt, dass der sehr hohe 50 %ige Anteil russischer Kohle am Gesamtimport ersetzt werden könne durch Bezugsquellen aus anderen Kohleexportländern. Dies müsse relativ zügig bis zum Winter 2022/23 erfolgen. In diesem Sommer begännen die Testprogramme neuer Kohlensorten aus Südafrika, Australien, USA, Kolumbien und Indonesien. Die Branche ist zuversichtlich, dass die Umstellung gelingen wird. Aber unter Umständen müssten Deutschlands strenge Emissionsgrenzwerte für einen überschaubaren Zeitraum angepasst werden.
Bedarf an Kohle in Deutschland – Importeure warnen, die Logistik hat Engpässe
Die Seehäfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen seien „voll ausgelastet und laufen am Limit“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins der Kohlenimporteure vom gestrigen Dienstag. Auch beim Transport der Kohle per Schiff oder Bahn zu den Kraftwerken komme es wegen des hohen Personalmangels zu Engpässen. Eine Perspektive zur Ertüchtigung der Seehäfen und der Binnenlogistik sei nötig.
Energie: Von Kohle und Kernkraft bis zu den Erneuerbaren
Generell aber ist die Branche zuversichtlich, ihre Rolle als Gasersatz bei der Stromerzeugung erfüllen zu können: „Die Kohlekraftwerke werden bereits in den Sommermonaten die Versorgungssicherheit in der Stromproduktion gewährleisten, damit mit dem vorhandenen Gas eine Gasreserve für den kommenden Winter angelegt werden kann“, so der VdKi-Vorstandsvorsitzende Alexander Bethe.
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