Wasserstoff und Windkraft – eine ideale Kombination?
Wissenschaft und Industrie suchen nach dem Königsweg zur Erzeugung von „grünem Wasserstoff“ aus Windenergie. Allerdings zeigen die zahlreichen aktuellen Projekte sehr deutlich: Sie kosten viel Zeit und viel Geld.
Tief verborgen in einem Wald – fernab jeglicher Wohnbebauung – werden die leistungsstärksten Motoren der Welt mit Wasserstoff betrieben. Es ist kein Geheimprojekt, es ist kein Reallabor, es ist der Ort, an dem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Triebwerke der europäischen Trägerrakete Ariane testet, die mit 22 Mio. kW ins All startet. Im Tank: kryogener, also tiefgekühlter Wasserstoff in flüssiger Form.
Grüner Wasserstoff direkt vom Meer
In der Nähe des kleinen Orts Lampoldshausen im Norden Baden-Württembergs mit nicht mal 1000 Einwohnern geschieht genau das, wovon auf politischer Ebene zurzeit nur geträumt wird: Wasserstoff wird aus grünem Strom, den ein nahe gelegener Windpark erzeugt, gewonnen und direkt genutzt. Zur Realisierung des Projekts haben sich zwei Partner zusammengefunden, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten und doch identische Interessen haben: das DLR-Institut für Raumfahrtantriebe und der Energieversorger Zeag, der die Idee zur Wind-Wasserstoff-Koppelung hatte.
Wasserstoff für die Ariane-Rakete kommt direkt vom Windrad – das DLR erprobt das derzeit
Die Ariane wird so bald noch nicht mit „grünem“ Wasserstoff ins All starten. Vorerst wird das flüssige Gas für Raketenprüfstände genutzt, oder in zwei Blockheizkraftwerken – wovon eines 60 % Wasserstoff verbrennen kann – und künftig in einem vom DLR geplanten Testfeld für kryogenen Wasserstoff. Dort soll abseits der Raumfahrt auch Erfahrung mit Brennstoffzellen oder Komponenten gesammelt werden.
Linienbus mit grünem Wasserstoff unterwegs
Nach jahrelangen Vorbereitungen, Planungen und Tests ist die Anlage erst seit diesem Jahr im Regelbetrieb. Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend. „Die hohe Reinheitsanforderung des Wasserstoffs kann trotz Abfüllung in einem Trailer mit geeigneten Prozeduren gut eingehalten werden“, erklärt Daniela Lindner, Abteilungsleiterin am DLR-Institut für Raumfahrtantriebe. Für den Betrieb des zweiten Elektrolyseurs, der die Erzeugungskapazitäten von 100 t auf insgesamt 280 t jährlich erhöhen soll, fehlt nur noch die Genehmigung. Doch dies sei ein langer Prozess, bedauert die Ingenieurin.
Das enorme Potenzial an Windkraft in Norddeutschland könnte einer Raffinerie bei der Umstellung auf grünes Gas helfen
An Ideen zur Umstellung des Energiesystems mangelt es in Deutschland nicht. Doch die zahlreichen Projekte zeigen eines sehr deutlich: Sie kosten viel Zeit und viel Geld.
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