Innovationen: Wie das Neue in die Welt kommt
Deutschland braucht Mut und Erfindergeist. Die VDI nachrichten haben sich in Wirtschaft und Politik umgehört, was passieren muss, damit die Ideen sprudeln.
„Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“ Zumindest zu Zeiten von Mark Twain (1835 – 1910) war das wohl so. Heute hingegen gehört Spinnerei zum Arbeitsauftrag von Millionen Menschen. Dennoch gilt das Automobil als letzte wirklich disruptive Innovation aus Deutschland – übrigens zu Lebzeiten von Mark Twain. Das sagt Rafael Laguna de la Vera, Gründungsdirektor der Agentur für Sprunginnovationen, im Interview mit den VDI nachrichten. Die Agentur wurde von der Bundesregierung ins Leben gerufen und wird bis 2029 mit 1 Mrd. € gefördert. So soll Deutschland mit revolutionären Ideen gegen die USA und China punkten.
Es fehlt an Fachkräften und Finanzierungsquellen
Meist sind Innovationen in Deutschland „inkrementell“, also kontinuierliche Verbesserungen, in die die deutsche Wirtschaft 2018 rund 172,6 Mrd. € investierte; 4,1 % mehr als im Vorjahr. Das ergab eine Erhebung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Frühjahr 2020. Wie eine Umfrage der VDI nachrichten unter Forschungsverantwortlichen und Technikchefs verschiedener Branchen zeigt, haben die Unternehmen Innovationsprozesse implementiert und fordern von Mitarbeitern Mut, Neugierde und eine Portion Verrücktheit. Doch das ZEW hat auch Hemmnisse ausgemacht: Es fehle an geeignetem Fachpersonal und an internen wie externen Finanzierungsquellen.
Die aktuelle Situation ist besonders schwierig. Carsten Wehmeyer, Senior Manager Abteilung Digitalisierung und Innovation beim BDI, sagt: „Wir haben durch die Corona-Pandemie eine extreme Krise der forschenden Industrie.“ 38 % der Unternehmen hätten in der Juni-Umfrage gesagt, sie stellten Forschungsprojekte ein oder fahren sie herunter. Eine Momentaufnahme, aber: „Das ist sehr viel.“ Immerhin hält eine Mehrheit der Firmen die Forschungsbudgets konstant und investiert.
Warnung vor überschäumender Rhetorik
Armin Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, warnt vor überschäumender Rhetorik, „als ob man mit Innovation das Paradies bauen könnte“. „Ich glaube, es stützt langfristig das Vertrauen in Innovation mehr, wenn man in aller Offenheit auch über mögliche Ambivalenzen spricht“, mahnt er mit Blick auf Asbest und andere vermeintliche Errungenschaften, die sich im Nachgang als Problem herausgestellt haben.
Den Fokus „Innovationen in Deutschland“ lesen Sie im aktuellen E-Paper der VDI nachrichten