RWE und EnBW bestätigten ihre Jahresziele
RWE und EnBW setzen weiter auf die Energiewende, müssen aber bei den wirtschaftlichen Kennzahlen federn lassen. Das Umfeld wird rauer.
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Zwei der größten Energieversorger, die Essener RWE AG und die Karlsruher EnBW AG, zeigen in ihren am 12. und 13. November vorgelegten jüngsten Geschäftszahlen zum dritten Quartal des Jahres 2024 (Q3/24), wie unterschiedlich sie die Strategien und Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende angehen. Bei vorhergehenden Finanzmeldungen konnten sich beide unisono vor allem über schwarze Zahlen freuen; inzwischen gibt es aber Merkposten: RWE schaut mit Interesse auf die Entwicklung des US-Marktes unter einem Präsidenten Donald Trump, EnBW spürt Normalisierungseffekte auf den Großhandelsmärkten, die auf die Bilanzen durchschlagen.
Während RWE auf eine starke Expansion bei den erneuerbaren Energien und ein Aktienrückkaufprogramm setzt, fokussiert sich EnBW auf groß angelegte Infrastrukturprojekte und Netzwerke für die Energiewende. In der derzeitigen wirtschaftlichen Lage führt das zu unterschiedlichen Ausblicken auf die Risiken, die vor den Unternehmen liegen.
RWE: Investitionen in erneuerbare Energien und Aktienrückkäufe
RWE hat in den ersten drei Quartalen 2024 (Januar bis September) ein bereinigtes Ebitda von 4,0 Mrd. € erzielt, während das bereinigte Nettoergebnis bei 1,6 Mrd. € lag. Der Fokus auf Erzeugungskapazitäten im Ökostromsektor zeigt sich bei deutlichen Ergebnissteigerungen in den beiden Segmenten Offshore-Wind und Onshore-Wind/Solar. Das bereinigte Ebitda im Segment Offshore-Wind lag bei 1079 Mio. €, 2023 waren es 998 Mio. € im Vergleichszeitraum gewesen. Ursache waren mehr Erträge durch verbesserte Windbedingungen. Onshore-Wind/Solar erzielte 990 Mio. € an bereinigtem Ebitda, 2023 waren es 870 Mio. €. Zum einen gingen neue Projekte in Betrieb, zum anderen stehen nun die Geschäftsaktivitäten von Con Edison Clean Energy Businesses in den USA in den Büchern.
In den ersten neun Monaten 2024 investierte RWE nach eigenen Angaben fast 7 Mrd. € in neue Kapazitäten, Projekte mit 11,2 GW seien im Bau. Insgesamt stehen 36,2 GW Nennleistung an Gesamtkapazität für die Ökostromerzeugung in den RWE-Büchern, die Stromerzeugung daraus lag mit 36 TWh auf Rekordniveau – +14 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Jedoch stehen Teile des US-amerikanischen Offshore-Windgeschäfts von RWE aufgrund regulatorischer Unsicherheiten und möglicher Genehmigungsprobleme vor Herausforderungen. „Nach dem Wahlausgang in den USA sind die Risiken für Offshore-Windprojekte größer geworden. Dies betrifft auch das Offshore-Windprojekt von RWE vor der Ostküste der USA, das sich aufgrund ausstehender Genehmigungen zeitlich verschieben könnte“, so RWE-Chef Markus Krebber.
In Europa kommt der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft langsamer voran, was die Pläne zur Errichtung neuer Elektrolyseanlagen bei RWE nach Unternehmensangaben bremst.
Vor diesem Hintergrund dieser beiden Risikofaktoren kündigte Krebber ein Aktienrückkaufprogramm des Konzerns im Umfang von bis zu 1,5 Mrd. € an, das bis zu 18 Monate andauern und noch 2024 starten soll.
EnBW setzt auf Ausbau der Infrastruktur und Netze
Die EnBW hat im gleichen Zeitraum ein bereinigtes Ebitda von 3,7 Mrd. € ausgewiesen und ihre Investitionen mit Bruttoinvestitionen von rund 3,9 Mrd. € – ein Anstieg um 40 % zum Vorjahr – kräftig erhöht. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Netzinfrastruktur, etwa der Windstromtrasse Suedlink, die ab Ende 2028 die Übertragungskapazität für Strom aus erneuerbaren Energiequellen in Deutschland erhöhen soll. In der Nordsee baut EnBW den Offshore-Windpark He Dreiht mit 960 MW Nennleistung, der 2025 in Betrieb gehen soll.
Ein weiteres strategisches Ziel ist auch bei EnBW der Aufbau wasserstofffähiger Kraftwerke, um den Kohleausstieg zu beschleunigen. Bis Frühjahr 2025 plant EnBW die Inbetriebnahme eines solchen Kraftwerks in Stuttgart, das ältere Kohleblöcke ersetzen soll. Das Unternehmen hat zudem sein Engagement in grünen Finanzierungen verstärkt, darunter die erstmalige Ausgabe einer grünen Anleihe in australischen Dollar, was EnBW zusätzliche Mittel für künftige Investitionen in die Energiewende sichern soll.
„Wie erwartet, schlägt sich die Normalisierung der außergewöhnlichen Preisniveaus an den Großhandelsmärkten weiter nieder“, so EnBW in einer Mitteilung. „Dank der robusten integrierten Aufstellung konnten gleichzeitig jedoch konzernweit solide Ergebnisse erzielt werden.“ Wesentliche Ergebnistreiber seien das stabile Netzgeschäft sowie die erneuerbaren Energien gewesen. Die standen in den ersten drei Geschäftsquartalen 2024 bei EnBW zusammen für 71 % des Gesamtergebnisses. Der bereinigte Konzernüberschuss halbierte sich fast auf rund 1,3 Mrd. €.
RWE und EnBW: Energiekonzerne stehen im Spannungsfeld von Regulierungen und Investitionsbedarf
Beide Unternehmen stehen vor ähnlichen Herausforderungen: Unsicherheit auf den internationalen Märkten, steigender Investitionsbedarf und regulatorische Hürden. Der Ausblick für die deutsche Energiewirtschaft bleibt daher gemischt. Die starke Nachfrage nach Ökostrom und die Notwendigkeit eines nachhaltigen Energiesystems fördern die Wachstumschancen in der Branche. Doch regulatorische Herausforderungen und die Notwendigkeit hoher Investitionen machen die Energiewende zu einem komplexen Vorhaben.
Beide Unternehmen betonen jedoch, die Energiewende weiter vorantreiben zu wollen. Deutschland ist da für RWE schon längst nicht mehr der Maßstab, das Unternehmen sieht sich global ausgerichtet: „Angesichts der weltweiten Nachfrage nach grünem Strom werden wir gleichwohl mit Milliardeninvestitionen in Europa und den USA unser grünes Portfolio weiter ausbauen“, so RWE.
Trotz der Herausforderungen bestätigen sowohl RWE als auch EnBW ihre Jahresziele. RWE erwartet ein bereinigtes Ebitda zwischen 5,2 Mrd. € und 5,8 Mrd. €, EnBW bestätigt die Prognose von 4,6 Mrd. € bis 5,2 Mrd. € für 2024. Beides für das Gesamtjahr Zahlen unterhalb der 2023er-Ergebnisse.