Google setzt auf SMR 16. Okt 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Mit welchen neuen AKW-Techniken die EU bei SMR durchstarten will

Die EU-Industrieallianz für SMR, kleine modulare Kernreaktoren, hat ihre technologische Marschroute festgelegt.

Die EU-Industrieallianz für SMR, kleine modulare Kernreaktoren, hat ihre technologische Marschroute festgelegt. Eines der ausgewählten Projekte kommt von Rolls-Royce, die seit 2017 SMR entwickeln.
Foto: Rolls-Royce plc

Ziemlich unbeachtet von weiten Teilen der Öffentlichkeit hat die EU-Kommission ihr eigenes Programm für die Entwicklung neuartiger Reaktortechnologien bereits im Februar dieses Jahres gegründet, die „European Industrial Alliance on SMRs“. Jetzt hat die Allianz entschieden, welche SMR-Technologiepfade sie entwickeln will. Um konkrete Projektergebnisse zu erzielen, startete die Allianz im Juni einen Aufruf für SMR-Projekte, die in den Projektarbeitsgruppen (PWG) der Allianz berücksichtigt werden sollten. Insgesamt wurden 22 Anträge eingereicht, die ein Lenkungsausschuss geprüft und bewertet hat, neun wurden ausgewählt (s. Kasten).

Ziel der Industrieallianz ist es, die Entwicklung und den Einsatz von SMR in Europa bis Anfang der 2030er-Jahre voranzutreiben, ein Unterfangen, das in den USA schon unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama begonnen wurde. Hintergrund für die Allianz ist der Grüne Deal der EU, das Fit-for-55-Paket und das EU-Programm REPowerEU, um die Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen vor 2030 sicherstellen zu können. Kerntechnik zählt in der EU auch als Teil des Technologiemixes, um die Energiewende voranzubringen und die Industrie in Europa dekarbonisieren zu können. Vor allem Frankreich hatte sich dafür eingesetzt.

SMR: Auch Großkonzerne wie Google setzen auf die neue Kerntechnik

Wie wichtig SMR für die Dekarbonisierungsstrategien auch von großen Unternehmen sind, zeigt die Nachricht aus den USA, dass der Techkonzern Google eine Partnerschaft mit dem Start-up Kairos Power eingegangen ist. Ziel ist, in den USA sieben kleine SMR zu bauen, die bis 2035 insgesamt 500 MW Erzeugungskapazität für klimaneutralen Strom bereitstellen sollen. Kairos will bis 2030 seinen ersten kommerziellen Reaktor entwickelt haben, Google will ab 2030 im Rahmen eines Power Purchase Agreements (PPA) Kairos den gesamten mit den SMR erzeugten Strom abnehmen.

Vor allem der Boom bei KI-basierten Anwendungen lässt den Strombedarf in Rechenzentren nach oben schnellen, Google will aber auch seinen eigenen selbst eingegangenen Dekarbonisierungszielen gerecht werden. Laut Michael Terrell, Googles Senior Director für Energie und Klima, wird der Bezug von Energie aus mehreren Reaktoren die Kosten senken. Microsoft hatte vor einigen Wochen bekannt gegeben, den alten Three-Mile-Island-Reaktor wieder beleben zu wollen, um schnell an entsprechende Stromerzeugungskapazitäten für den wachsenden Strombedarf in den Rechenzentren zu kommen.

Industrielle Fertigung der SMR soll die Technik günstiger und schneller machen

SMR gelten als kompakter als herkömmliche AKW, zudem ist die Leistung nicht so groß und sie werden quasi industriell gefertigt, so das Ziel der meisten Firmen, die sich in diesem Bereich engagieren. Die industrielle Vorfertigung soll die Baukosten senken. Die EU-Allianz arbeitet durch Arbeitsgruppen daran, die Bedingungen für die Entwicklung und den Einsatz von SMR zu verbessern, einschließlich des Aufbaus einer Lieferkette für diese Form der Kernenergie.

Die Aktivitäten sollen spezifische SMR-Projekte unterstützen und deren Markteinführung in Europa beschleunigen. Mehr als 300 Interessenten hatten sich anfänglich für eine Mitgliedschaft in der Allianz interessiert, darunter SMR-Technologieentwickler, Versorgungsunternehmen, Industrieunternehmen mit hohem Energiebedarf, Lieferkettenunternehmen, Forschungsinstitute, Finanzinstitutionen und zivile Organisationen. Zu den ersten Projekten gehören auch Fernwärmeprojekte wie das CityHeat-Projekt. Länder wie Finnland setzen für die Dekarbonisierung der Fernwärme unter anderem auf die SMR-Kerntechnik. Auch bleigekühlte schnelle Reaktoren werden im Rahmen der neun Schwerpunkte gefördert. Marc Schyns, Direktor für innovative Nuklearsysteme im belgischen Kernforschungszentrum (SCK CEN), sagte, dass die Auswahl ihres Projekts ein riesiges Vertrauensvotum ist und ihnen einen enormen Schub gibt. Stefano Buono, CEO von Newcleo, meinte, die Auswahl ihres Projekts sei eine klare Bestätigung für ihre Technologie.

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