Klimaschutz bis 2035: Industrie schneller als die Politik
Der Energieeffizienz-Index des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart ist leicht gestiegen. Die Hälfte der Industrieunternehmen will 2035 klimaneutral sein.
Die deutsche Industrie investiert weniger in Energieeffizienz, das hat sich seit der letzten Ausgabe des Energieeffizienz-Index (EEI) des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart nicht geändert, wie das EEP heute mitteilt. Aber es ist schon eine starke Aussage, wenn über die Hälfte der für den EEI befragten Unternehmen sagen, sie wollen im Jahr 2023 klimaneutral sein – das wäre nämlich zehn Jahre früher als das offizielle Ziel der deutschen Bundesregierung. Etwas über 3 % gaben hingegen an, die tatsächliche Klimaneutralität ohne Kompensationsmaßnahmen bis 2045 gar schaffen zu können.
Eine gute Nachricht auch, dass der EEI, der seit 2013 vom EEP erhoben wird, insgesamt leicht gestiegen ist. Wobei die Teilindizes Bedeutung und Energieproduktivität höher, die geplanten Investitionen jedoch niedriger sind als im letzten Halbjahr. „Der Fokus der Unternehmen ist insgesamt deutlich auf die eigene wirtschaftliche Lage und die Einhaltung von Gesetzen gerichtet. Wasserstoff spielt derzeit kaum eine Rolle bei den Unternehmen“, resümiert Alexander Sauer, Leiter des EEP.
Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität
Um die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen, setzen die Industrieunternehmen auf ein Bündel an Maßnahmen. Drei Fünftel auditieren Energieverbrauch und Energiemanagement, drei Viertel optimieren jeweils die Vertriebs- und Transportwege oder die Energieverbrauchssteuerung, so das EEP. Technisch setzen die Firmen fast schon traditionell auf die TGA (Technische Gebäudeausrüstung, 86 %), sie optimieren Produktionsmaschinen (62 %) oder setzen auf Eigenenergieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien (57 %).
Wie der Industrieverband Deneff bereits im Herbst aufgrund einer eigenen Studie mitgeteilt hatte, ließe sich zum Beispiel die Hälfte der Prozesswärme wirtschaftlich einsparen. Das Sparvolumen gab Deneff damals mit 21 Mrd. € an – jährlich.
Was den Stellenwert von Energieeffizienz in Industrieunternehmen am meisten beeinflusst
Zum ersten Mal seit 2013 stuften nach Angaben des EEP 70 % der Unternehmen die Erfüllung von gesetzlichen Vorgaben als Haupttreiber für mehr Energieeffizienz ein: „Dies lässt vermuten, dass anstehende gesetzliche Fristen motivierend auf Unternehmen wirken und sich somit der Stellenwert von Energieeffizienz innerhalb der Unternehmen erhöht“, so das Institut in einer Mitteilung. Gleichzeitig, so das EEP, hätten 30 % der Unternehmen angegeben, der Einfluss gesetzlicher Vorgaben auf ihre eigene Energieeffizienz wäre negativ.
Die wirtschaftliche Resilienz, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Verankerung der Klimaziele in der Unternehmensstrategie folgten als weitere positive Einflussfaktoren auf die Bedeutung von Energieeffizienz. 64 % der befragten Unternehmen geben an, sich aus Zeitgründen nicht intensiv mit Energieeffizienz zu beschäftigen. Als weitere negative Einflussfaktoren auf den Stellenwert von Energieeffizienz im Unternehmen folgen die fehlenden technischen Voraussetzungen (51 %) und klamme Kassen (48 %).