Versorgungssicherheit 29. Sep 2022 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 2 Minuten

Viertes Leck in Nord-Stream-Pipeline – Norwegen alarmiert wegen Drohnenflügen

Schwedische Behörden haben jetzt über ein viertes Leck an einer der beiden Nord-Stream-Pipelines berichtet. Unterdessen hat Norwegen auf den Öl- und Gasplattformen Detektionssysteme für Drohnen installiert, nach Berichten von ungenehmigten Drohnenflügen in eigenen Hoheitsgewässern.

Errichtungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 2, die die Verbindungsschweißnaht über Wasser (AWTI) zeigen. An der Backbordaußenseite der Castoro 10 ist eine Arbeitsplattform angebracht. Dort werden die Rohrenden zugeschnitten, bevor sie exakt ausgerichtet und verschweißt werden. Wie in die derart verbundenen und betonummantelten Rohrstränge die jetzt aufgetretenen Lecks gekommen sind, ist derzeit noch nicht geklärt.
Foto: Nord Stream 2 / Axel Schmidt

An den Nord-Stream-Gasleitungen in der Ostsee gibt es Behördenberichten zufolge inzwischen insgesamt vier statt wie bisher bekannt drei Lecks. Zwei liegen in der Ausschließlichen Wirtschaftszone Schwedens, zwei in derjenigen Dänemarks. Dabei befindet sich an beiden Leitungen von Nord Stream 1 je ein Leck, zwei an einer der Leitungen von Nord Stream 2. Es gibt nach Angaben der schwedischen Küstenwache in schwedischen Hoheitsgewässern ein großes Leck in Nord Stream 1 und ein kleines in Nord Stream 2. Die beiden Pipelineprojekte sind jeweils als Doppelpipelines ausgelegt.

Sabotage denkbar: Lecks an Nord Stream 1 und 2

Die Lecks liegen demnach eng beieinander: „Der Abstand zwischen den beiden Lecks in schwedischen Gewässern beträgt eine nautische Meile (ca. 1,8 km)“, so die Küstenwache in einer Mitteilung von heute Vormittag. Die Entfernung des kleineren schwedischen Lecks an Nord Stream 2 zum nächstgelegenen in dänischen Gewässern betrage 2,6 nautische Meilen (4,6 km). Seit Dienstag befinde sich das Schiff KBV 003 Amfitrite der schwedischen Küstenwache in der Nähe der Lecks, um die Gaslecks zu beobachten und die Sicherheit der Schifffahrt zu gewährleisten. An Bord ist ein ROV (remotely operated vehicle), eine unbemannte, fernsteuerbare Unterwasserdrohne.

Norwegen verstärkt Schutz der Öl- und Gasinfrastruktur an Land und auf See

Unterdessen steigt auch die Alarmbereitschaft im Nachbarland Norwegen, obwohl die Nord-Stream-Pipelines das Land nicht tangieren. Unter anderem haben Berichte über zunehmende Drohnenaktivitäten dazu geführt, dass sich die Landesregierung entschlossen hat, die Alarmbereitschaft in Bezug auf die Infrastruktur – sowohl on- als auch offshore – auf dem norwegischen Kontinentalschelf zu erhöhen.

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Die Ermittlungen zu den Drohnenflügen seitens Norwegen dauern an. Die staatlichen Polizeibehörden haben an den Öl- und Gasplattformen Drohnendetektionssysteme platziert, um die jüngsten Verletzungen der Sicherheitsvorschriften durch unbekannte Drohnen zu untersuchen. Aus ermittlungstaktischen Gründen will die Polizei nicht mitteilen, auf wie vielen der rund 90 Gas- und Ölförderplattformen in norwegischen Gewässern diese Drohendetektionssystemen stehen.

Umweltbundesamt: Nord-Stream-Lecks führen zu erheblichem Klimaschaden

Gestern berichtete das Umweltbundesamt in Dessau, die Lecks führten nach Berechnungen des Hauses zu Emissionen von etwa 7,5 Mio. t CO2-Äquivalenten, das entspreche rund 1 % der gesamten jährlichen deutschen „Gesamtemissionen“. Hintergrund der Berechnungen ist, dass es keine Abschottungsmechanismen an den Pipelines gebe und daher aller Voraussicht nach der gesamte Inhalt der Röhren entweichen werden.

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Hingegen zitierte die Deutsche Presseagentur (dpa) Oliver Schmale, einen Forscher am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), dass die Treibhausgaswirkung der Lecks vergleichsweise gering sei. „Das Klimageschehen wird dadurch nicht verändert“, habe Schmale am Mittwoch in Rostock gesagt. Das aus der Pipeline entweichende Erdgas bestehe zu rund 97 % aus Methan. Er wolle den Schaden, der vom Treibhausgas Methan ausgelöst wird, aber nicht kleinreden, schließlich sei die Treibhausgaswirkung von Methan rund 25-mal stärker als die von CO2.

Schmale stützt zudem die Aussagen der Deutschen Umwelthilfe und des Naturschutzbundes, wonach die direkten Auswirkungen auf die Meeresumwelt durch den Methanaustritt eher lokal beschränkt sein dürften.

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