Agri-PV und Braunkohle suchen Synergieeffekte
RWE eröffnet eine Demonstrationsanlage für Agri-PV am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler. Das Forschungsprojekt soll Perspektiven aufzeigen – über die Region hinaus.
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Im Rheinischen Revier, einer Region, die durch den Braunkohletagebau geprägt ist, wird jetzt das Konzept der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) erprobt. Unter Solarzellen wachsen Himbeeren, Klee und Gras, die das Potenzial haben, die Energiewende mit nachhaltiger Landwirtschaft zu verbinden. RWE hat auf einer 7 ha großen Rekultivierungsfläche bei Bedburg eine Agri-PV-Demonstrationsanlage errichtet. Diese Anlage vereint Solarstromerzeugung und landwirtschaftliche Nutzung auf einer Fläche und erprobt verschiedene technische Lösungen, um die optimale Kombination beider Nutzungen zu finden.
Seit Anfang des Jahres erzeugen 6100 Solarmodule mit einer Nennleistung von 3,2 MW auf der Anlage grünen Strom für rund 1044 Haushalte. Gleichzeitig testet RWE zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE), wie sich unterschiedliche landwirtschaftliche Kulturen unter den Solarzellen entwickeln. Ziel ist es, Methoden zu finden, die eine maximale Flächeneffizienz garantieren und gleichzeitig nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte bieten.
Agri-PV eine Chance bei Strukturwandel und Klimaschutz
Neben der Effizienzsteigerung bei der Nutzung knapper Flächen steht auch die Entwicklung neuer Anbaumethoden im Vordergrund, die sowohl die Landwirtschaft als auch die Energiewirtschaft voranbringen. Auf der Anlage werden drei verschiedene Agri-PV-Systeme erprobt:
- feste, senkrecht montierte Module,
- bewegliche Module, die der Sonne folgen,
- erhöhte Module, die eine Pergolastruktur bilden.
Unter diesen Solardächern wachsen zunächst Klee, Gras und Himbeeren. Nächstes Jahr sollen Getreide, Gemüse und Kartoffeln angebaut werden. Das Ziel ist, durch die Erprobung dieser Technologien zu verstehen, wie sich die landwirtschaftliche Nutzung auf die Solarstromproduktion auswirkt und welche Bewirtschaftungsmethoden am besten geeignet sind.
Strukturwandel im Revier durch nachhaltige Innovation
Das Projekt ist ein wichtiger Bestandteil des Strukturwandels im Rheinischen Revier. Durch die Kombination von landwirtschaftlicher Produktion und Solarenergie wird eine doppelte Nutzung der Flächen ermöglicht, die sowohl den Anforderungen der Energiewende als auch den Bedürfnissen der Landwirtschaft gerecht wird. Ulrich Schurr, Direktor des Instituts für Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich, betont, dass die Anlage ein wichtiger Baustein beim Aufbau einer Modellregion für Bioökonomie sei: „Hier können wir gemeinsam mit RWE und der landwirtschaftlichen Praxis entwickeln, wie Energiewende und nachhaltige Pflanzenproduktion für Ernährung und biobasierte Rohstoffe Hand in Hand umgesetzt werden können.“
Frank Rock, Landrat des Rhein-Erft-Kreises, sieht in dem Projekt eine wegweisende Chance für die Region: „Agri-PV bietet den Landwirten die Chance, sich nicht mehr zwischen einem Solarpark oder Acker entscheiden zu müssen, sondern beides gleichzeitig zu nutzen.“ Sascha Solbach, Bürgermeister von Bedburg, fügt hinzu, es brauche solche innovativen Ansätze in der Region für die Herausforderungen des Strukturwandels.
Modell könnte über die Region hinaus Nachahmer finden
Die Ergebnisse der kommenden Jahre werden zeigen, wie sich Agri-PV auf breiter Basis etablieren lässt. Das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Energieerzeugung könnte ein Modell für nachhaltige Nutzung knapper Ressourcen werden und weit über die Grenzen des Rheinischen Reviers hinaus Anwendung finden.