Letzte Ariane 5 mit deutschem Satelliten „Heinrich Hertz“ ins All gestartet
Kurz nach Mitternacht des 6. Juli 2023 hob vom europäischen Startplatz Kourou in Französisch-Guyana die letzte Ariane-5-Rakete ab – mit an Bord der Kommunikationssatellit Heinrich Hertz, der neue Technologien für die Satellitenkommunikation auf ihre Weltraumtauglichkeit testen soll.
Gemeinsam mit dem französischen Kommunikationssatelliten Syracuse-4B startete der deutsche Satellit „Heinrich Hertz“ heute Nacht (6. Juli 2023) ins All. Für Marco Fuchs, den CEO des Raumfahrtunternehmens OHB, war es ein „besonderer Moment“. Die Bremer hatten in der Heinrich-Hertz-Mission die Gesamtverantwortung für Entwicklung und Bau des Satelliten sowie für die Beschaffung und Koordination des Startsegments. Hinzu kam der Aufbau des Bodensegments im Kontrollzentrum in Bonn. Federführend ist die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und unter Beteiligung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg).
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Satellit Heinrich Hertz erprobt Kommunikationstechnik für die Raumfahrt von morgen
Mit Heinrich Hertz ist nach rund 30 Jahren der erste deutsche Kommunikationssatellit gestartet. Ein Ziel der Mission ist es, neue Technologien für die Satellitenkommunikation auf ihre Weltraumtauglichkeit zu testen; der Satellit wird in 36 000 km über dem Äquator 15 Jahre lang geostationär operieren. Sein Auftrag: Telekommunikationsdienste, die künftig im All eingesetzt werden sollen, harten Vor-Ort-Tests, den sogenannten In-Orbit-Verifikationen, zu unterziehen.
Arianespace: „Elf Starts gecancelt“
Mit an Bord: eine Telekommunikationskomponente der TU Ilmenau. Sie soll Kommunikationssatelliten in Zukunft flexibler und für neue Nutzungsszenarien bereitmachen. Die sogenannte Ka-Band-Schaltmatrix ermöglicht nach Angabe der TU die flexible Zuordnung und das Verschalten von Signalströmen mit großer Bandbreite. So können Daten zu flexiblen Zeiten über unterschiedliche Sendeantennen auf definierte Areale der Erde gesendet oder von dort empfangen werden. Dies sei eine, so die TU, die in einer Katastrophensituation (zum Beispiel der im Ahrtal), bei der die Telekommunikationsinfrastruktur zerstört wurde, für die Rettungs- und Einsatzkräfte von großer Hilfe gewesen wäre. Flexibel rekonfigurierbare Satelliten könnten in Zukunft helfen, unterbrochene Kommunikationswege innerhalb kurzer Zeit wiederaufzubauen.
Historischer Moment: Die letzte Ariane-5-Trägerrakete ist gestartet
Mit der Mission VA261, die die beiden Satelliten ins All bringt, startet auch die europäische Ariane-5-Trägerrakete zum 117. und zum letzten Mal – seit 1997. So eine Mission ist schnell vorbei: 33 min nach dem Lift-off trennte sich die Ariane von den Nutzlasten – sprich den beiden Satelliten. Damit hat die europäische Raumfahrt keine eigene Trägerrakete mehr, um große Satelliten zu launchen. Die Nachfolgerin Ariane 6 lässt auf sich warten, offiziell spricht die ESA von einem ersten Start Ende diesen Jahres.