Mit Atomkraft angetriebene Schiffe erleben eine Renaissance
Wird Atomkraft bald wieder zivile Schiffe antreiben? Das norwegische Schiffbauunternehmen Ulstein hat ein solches Konzept auf Basis eines Thorium-Flüssigsalzreaktors vorgestellt.
Auf den ersten Blick wirkt es utopisch: Ein 148 m langes Mehrzweckschiff bewegt sich emissionsfrei über die Weltmeere, muss selbst keinen Treibstoff bunkern und kann noch andere Schiffe mit elektrischer Energie für deren ebenfalls klimaneutralen Antrieb versorgen. Das Entwicklungsteam des norwegischen Schiffbauunternehmens Ulstein ist überzeugt, diese Idee in absehbarer Zeit umsetzen zu können. Auf der jüngsten US-amerikanischen Schiffbaumesse Seatrade Cruise Global in Miami präsentierten die Norweger das Konzept der Ulstein Thor, die sich mittels Kernkraft mit Energie und zudem eine Flotte von elektrisch-betriebenen Kreuzfahrtschiffen mit Strom zum Laden der Batterien versorgen soll.
„Wir glauben, dass Thor der Schlüssel zur emissionsfreien Schifffahrt ist und als schwimmendes Kraftwerk den Weg zu einer neuen Generation von batteriebetriebenen Schiffen ebnet“, zeigte sich die Ulstein-Vorstandsvorsitzende Cathrine Kristiseter Marti optimistisch. Im Mittelpunkt des Konzepts steht ein Thorium-Flüssigsalzreaktor, kurz MSR (Molten Salt Reactor). Das System, das die Norweger als zukunftsweisend feiern, ist bisher noch nicht umfassend erprobt oder gar in größerem Stil eingesetzt worden.
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Schiffe mit Atomantrieb gibt es schon sehr lange, aber …..
Kernkraft ist an sich kein neues Thema in der Schifffahrt. Weltweit sind zahlreiche Militärschiffe mit Nuklearantrieb unterwegs. Im zivilen Bereich blieb es aber in der westlichen Hemisphäre bei der 1968 in Dienst gestellten deutschen Otto Hahn, der US-amerikanischen NS Savannah (1962) und der japanischen Mutsu (1970). Während Russland bis heute atomgetriebene Eisbrecher einsetzt – und zum Jahresende 2022 mit der „Ural“ einen weiteren in den Praxisbetrieb überführte –, wurde der Betrieb der westlichen Schiffe bereits nach wenigen Jahren beendet.
Neben der geringen Wirtschaftlichkeit der Antriebe gab es einen wesentlichen Grund: Kaum ein Hafen wollte den Atomfrachtern Zufahrt gewähren. Der Leichtwasserreaktor der Mutsu und die Druckwasserreaktoren der Otto Hahn sowie der Savannah galten als zu großes Störfall- und Strahlungsrisiko. Nach Ansicht der Ulstein-Fachleute sind Flüssigsalzreaktoren dagegen „eine sichere, effiziente und bereits im Einsatz erprobte Technologie mit einem Riesenpotenzial insbesondere für die maritime Industrie, die auf der Suche nach klimaneutralen und sauberen Kraftstoffen ist“, heißt es in der Projektpräsentation. Ähnlich argumentiert ein südkoreanisches Konsortium, das sich Anfang Februar mit dem Ziel gründete, eine entsprechende MSR-Technik zu entwickeln, vor allem als Antrieb für die Marine.
Deshalb bietet Thorium-Flüssigsalzreaktor Vorteile beim Atomantrieb von Schiffen
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