Wasserstoff, Gasnetze und die Wärmewende gehören zusammen
Für die deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW) ist die kommunale Wärmeplanung der Schlüssel für die Wärmewende in Deutschland.
Die für morgen (8. September 2023) erwartete Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Deutschen Bundestag ist für Gerald Linke, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW), ein starkes Signal für klimaneutrales Heizen in Deutschland. „Das haben wir endlich geschafft“, sagte er am Mittwoch zum Auftakt des jährlichen Branchentreffs gat/wat in Köln (6. und 7. September 2023). Damit habe man vor allem eines geschaffen: Rechtssicherheit. „Es ist gut und wichtig, dass die Relevanz von Wasserstoff und Biomethan nun auch im Gesetzestext gestärkt wird.“ Wichtig sei, dass in der Praxis nicht am Wasserstoff vorbeigeplant werde, daher sei diese Verankerung wichtig. Kommt das GEG so wie geplant, dann können Wasserstoff und klimaneutrale Gase ebenso wie strombasierte Lösungen im Gebäudesektor eingesetzt werden.
Die Abstimmung im Parlament sei Linke zufolge aber „nicht das Ende aller Diskussionen zum Heizen“. Vielmehr fängt die Debatte erst an. Denn die bisherige Lage in den Kommunen, die vorhandenen Geschäftskonzepte und die Infrastrukturen für die Versorgung in den einzelnen Kommunen dürften bestimmen, wie die jeweiligen kommunalen Wärmeplanungen, die bis 2026 vorgelegt werden müssen, im Endeffekt aussehen werden. Wasserstoff werde dabei eine Rolle spielen, betonte auch Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), obwohl sie der Fernwärme und der Wärmepumpe die führende Rolle zubilligte. „Die Elektronen allein werden es nicht richten, wir brauchen die Moleküle, da sie transportierbar und speicherbar sind“, betonte sie. Im Branchensprech stehen Elektronen für Strom, Moleküle für stoffliche Energieträger.
Über 400 000 km Gasnetz sollen bis 2045 deutschlandweit fit gemacht werden für Wasserstoff
Die Bedeutung des Wasserstoffs macht sich auch daran fest, wie viele Kommunen bereits heute Wasserstoff für die Zukunft einplanen. Auch in der Fernwärmeversorgung werden Wasserstoff und klimaneutrale Gase eine wichtige Rolle spielen. Basierend auf der Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sind die neuen Grünen Gase nicht nur Wärmelieferant, sondern der ideale Partner im erneuerbaren Stromnetz der Zukunft. Der DVGW hat einen Gebietsnetztransformationsplan (GTP) erstellt. 180 Kommunen haben dafür geantwortet; er werde, so Linke, in Kürze vorgestellt. Von über 500 000 km Gasverteilnetz in Deutschland würden die Betreiber davon 415 000 km für eine Transformation von Gas auf Wasserstoff perspektivisch vorsehen. Diese riesige Menge an Leitungen lasse sich einfach nicht parallel neu nur für Wasserstoff verlegen.
Unabhängig vom Erdgas – Strom und Wärme aus Gülle
Laut Linke hängen 1,8 Mio. Industriekunden deutschlandweit an diesen Netzen. „Wasserstoff ist ein Standortfaktor für Deutschland“, ist sich Westphal sicher. Er sei ein Schlüsselfaktor für die deutsche Industrie- und Technologieführerschaft. Ungelöstes Problem für die Zukunft ist die Mengenbeschaffung. Bis 2045 werde aufgrund der Klimaschutzziele aus der heutigen Gaswirtschaft eine Wasserstoffwirtschaft geworden sein, so Westphal. Das geht nicht ohne Importe. Noch aber fehlen große Langfristverträge, die in nennenswertem Umfang zum Beispiel für das kommende Jahrzehnt die benötigte Menge absichern würden.