RWE: Rekordinvestments in erneuerbare Energien
Der Essener Energiekonzern RWE legt gute Ergebnisse vor und steht vor Rekordinvestments in erneuerbare Energien.
RWE-Chef Markus Krebber sah es recht nüchtern: „RWE hat in den ersten sechs Monaten 2023 ein gutes Ergebnis erzielt“, sagte er zu Beginn der heutigen (10. August 2023) Halbjahreskonferenz. Danach verkündete er ein bereinigtes Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände) für das erste Halbjahr von 4,5 Mrd. € (1. Halbjahr 2022: 2,1 Mrd. €) und ein bereinigtes Nettoergebnis von 2,6 Mrd. € infolge höherer Erträge im Kerngeschäft (1. Halbjahr 2022: 950 Mio. €). Beides, obwohl der Außenumsatz (ohne Energiesteuern) von 16,3 Mrd. € im Vergleichszeitraum 2022 auf 14,9 Mrd. € sank.
Erneuerbare Energien: RWE mit Rekordgewinn will „jedes Projekt bauen, was möglich ist“
Die eigentliche Botschaft aber ist: Der Konzern hat mit 9 Mrd. € massiv in sein Portfolio erneuerbarer Energien investiert und hat dafür 5,1 GW an Nennleistung neu im Portfolio. Und er wird dies weiter tun: Aktuell gebe es mehr als 70 Projekte in zwölf Ländern mit insgesamt 7,2 GW im Bau, so das Unternehmen. „So viel wie noch nie“, betonte Krebber. Nichts anderes hatte er bereits im März bei der Vorlage der Gesamtzahlen für das Jahr 2022 angekündigt. Man werde „jedes Projekt bauen, was möglich ist“. Und zukaufen: 6,3 Mrd. € der Investitionen von 9 Mrd. € gehen auf das Konto der Akquisition des Ökoenergiegeschäfts des New Yorker Energieversorgers Con Edison.
RWE: Bundeskartellamt sieht „Vermutungsschwelle für Marktbeherrschung“
Einen Warnschuss für die Essener gab es hingegen gestern, am Mittwoch (9. August 2023), durch den Bundeskartellamtspräsidenten, Andreas Mundt: „RWE ist unverändert der größte Stromerzeuger in Deutschland. RWE ist in einer Vielzahl von Stunden unverzichtbar für die Deckung der Stromnachfrage in Deutschland und liegt damit klar über der Vermutungsschwelle für Marktbeherrschung.“ Grundlage für Mundts Besorgnis ist der sogenannte „Bericht zur Marktmacht auf den Stromerzeugungsmärkten“. Mundt bezieht sich dabei vor allem auf RWEs Stellung bei den „nicht EEG-geförderten Erzeugungskapazitäten“, sprich konventionellen Kraftwerken, bei denen RWE im Untersuchungszeitraum bis Ende 2022 mit 18,2 GW einen Anteil von 21,0 % hielt, gefolgt von EnBW 9,7 (11,2 %) und der ostdeutschen Leag 8,0 GW (9,2 %).
Allerdings sind im Marktmachtbericht auch jene älteren Kraftwerke berücksichtigt, die zur Sicherstellung der Energieversorgung 2022 wieder aus dem Reservebetrieb geholt wurden, um eine mögliche Gefährdung der Stromversorgung in Deutschland angesichts der Folgen des russischen Kriegs in der Ukraine abzufedern. Laut Krebber sei derzeit „das Wichtigste“, schnellstmöglich erstens die erneuerbaren Energien auszubauen „wie geplant“ und zweitens „gesicherte Leistung“ aufzubauen. Damit sind klimaneutral betriebene Anlagen gemeint, zum Beispiel wasserstofffähige Gaskraftwerke. Die brauche es schnell, um 2030 aus der Kohle aussteigen zu können. Dafür müssten nach der parlamentarischen Sommerpause schnell die Ausschreibungsbedingungen für diese Anlagen auf den Tisch. „Wenn die Ausschreibung nicht schnell genug kommt, stellt sich die Frage, wer denn die Versorgungssicherheit garantiert.“ Das könne sich dann letztendlich auch negativ auf die Preise auswirken.
RWE fordert Tempo bei Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft
Das Ebitda stieg im ersten Halbjahr 2023 in allen Geschäftssegmenten von RWE – außer dem Bereich Kohle/Kernenergie, da sank es von 501 Mio. € 2022 auf 431 Mio. € im ersten Halbjahr. Zuvorderst nannte RWE-Finanzchef Michael Müller dafür nicht das Abschalten des Kernkraftwerk Lingen am 15. April, sondern eine deutliche geringere Stromproduktion aus den Braunkohlenkraftwerken im rheinischen Revier.
Wasserstoff: Bundesregierung will Erzeugungskapazität verdoppeln
Markus Krebber verwies noch einmal bezüglich des Ökostromausbaus darauf, dass „ es in aller Regel die politischen Rahmenbedingungen sind, die das Ausbautempo bestimmen“. Da sei man prinzipiell auf gutem Wege, auch was Photovoltaik und Batterien angehe. Er betonte jedoch bezüglich der Wasserstoffstrategie, dass auch hier ein rascher Hochlauf „für die Stromwirtschaft zentral“ und ein Aufbau eines entsprechenden Wasserstoffnetzes zeitkritisch sei. „Im zweiten Halbjahr muss die Politik nun die Strategie in konkrete Gesetze und Regelungen umsetzen, die uns die notwendige Planungssicherheit geben und damit weitere Investitionen ermöglichen. Ziel aller Maßnahmen muss es sein, den Hochlauf so zu gestalten, dass sich so rasch wie möglich ein sich selbst tragender Wasserstoffmarkt etablieren kann.
Denn ab Mitte der 2030er-Jahr müssten die wasserstofffähigen Kraftwerke, die statt der bisherigen Kraftwerke die gesicherte Leistung zur Stromerzeugung bereitstellen sollen, auch auf Wasserstoff laufen. „Ich brauche ein Wasserstoffnetz, um das Kraftwerk zuverlässig mit Wasserstoff zu versorgen“, mahnte er an. Das sei entscheidend, damit ein Kohleausstieg 2030 möglich werde.