In Köln starten Netzwerke für Energieeffizienz
38 größere Unternehmen haben sich in der Domstadt zusammengetan, um sich in gleich drei Netzwerken auszutauschen. Ziel: weniger Energie verbrauchen, mehr Klimaschutz durch Energieeffizienz.
„Energieeffizienzgewinne sind dringend notwendig“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart heute Morgen in Köln. Denn es liege ein großer Handlungsdruck für eine energieeffiziente, klimafreundliche Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft vor. Pinkwart war in die Domstadt gekommen, um dort die zweite Generation sogenannter lernender Energieeffizienz-Netzwerke, kurz Leen, aus der Taufe zu heben.
38 Kölner Unternehmen, unter ihnen Größen wie der Autobauer Ford, der Flughafen Köln/Bonn oder die Versicherungsgruppe Ergo, aber auch die städtischen Kliniken der Domstadt sind daran beteiligt. Ein erstes Leen hatte es bereits seit 2015 gegeben, es lief bis September des letzten Jahres. Ford war auch daran schon beteiligt. Es scheint sich zu lohnen: „Energieeffizienz ist eine extrem wichtige Stellschraube für die Industrie in puncto Klimaschutz und Kostensenkung geworden“, sagte Gunnar Herrmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölner Ford-Werke.
Energieeffizienz-Netzwerke lohnen sich
Herrmann meint, die zweite Stufe der Kölner Leen sei „sicherlich auch ein Leuchtturmprojekt für viele andere Regionen.“ Denn es sind gleich drei Netzwerke: eines für die Industrie, eines für den Bereich Gebäude und ein eigenes Leen nur für Krankenhäuser. „Die Ergebnisse des Netzwerkes zeigen: Wer Kräfte bündelt und Wissen austauscht, kann sich einen Wettbewerbsvorsprung erarbeiten“, so Pinkwart mit Blick auf die bisherigen Erfahrungen in derartigen Netzwerken.
Der NRW-Wirtschaftsminister ist gleichzeitig für Innovation und Klimaschutz zuständig. Wenn also aus dem Klimaschutz durch mehr Energieeffizienz neue Verfahren und Technologien entstehen, dann ist das in seinem Sinne. „Wir wollen einen Fußabdruck bei Innovationen und nicht bei den Emissionen hinterlassen.“
Energieeffizienz bedeutet auch Unternehmenstransformation
„Man kann wirklich eine ganze Menge erreichen“, bestätigt Achim Südmeier, Vertriebsvorstand beim Kölner Versorger Rheinenergie, der die Funktion des Netzwerkträgers einnimmt und diese auch moderiert. „Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde ist eine positive Kilowattstunde“, formuliert er das Ziel der Zusammenarbeit.
Dabei ist Klimaschutz im Rahmen dieser Netzwerke nicht einfach, schließlich, so Südmeier, „wollen wir auch langfristig erfolgreiche Unternehmen bleiben.“ Manchmal reiche es, neue Technologien einzusetzen, manchmal aber auch nicht: „Diese Netzwerke haben gravierende Auswirkungen auf unsere Geschäftsmodelle“, sagte Südmeier, der auch schon das erste Leen in Köln begleitete.
Mehr Offenheit für Energieeffizienz-Netzwerke
Wichtig bei diesen lernenden Netzwerken ist, dass vor allem im Industriebereich Unternehmen unterschiedlichster Branchen zusammensitzen und ihre Erfahrungen austauschen. Denn teilweise werden hier hochsensible Daten ausgetauscht oder es wird Einblick in entsprechende Prozesse gewährt. Da verbietet es sich, dass zwei konkurrierende Firmen in einem Netzwerk sitzen, denn es braucht einen intensiven Austausch, um die jeweiligen Effizienzpotenziale wirklich heben zu können.
Hinzu kommt, dass es auch bei größeren Unternehmen nicht leicht ist, das Thema zu platzieren. Das aber, so Südmeier, habe sich beim Werben um teilnehmende Unternehmen für die neuen Netzwerke spürbar geändert: „Es ist relativ einfach gewesen, Mitstreiter für das neue Energieeffizienz-Netzwerk zu finden. Das war 2015 noch ganz anders. Das hat sich vollständig gewandet. Da zeigt sich, dass sich viel getan hat, weil es eben auch eine Win-win-Situation mit sich bringt.“
Lernende Energieeffizienz-Netzwerke ein Fall für größere Unternehmen
Die lernenden Energieeffizienz-Netzwerke (Leen) wurden ursprünglich am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe im Rahmen von Forschungsprojekten entwickelt. Inzwischen wird der Aufbau diese Netzwerke kommerziell von der Leen GmbH umgesetzt, die aus dem Fraunhofer ISI hervorgegangen ist.
In der Regel bilden zehn bis 15 Unternehmen ein Leen und arbeiten darin drei bis vier Jahre zusammen. Gedacht ist das Leen-Konzept, das auch ein Audit beinhaltet, für Unternehmen und Organisationen mit Jahresenergiekosten ab 500 000 € aufwärts.
Spezielle Energieeffizienz-Netzwerke für KMU
Peter Lückerath vom Landesnetzwerk Energieeffizienz in Unternehmen bei der Energieagentur NRW weist daher in Köln im Gespräch mit VDI nachrichten drauf hin, dass inzwischen am Markt speziell für kleinere und mittlere Unternehmen zugeschnittene Lösungen für Energieeffizienz-Netzwerke angeboten würden. Er berichtet generell davon, dass in letzter Zeit ein Zunahme bei diesen Netzwerken zu beobachten sei.
Wie viel die Mitglieder eines Leen im Endeffekt an Energieeffizienz gewinnen, darüber gebe es inzwischen einen Überblick, so Dirk Köwener, technischer Leiter bei der Leen Gmbh. Begonnen hatte alles 2015, kurz nachdem die Bundesregierung im Dezember 2014 ihr 500-Energienetzwerke-bis-2020-Programm aus der Taufe gehoben hatte.
Im Schnitt habe sich bei den teilnehmenden Unternehmen und Organisation die Energieeffizienz um jährlich 2,2 % gesteigert, so Köwener, beziehungsweise der Energieverbrauch sei entsprechend gesenkt worden. Betrache man nur Industrieunternehmen, liege der Wert niedriger: im Schnitt bei 0,9 %.
Wie viel Energie die beteiligten Unternehmen einsparen wollten, das würde in einem Leen festgelegt, so Köwener. Für die Netzwerke in Köln würde das wohl bei einem großen Netzwerktreffen im Sommer erfolgen.