Windparkmodernisierung nimmt Fahrt auf 25. Sep 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Repowering: Frischer Wind für deutsche Windparks

Projektierer wie Statkraft setzen beim Windkraftausbau auf Repowering. Geringeres Risiko und schnellere Umsetzung machen es attraktiv.

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Repowering: Ein Windpark als Großbaustelle. Alte Windräder werden dabei durch neue, leistungsstärkere ersetzt. Repowering hat in Deutschland seit 2021 deutlich zugelegt.
Foto: PantherMedia / Claudia Buchmann

Auffällig im Nachrichtendschungel zur laufenden Branchenmesse Windenergy in Hamburg ist die Ankündigung namhafter deutscher Projektierer und Windparkbetreiber zur eigenen Repowering-Pipeline. Repowering, das ist das Neubestücken alter Windparks mit neuen, wesentlich leistungsstärkeren Anlagen. So will Statkraft in Deutschland vor allem auf das Repowering seiner Bestandsanlagen setzen, mit dem Ziel, die installierte Leistung von rund 600 MW in den kommenden Jahren annähernd zu verdoppeln.

Der ostfriesische Projektentwickler Enova will in diesem Jahr 15 Windparks mit einem Repowering-Potenzial von über 250 MW zukaufen, 2025 soll so ein Gesamtvolumen von 1 GW im Eigenbestand erreicht werden. Auch Neulinge lockt das Repowering an: Die Swisspower Renewables Gruppe, die elf eidgenössischen Stadtwerken gehört, hat erst am 10. September im niedersächsischen Volkmarsdorf ihr erstes Repowering-Projekt eingeweiht. Sechs GE 5.5 mit 158 m Rotordurchmesser ersetzen jetzt 15 alte Windenergieanlagen. Die 33 MW sollen jährlich ca. 94 GWh Windstrom bereitstellen.

Repowering als treibende Kraft im Markt

Im Verlauf des Jahres 2023 wurden 423 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 534 MW stillgelegt, so die Zahlen, die der Bundesverband Windenergie (BWE) und VDMA Power Systems von der Deutschen Windguard haben erheben lassen. Der Großteil der zurückgebauten Anlagen wurde im Rahmen von Repowering-Projekten stillgelegt und wurde oder wird im kommenden Jahr durch neue Anlagen ersetzt. Im Jahr 2023 lag der Anteil von Repowering-Anlagen am Neuzubau bei 30 %. 2023 hatte sich im Vergleich zum Jahr 2022 der Nettozubau durch Repowering bereits mehr als verdoppelt. Das erste Halbjahr 2024 kann da noch nicht anschließen, allerdings sank der Repowering-Anteil an den im ersten Halbjahr 2024 zugebauten Anlagen nur leicht auf 29 %.

Der Vorteil des Repowering: Der Standort ist erschlossen. Repowering-Projekte haben daher auch eine größere Realisierungswahrscheinlichkeit als Neubauten – im Fachjargon Greenfield-Projekte genannt. „Wir rechnen bei Repowering mit einer Realisierungswahrscheinlichkeit von über 50 %“, sagt Claus Urbanke, Vice President Wind, Solar & Storage Development bei Statkraft in Deutschland. Bei Greenfield-Projekten sind die Realisierungswahrscheinlichkeiten für die Projektierer in der Regel erst einmal deutlich niedriger. Je mehr Hürden genommen sind, desto besser werden sie. Hinzu kommen projektspezifische Risiken, die für eine Realisierung ausschlaggebend sind, diese können aber unterschiedlich hoch ausfallen.

Statkraft setzt in Deutschland stark auf Repowering

Seit gut viereinhalb Jahren ist der norwegische Staatskonzern in Deutschland als Projektierer und Betreiber im Geschäft mit erneuerbaren Energien aufgestellt: Solarparks, Windparks, Großspeicher. Bis zu 25 Repowering-Projekte will Statkraft in den kommenden zwölf Monaten laut Urbanke gesichert haben. Gesichert heißt, dass Statkraft alle Landpachtverträge unterzeichnet hat. Das hat System; von Anfang an hatte Statkraft ältere Windparks mit Repowering-Potenzial zugekauft, um diese jetzt peu à peu realisieren zu können. Inzwischen liege der Repowering-Anteil in der Projektpipeline von Statkraft in Deutschland bei zwischen 60 % und 70 %, schätzt Urbanke.

Hintergrund für den neuen Drive ist die Gesetzeslage: „Es gibt Erleichterungen im Genehmigungsverfahren speziell für Repowering-Projekte und das sehen wir inzwischen tatsächlich auch in den Genehmigungen“, so Urbanke. Nicht nur ist Windenergie inzwischen von „überragendem öffentlichen Interesse“, sondern mit der Umsetzung der letzten Novelle der Renewable Energy Directive (RED) der EU braucht es speziell bei Repowering-Projekten weniger Dokumentation. „Ab Vollständigkeitsbescheid durch die Genehmigungsbehörde hat die Behörde in der Regel nur sechs Monate Zeit“, so Urbanke weiter. Die Regelung ist noch recht neu in Kraft. „Wir haben bereits eine Behörde, die hat uns bis kommenden Februar im Prinzip den Bescheid zugesichert.“

Netzinfrastruktur als Schlüssel zum Erfolg

Weiterer Pluspunkt bei Repowering ist, dass es bereits Infrastruktur gibt, von der Zuwegung bis zu Netzanschluss. „Wobei wir davon ausgehen müssen, dass der Netzanschluss neu dimensioniert werden muss“, so Urbanke. Erleichternd könne in Zukunft hinzukommen, dass die Netzbetreiber inzwischen begonnen hätten, eine leistungsmäßige Überdeckung am Netzanschlusspunkt zuzulassen.

Bisher ist es so, dass der Netzbetreiber in der Regel davon ausgeht, die maximal theoretisch mögliche Last absichern zu müssen. Das heißt: Sollen ein Wind- und ein Solarpark gemeinsam an einem Netzanschlusspunkt angeschlossen werden, werden die Nennleistungen beider Parks aufaddiert. Eine geringere Dimensionierung am Netzanschlusspunkt war bisher laut Urbanke so gut wie nicht üblich. Obwohl die Maximallast in der Praxis sehr unwahrscheinlich und zudem die Anlagen ja auch abgeregelt werden können. Urbanke hat aber beobachtet, dass da jetzt etwas Bewegung in die Praxis hineingekommen ist.

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