Wie ausgelastet sind unsere LNG-Terminals?
Zur Sicherung der Gasversorgung wurden im vergangenen Jahr im Hauruckverfahren drei LNG-Terminals in Deutschland aus dem Boden gestampft. Doch wie ausgelastet sind diese?
Seit einem Jahr setzt Deutschland wegen des Ukrainekriegs zur Sicherung der Gasversorgung auch auf verflüssigtes Erdgas, kurz LNG. Dazu wurde milliardenschwere Infrastruktur aufgebaut, drei Terminals sind bereits in Betrieb, weitere sollen folgen. Nach Daten der Bundesnetzagentur wickelt Deutschland seine Gasimporte jedoch bisher nur zu einem kleinen Teil über die LNG-Terminals ab. Demnach wurden seit der Eröffnung des Terminals in Wilhelmshaven vor einem Jahr bis Anfang Dezember 2023 etwa 65,7 TWh LNG importiert. Insgesamt wurden in dieser Zeit 933,4 TWh Gas importiert, der LNG-Anteil liegt demnach bei 7 %.
Kapazitäten nicht ausgeschöpft
Natürlich lässt sich über die drei Terminals nicht das gesamte in Deutschland benötigte Gas importieren, dafür reichen die Kapazitäten nicht aus. Laut Bundesregierung liegen die LNG-Importkapazitäten bei 13,5 Mrd. m3 Gas in diesem Jahr, das entspricht 130 TWh. Theoretisch hätte man also etwa doppelt so viel LNG importieren können als tatsächlich geschehen.
„Auch wenn wir die Kapazitäten der LNG-Terminals heute noch nicht vollständig ausschöpfen müssen, sind die Terminals ein wichtiger Baustein für eine unabhängige und sichere Energieversorgung in Deutschland“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). „Aktuell können wir günstiger Pipelinegas beziehen. Jedoch ist die Lage an den Energiemärkten noch immer angespannt. Daher ist es wichtig, dass wir die LNG-Terminals haben.“
Weitere LNG-Terminals gehen an den Start
Auf den ersten Blick scheint es überflüssig zu sein, weitere LNG-Terminals in Betrieb zu nehmen. Doch vor dem Hintergrund, dass vor einem Jahr nicht klar war, ob wir genügend Gas für den Winter haben, mag das anders aussehen. Das sieht auch Kerstin Andrea so, die drohende Gasmangellage habe man noch vor Augen. Die Regierung habe daher gut gehandelt, solche Situationen vorsorglicher zu vermeiden. Um sich noch breiter aufzustellen, geht am Samstag, den 16. 12. 2023, in Stade das vierte LNG-Terminal in Betrieb. Zwei weitere schwimmende Terminals sollen 2024 in Wilhelmshaven und auf Rügen folgen.
Erste Terminals für LNG starten Tests – Einspeisung in Wilhelmshaven
Das erste LNG-Terminal ging am 21. Dezember 2022 in Wilhelmshaven ans Netz. Mit einer Gesamteinspeisung von 42,6 TWh ist es bisher auch das leistungsstärkste deutsche LNG-Terminal. Diese Daten stammen von Europas Gasinfrastruktur-Betreibern (GIE), auf die sich auch das Bundeswirtschaftsministerium bezieht. Seit Ende März 2023 hat das Terminal in Brunsbüttel, Schleswig-Holstein, 12,8 TWh beigetragen. Ein weiteres privates Terminal in Lubmin, Mecklenburg-Vorpommern, kam seit Ende April mit einer Einspeisung von 6,7 TWh hinzu.
Später auch Wasserstoff
Zukünftig plant Deutschland den Einsatz stationärer Anlagen, um umweltschonend produzierten Wasserstoff importieren zu können. Allerdings befürchten Kritiker, dass der Ausbau der LNG-Infrastruktur zu einer übermäßigen Kapazitätserweiterung für fossile Brennstoffe führen könnte. Dass man am Ende mehr Kapazitäten als nötig schafft, um die früheren Gasimporte aus Russland zu ersetzen.
Auch in Zukunft: Wir verbrennen zu viel Gas, Öl und Kohle
Im aktuellen Jahr importierte Deutschland vorrangig aus Norwegen etwa 390 TWh Gas, gefolgt von den Niederlanden mit ca. 232 TWh und Belgien mit nahezu 197 TWh. Aufgrund des Konflikts in der Ukraine unterblieb ein direkter Gasimport aus Russland.
Den Hauptanteil seines verflüssigten Erdgases, nämlich 84 %, bezog Deutschland laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) aus den USA. Dort wird das Gas oft mittels der kontrovers diskutierten Fracking-Methode gefördert. Die genaue Herkunft der LNG-Tanker und die Zusammensetzung des transportierten Gases sind nach Angaben des BDEW jedoch nicht immer klar nachvollziehbar. (dpa/hoc)