Siemens: Energietochter mit Verlust im ersten eigenen Geschäftsjahr
Die Siemens Energy AG weist nach Verlusten bei der spanischen Windkrafttochter Siemens Gamesa für ihr erstes eigenständiges Geschäftsjahr rote Zahlen aus. CEO Christian Bruch ist aber dennoch zufrieden und erwartet im seit Oktober laufenden neuen Geschäftsjahr „sehr starke“ Verbesserungen.
Auch Christian Bruch, CEO der noch jungen Siemens-Tochter Siemens Energy AG (SE), war in Glasgow bei der Weltklimakonferenz, der COP 26, zu Besuch. Eindrücke davon brachte er heute mit zur Bilanzpressekonferenz des Unternehmens, der ersten, in der SE die Zahlen für ihr erstes eigenständiges Geschäftsjahr vorstellte. Klimaschutz und Energiewende, machte Bruch deutlich, seien die treibende Kraft hinter dem Geschäft des Hauses, und er sah bisher positive Signale in Glasgow: „Es war keiner da, der gesagt hat, das (den Klimawandel, Anm. d. Red.) gibts nicht, das kann nicht sein. Das Wichtigste, was wir aus Glasgow mitnehmen müssen, ist ein positives Narrativ.“
Eine Aufbruchstimmung, die er angesichts der roten Zahlen unter Strich, die Finanzvorständin Maria Ferraro präsentierte, gerne mit auf das eigene Unternehmen übertragen würde. Denn die 560 Mio. € Nettoverlust sind nur noch ein Drittel des Vorjahres (knapp –1,9 Mrd. €), und so konnte Siemens Energy sich trotz der Probleme bei der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) Richtung Gewinnzone voranbewegen. Bruch ist zufrieden mit dem Jahr – auch dank des verbesserten operativen Ergebnis in der Sparte Gas and Power. Der Gesamtumsatz von SE stieg hingegen um knapp 4 % auf 28,5 Mrd. €.
Siemens Energy und ihre beiden Bereiche Gas & Power sowie SGRE stecken immer noch mitten in einem massiven Umstrukturierungsprozess. Allein im vierten Quartal (Ende zum 30. 9. 2021) kosteten die Maßnahmen im Bereich Gas & Power 222 Mio. €. Im Gesamtjahr, so Ferraro, mache das Sparprogramm den Hauptanteil der negativen Sondereffekte aus (insgesamt –673 Mio. €).
Energiewende: Windkraftbranche hat derzeit ein gemeinsames Problem
Der deutsch-spanische Windkraftspezialist Siemens Gamesa hatte schon am Freitag letzter Woche seine Zahlen vorgelegt und ebenfalls rote Zahlen vermeldet, auch wenn der Umsatz mit 7,5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 10,2 Mrd. € stieg. Bruch war trotzdem zufrieden, das Management gehe die Probleme an, die Tochter liege in den Bereichen Offshore und Übertragung über Plan.
Probleme bereiten Siemens Gamesa vor allem die Lieferketten, voraussichtlich auch bis weit ins Jahr 2022 hinein. Die ganze Branche leidet derzeit unter steigenden Rohstoffkosten. „Wir haben sicherlich auf der Onshore-Seite unsere Herausforderungen“, so Bruch, aber da gebe es auch im Markt ein grundsätzliches Problem: „Jeder kämpft damit, sinnvoll Geld zu verdienen. Da müssen wir als Branche eine Antwort geben.“ Wenn auf der einen Seite Stahl immer teurer wird, Windkraftanlagen aber immer billiger werden sollen – „dann funktioniere das nicht. Letztlich werden wir auch über Preiserhöhungen sprechen müssen.“
Hoffnungen macht das Offshore-Geschäft. Erst am Montag gaben SGRE und Vattenfall bekannt, dass die Schweden bei der Hardware für die beiden 1,8-GW-Offshore-Windparkprojekte Norfolk Vanguard und Norfolk Boreas auf Siemens Gamesa setzen. Die Windkraft-Tochter des Münchner Konzerns soll das Kraftwerk vor der ostenglischen Küste mit seinen SG-14–236-DD-Turbinen ausstatten. 15 MW soll eine einzige der Anlagen mit 236 m Rotordurchmesser an Spitzenlast liefern können.
Siemens Energy: Zukunftsgeschäft für die Energiewende braucht politisch die richtige Aufstellung
SE-CEO Bruch setzt klar auf die Energiewende – in Deutschland und global. „Der Ausstieg aus dem Kohlegeschäft war ergebnisseitig eine schmerzhafte Entscheidung“, gestand er rückblickend ein. Aber richtig. Jetzt könne man das Portfolio „schrittweise schärfen“.
Turbinentechnik und damit Gas sieht er aber als wichtigen Markt, das macht er deutlich. „Ich glaube an das Erdgas als Brückentechnologie, wenn wir im nächsten Jahrzehnt beim Klimaschutz etwas bewegen wollen.“ Die Turbinen würden für den Wasserstoffeinsatz fit gemacht, schon 50 von ihnen würden im Feld beim Kunden auch mit Wasserstoff betrieben.
Von der Politik fordert er Leitplanken fürs ökologische Wirtschaften: „Wir brauchen eine klare CO2-Bepreisung. Wir müssen Nachhaltigkeit einen Wert geben. Am Ende muss es ein guter Business Case sein, nachhaltig zu investieren.“