Sauber ausgebremst
Die Wege des Altholzes und die Zukunft der EEG-Bioenergieanlagen für Holz sind ungewiss.
Nach 20 Betriebsjahren werden demnächst die ersten Anlagen, die Holz oder Altholz zur Energieerzeugung nutzen, aus der Vergütungsregelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) herausfallen. Das steht fest.
Alles andere bleibt für die Branche ungewiss: Unter welchen Konditionen die Altanlagen weiterzubetreiben wären, oder welche Förderung es für Neuanlagen gäbe. Dabei sollen die Rohstoffe in Zukunft noch effizienter genutzt werden, so der Fachverband Holzenergie im Bundesverband Bioenergie (BBE) anlässlich des Fachkongresses Holzenergie in Würzburg.
Ein Beispiel: Wenn heute eine Nahwärme-Versorgungsgesellschaft plant, in einem Neubaugebiet 100 Kunden mit Wärme aus Hackschnitzelheizungen oder Holzvergaser-Blockheizkraftwerken (BHKW) zu versorgen, stellt sich die Frage: Darf sie – bei Fertigstellung in zwei Jahren – den frischgebackenen Hausbesitzern den BHKW-Strom direkt verkaufen? Diese Frage kann heute niemand wirklich beantworten.
Leonhard Nossol von der Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal GmbH im thüringischen Blankenstein brandmarkt die Politik der Bundesregierung und deren „ständiges Ändern von Gesetzen und Rahmenbedingungen“. Nossol weiter: „Wir Unternehmer wollen uns an Gesetze halten. Aber die Regierung lässt Leute, die sich in der Biomasse bewegen, einfach fallen – wie bei Biogasanlagen. Die Politiker wissen nicht, was wir tun, aber sie entscheiden über uns.“ Mindestens zehn Jahre Rechtssicherheit wünscht er sich.
Genauso unsicher sind Investoren und Anlagenbetreiber, wie hoch oder niedrig Abgasgrenzwerte in Kürze sein werden. Gleichzeitig aber, diese Frage warf in Würzburg der Jurist und Berater Hermann Fellner auf, wüssten sie oft nicht, welche Altstoffqualität zur Verbrennung bestimmte Hackschnitzel aus Spanplatten aufweisen.
Fellner ließ zehn Spanplatten in einem Labor untersuchen; dabei „gab es teils massive Überschreitungen bei Arsen, Blei, Chlor und vielfach Werte knapp am Grenzwert, zum Beispiel bei Fluor. Es ist unstrittig: Belastetes Altholz kommt als belastete Spanplatte zum Verbraucher! Das Altholz muss also schon massiv belastet gewesen sein und hätte nicht über Grenzen gebracht werden dürfen.“
Vielfach importieren die Hersteller das Holz, so Fellner. Kontrollen fänden aber kaum statt. Soll heißen: Nur wenn die thermische Verwertung keine Schadstoffe in die Luft bläst, sind Holzheizung oder -vergasung sinnvoll.
Dabei sind die Perspektiven für Holzvergaser sehr gut; gerade weltweit, wie Siegfried Schätzl von Holzenergie Wegscheid, einem Hersteller von Holzvergaseranlagen, beteuert. Die Maschinen des Unternehmens mit 65 kW oder 125 kW elektrischer Leistung aus Sonnen bei Passau werden inzwischen sogar in Lizenz in Malaysia gebaut. Doch gerade für hiesige Projekte rät Schätzl von „Abfallholz als Regelbrennstoff“ ab. Auch er nennt wie Nossol dafür die unsichere Gesetzeslage als wichtigen Grund.
Thomas Bleul, Geschäftsführer bei Spanner RE2, setzt ebenfalls vor allem auf „Restholz, das bei der Durchforstung oder Holzverarbeitung anfällt; das veredeln wir hocheffizient in Strom und Wärme“. Sein Unternehmen hat inzwischen weit über 700 Kraftwerke geliefert und ist damit weltweit der zahlenmäßig größte Holzgas-BHKW-Lieferant. Die Anlagen sind inzwischen in 14 Ländern im Einsatz, immer mehr als „Energy Blocks“ in Containerbauweise.
Doch auch „Straßenbegleitgrün, gehackt, gesiebt, getrocknet“ führt Bleul auf als „Reststoff, aus dem Wertstoff wird“. Bei dessen Verwendung rät Harald Thorwarth von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg am Neckar, gerade im Winter Vorsicht walten zu lassen: Der Chlor(Cl)-Gehalt sei oft sehr hoch. „Mit sinkendem Astdurchmesser nimmt der Rindenanteil im Brennstoff zu und die Cl-Konzentration steigt. Mit steigendem Abstand zur mit Salz gestreuten Straße sinkt die Cl-Konzentration im Brennstoff.“ Das haben laut Thorwarth, Ingenieur und Inhaber des Lehrstuhl für Feuerungstechnik an der Hochschule, erste Messergebnisse erbracht.
Doch die angewandte Holzgas-BHKW-Technik ist noch nicht am Ende ihrer Entwicklung. Als zukunftsträchtiges Anlagenkonzept empfindet Bernhard Böcker-Riese, Geschäftsführer der Schweizer BR Engineering GmbH, den Doppelfeuervergaser. „Teergehalt niedrig, Ausbrand gut, Brennstoff grob“, das seien von Anfang an positive Aspekte des Reaktors gewesen, so der Agraringenieur, der seit 2007 eine entsprechende Anlage in Nidwalden bei Stans betreut. Und aus einer Effizienz, die als „mittel“ eingestuft worden war, sei inzwischen „sehr hoch“ geworden. Es geht also voran. Zumindest bei der Technik der Holzvergasung.