Vollgas in Richtung Wasserstoffwirtschaft
Industrie und Politik wollen den Wechsel hin zum Wasserstoff. Und das so schnell wie möglich.
Bei der Energiewende ist richtig Druck im Kessel. „Wir müssen in zehn Jahren genauso viel schaffen, wie wir in den letzten 30 Jahren geschafft haben“, sagt Thomas Heim, Vertriebschef beim Heizungsbauer Viessmann, über den Gebäudesektor.
Wasserstoff gilt dabei als wichtiger Schlüssel. Der „Wasserstoff Aktionsplan Deutschland“, den der Nationale Wasserstoffrat (NWR) der Bundesregierung vor Monatsfrist vorlegte, enthält daher 80 konkrete Handlungsvorschläge.
Klimaschutz ist mit großen ökonomischen Chancen verbunden
Die Dimensionen macht NWR-Chefin Katherina Reiche deutlich. „Es geht nicht allein um Klimaschutz. Es geht um Wettbewerb und Arbeitsplätze. Es geht darum, ob wir, ob die europäischen Nachbarn, ob Asien oder die USA schneller sind. Weil es ökologisch notwendig ist und weil mit Klimaschutz ökonomisch große Chancen verbunden sind.“
Wasserstoff, so das Versprechen, spannt eine neue globale Ökonomie für Energie und Klimaschutz auf. Und entfacht damit neuen Wettbewerb. Dabei, so Philip Green, australischer Botschafter in Berlin, gehe es um mehr als nur um den günstigsten Preis, nämlich auch um Verlässlichkeit. „Deutschland wird ein Interesse an einer diversifizierten Versorgung haben.“
Kooperationen wie die beschlossene deutsch-australische Partnerschaft sind also ein Topthema. Die aber sollten fair sein, verdeutlicht Markus Doll, Leiter Anlagen und Netzbetrieb bei der Bundesnetzagentur: „Die CO2-Emissionen in andere Länder zu verschieben, ist keine opportune Lösung.“
Den Fokus „Wasserstoffwirtschaft“ lesen Sie im aktuelen E-Paper der VDI nachrichten mit diesen Themen:
Weichenstellungen für eine neue globale Ökonomie
Energiewende: Die Wasserstoffwirtschaft ist ein industriepolitisches Megaprojekt. Deutschland darf sich nicht im Klein-Klein einer Detaildebatte verlieren, denn die Zukunftsmärkte werden global sein.
Wasserstoff wird weit reisen
Energieversorgung: Der Bedarf der deutschen Industrie wird sich auch in Zukunft nur durch Energieimporte decken lassen. Erste Kooperationen mit möglichen Herstellerländern bahnen sich an.
Sauber oder eben nicht?
Kommentar: Wenigstens dieser eine Punkt lässt sich der Braunkohle zugutehalten: Ja, sie ist einer der CO2-intensivsten Rohstoffe, die in Deutschland zur Stromproduktion genutzt werden, die Braunkohlekraftwerke haben die Klimakrise maßgeblich mit ausgelöst. Die Produktion allerdings, der Abbau, geht nicht zulasten anderer Staaten. Ob sich das auch über den Wasserstoff sagen lässt, entscheidet sich genau jetzt.
Wärmewende mit Wasserstoff
Heizung: Die CO2-Emissionen von Gebäuden könnten schnell und günstig gesenkt werden, wenn das bestehende Gasnetz sukzessive auf Wasserstoff umgestellt wird. Weiteres H2-Potenzial bei Wärme zeigt ein Quartier als Pilotprojekt.