Gamesa stellt sich Konkurrenz aus China 07. Aug 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 4 Minuten

Siemens Energy peilt Gewinn an

Stromnetze und Gasturbinen pushen das Geschäft von Siemens Energy, wie die Zahlen zum 3. Quartal zeigen. Die angeschlagene Windsparte Siemens Gamesa restrukturiert in ruhigerem Fahrwasser.

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Bauteil für eine Gasturbine bei der Firma Siemens Energy im Werk in Mülheim an der Ruhr (2023). Die Siemens-Tochter kann auch dank eines guten Geschäfts mit Gasturbinen und -dienstleistungen im dritten Quartal 2024 mit einem Gewinn im Geschäftsjahr 2024 rechnen. Dem ersten überhaupt für das 2020 gegründete Unternehmen.
Foto: IMAGO/Sven Simon

Finanzzahlen zum dritten Quartal (Q3) sind längst nicht immer gut für aufregende Meldungen, aber bei der 2020 aus dem Münchner Mutterkonzern abgespaltenen Siemens Energy konnte sich Gründungs-CEO Christian Bruch bisher noch nie über mangelndes Interesse beklagen. Auch diesmal nicht. Das hängt sehr viel mit der Windenergietochter Siemens Gamesa zusammen (s. Kasten), die seit Jahren mit einer gewissen Regelmäßigkeit rote Zahlen ausweist – und immer tauchten neue Gründe für die Hiobsbotschaften auf.

Bruch konnte heute morgen so etwas wie eine Art Entwarnung geben: Man komme planmäßig voran, Schritt für Schritt, so Bruch. „Das ist nicht immer wahnsinnig aufregend – aber es ist genau das, was wir erreichen wollen.“ Für das Gesamtjahr rechnet Siemens Energy zwar mit einem Verlust bei Gamesa von 2 Mrd. € – dennoch aber läuft der Rest vom Geschäft solide, so dass unterm Strich ein Gewinn von 1 Mrd. € stehen soll.

Siemens Energy steht mit seinen Energiewende-Produkten gut da

Rotorblätter von Siemens Gamesa Renewable Energy, einer Tochter von Siemens Energy (Aufnahme 2023 im Hafen von Le Havre, Frankreich). Siemens Gamesa arbeitet sich planmäßig aus den roten Zahlen heraus, wie heute bei der Pressekonferenz der Mutter, Siemens Energy, zu den Geschäftszahlen des dritten Quartals 2024 deutlich wurde.Foto: IMAGO/Joerg Boethling

Damit ist Siemens Energy auf Kurs zum ersten Jahresgewinn seiner noch jungen Geschichte. Für das dritte Geschäftsquartal 2024 meldete zwar CEO Bruch noch einen Verlust von 102 Mio. €, aber im Q3/2023 waren es noch gut 2 Mrd. € Miese gewesen und für das gesamte Jahr standen rund 4,6 Mrd. € als rote Zahlen in den Büchern.

„Der schnell wachsende Strommarkt braucht eine große Bandbreite unserer Produkte“, freut sich Bruch. Bei den Gasdienstleistungen verdoppelten sich die Auftragseingänge auf fast 5,3 Mrd. € (Q3/23: 2,2 Mrd. €), im Netzgeschäft legten Umsatz (2,3 Mrd. €; +30 % gegenüber Vorjahr) und Gewinn (246 Mio. €; +59,2 % gegenüber Q3/23) kräftig zu. „Wichtig ist, dass wir mit dem steigenden Auftragsbestand auch die Margenqualität verbessern konnten. Wir schauen daher trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft und sind nach den ersten neun Monaten auf einem guten Weg, unsere Jahresprognose zu erfüllen.“

Siemens-Energy-CEO Bruch: Keine Angst vor China!

Die gebeutelte Wind-Tochter Siemens Gamesa muss nicht nur mit hausgemachten Problemen kämpfen, sondern auch mit knallhartem Wettbewerb in einem der Kernmärkte der globalen Energiewende. Was im Solarmarkt schon längst eingetreten ist – die globale Dominanz chinesischer Hersteller – davor wächst auch im Windsektor die Sorge. Laut Siemens-Energy-Chef Bruch drängten diese auch deshalb auf den Weltmarkt, weil der heimische Markt kaum noch Luft zum Atmen lässt. Angst ist, hört man Bruch zu, dabei offenbar ein schlechter Ratgeber: „Wir können nicht bei jeder Zukunftstechnologie sofort wegrennen und sagen, „O Gott, O Gott, die Chinesen machen das“. Wind ist für mich eine Zukunftstechnologie. Wir müssen uns überlegen, was wir wo machen wollen.“

Derzeit sind besonders im Zukunftsmarkt der Offshore-Windkraftanlagen die Sorgen groß: „Da wird der Wettbewerb hoch sein“, betont Bruch „aber man muss die Wettbewerber ernst nehmen. Ich würde nie davon ausgehen, dass chinesische Wettbewerber technologisch nicht mithalten können. Ich habe großen Respekt vor chinesischen Wettbewerbern.“ Also will Bruch dem eigenen Unternehmen vor allem Innovation verordnen. Das werde ein ganz wichtiges Element sein, nicht nur, aber auch bei der neuen Anlage, die Siemens Gamesa auf den Markt bringt. „Der chinesische Windmarkt ist der größte der Welt. Die wissen schon, wie man eine Windturbine baut, aber ich glaube trotzdem, dass wir uns in dem Gesamtangebot an unsere Kunden durchaus immer unterscheiden können.“

Bruch begrüßt EU-Untersuchungen über Wettbewerbsverzerrungen durch chinesische Subventionen

Politisch drängt Bruch darauf, „das sogenannte Level Playing Field hinzukriegen. Insofern begrüße ich auch die Untersuchung bei der europäischen Union. Aber es ist natürlich wichtig, dass man eine Balance in der öffentlichen Diskussion hält.“ Man müsse mit China zusammenarbeiten, es einbinden und nutzen. „Die werden wir für die Energiewende brauchen,“ analysiert er. Aber: „Wir haben ein Interesse, Zukunfts- und Schlüsseltechnologien in Europa zu halten, und deswegen gehören qualitative Kriterien, die wir seit Jahren predigen, in die Auswertung mit rein.“ Die Wettbewerber der westlichen Industrien hält Bruch für leistungsfähig genug, um auch den Hochlauf der Windkraft stemmen zu können. Bruch predigt da Selbstbewusstsein: „Ich kann nur davor warnen, dass man bei jeder Zukunftstechnologie sofort sagt: Na, wenn das auch in China eine Zukunftstechnologie ist, dann lassen wir das mal besser sein. Das kann nicht die Lösung sein.“

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