Deutsches kerntechnisches Unternehmen 10. Jul 2024 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 2 Minuten

Wie Nukem seinen russischen Eigentümer los wurde

Die auf Rückbautechnologien spezialisierte Nukem Technologies GmbH hat den Besitzer gewechselt. Der neue Eigentümer ist der japanische IT-Dienstleister Muroosystems, der alte war eine Tochter der russischen Rosatom.

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Ein Manager von Nukem Technologies 2012 auf einem Reaktorgelände in Litauen anlässlich eines Projekts für den Reaktorrückbau. Das Unternehmen aus Karlstein ist jetzt an einen japanischen Investor verkauft worden.
Foto: picture alliance / AP Photo/Gary Peach

„Arbeiten Putins Experten bald in Emsdetten?“, titelte im Februar dieses Jahres die Kölnische Rundschau. Eine spannende Frage in diesen Zeiten. Damals ging es um die Herstellung von Brennelementen, gibt es doch immer noch eine Verflechtung von westlichen und russischen Unternehmen in der Kerntechnik. Bestimmend ist da vor allem der Staatskonzern Rosatom.

Viel näher als die Herstellung neuer Brennelemente liegt in Deutschland angesichts des Atomausstiegs der Rückbau von Kernkraftwerken. Und da hat sich zu Wochenbeginn, am 8. Juli 2024, eine Beteiligung von Rosatom an einem Unternehmen in Deutschland erledigt. Die Nukem Technologies GmbH mit Sitz im unterfränkischen Karlstein wird vom japanischen IT-Dienstleister Muroosystems übernommen. Der alte Eigentümer war die zu Rosatom gehörende Brennstofffirma TVEL.

Nukems wechselvolle Geschichte: Vom Brennelementehersteller zum Rückbauspezialisten

Nukem ist einer der großen Namen im Reigen deutscher kerntechnischer Unternehmen, die Abkürzung steht für „Nuklear-Chemie und Metallurgie“. Was heute unter dem Namen Nukem Technologies GmbH firmiert, ist nach eigenen Angaben „weltweit aktiv in den Bereichen Management von radioaktiven Abfällen und abgebrannten Brennelementen, Stilllegung von nuklearen Einrichtungen, Ingenieurtechnik und Consulting“.

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Was seit Firmengründung 1960 passierte, ist eine sehr wechselvolle Geschichte, bei der das Unternehmen, damals noch in Hanau angesiedelt, vor allem als Brennstoffelementehersteller groß wurde. „Durch die Vielfalt der in Deutschland anfänglich verfolgten Reaktorkonzepte mit ihren unterschiedlichen Brennelementen konnte Nukem ein breites Wissensspektrum aufbauen“, schreibt Nukem in seiner Firmenhistorie.

Bis 2006 war man Teil des RWE-Konzerns, dann ging es an einen Finanzinvestor und 2009 kam dann die Nukem Technologies GmbH zur Rosatom-Tochter Atomstroyexport, einem Kraftwerkshersteller. Rosatom übertrug diese Anteile dann 2019 an seine Tochter TVEL. Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist der Alteigentümer zum Ballast geworden, Rückbau ist in vielen westlichen Ländern, ob sie jetzt aus der Kernkraft aussteigen oder nicht, ein wichtiges Thema. Aber Geschäfte lassen sich nicht mehr machen.

Nukem: Deutsches Kerntechnik-Know-how geht an japanischen Investor

Der Kniff, den das Management in Karlstein jetzt anwandte, war eine „initiierte Insolvenz in Eigenregie“, wie das Management Anfang April mitteilte. Der Vollzug kam jetzt mit der Meldung, dass die japanische Muroosystems übernimmt.

Nukem kennt die japanische Branche. 2016 erhielten die Unterfranken einen Auftrag, Machbarkeitsstudien für den Rückbau des havarierten japanischen Kernkraftwerks Fukushima Daiichi zu erstellen. Nukem erstellte seinerzeit eine 3D-Erfassung der Reaktorsicherheitsbehälter mithilfe von Sonar- oder Radartechnologien und Spezialanwendungen aus der U-Boot-Technik. Die Nukem-Ingenieure beschäftigten sich damals zudem mit dem Rückbau des biologischen Schildes mithilfe ferngesteuerter Roboter sowie mit einem Schienenkonzept, um abgebaute Bauteile aus den Reaktorgebäuden fahren zu können.

Ein japanischer Eigentümer öffnet diesen für externe Investoren und Auftragnehmer oft verschlossenen Markt jetzt für Nukem. Auch für viele andere Auftraggeber dürfte eine Auftragserteilung jetzt wesentlich einfacher werden.

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