Neuer Recyclingdünger aus Rostock
Phosphor wird knapp. Die Vorräte an diesem wichtigen Pflanzennährstoff reichen Schätzungen zufolge nur noch einige Jahrzehnte. Umso wichtiger ist seine Rückgewinnung. Ein Wissenschaftsteam aus Rostock experimentiert zurzeit erfolgreich mit schadstofffreier Asche, Klärschlamm und Schlachtabfällen.
„Das Element Phosphor ist für jedes Leben, Pflanze, Tier und Mensch von großer Bedeutung“, sagt Peter Leinweber, der die Professur für Bodenkunde an der Universität Rostock leitet. Bisher wird der Pflanzennährstoff aus großen Lagerstätten etwa in Marokko abgebaut. Doch die weltweiten Vorräte sind begrenzt, sie reichen höchstens noch für 100 Jahre, meinen Experten.
„Die Zukunft für Phosphatdünger wird ein Recyclingmaterial sein, das aus schadstofffreier Asche, Klärschlamm und Schlachtabfällen bestehen könnte“, ist deshalb Leinweber überzeugt. In Feld- und Laborversuchen hofft sein Team, bis zum Herbst daraus einen brauchbaren Dünger herstellen zu können.
Förderinitiative für mehrjähriges Verbundprojekt
In einem mehrjährigen Verbundprojekt soll der Phosphorhaushalt von Böden und Landschaften so verbessert werden, „dass einerseits dieser wertvolle und endliche Rohstoff eingespart wird, die Pflanzenbestände auch weiterhin optimal mit diesem Nährelement versorgt und andererseits gleichzeitig die Einträge in Gewässer und deren Eutrophierung verringert werden“, sagt Leinweber. Der Rostocker Professor leitet ein Konsortium, das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) im Rahmen der Förderinitiative „Böden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie (BonaRes)“ gefördert wird. Rund 1,7 Mio. € erhält allein das Rostocker Projekt.
Ihren granulierten, streufähigen Recyclingdünger bringen die Rostocker Wissenschaftler mit der Hand auf einem Versuchslysimeter am Fakultätsgebäude aus. Ein Lysimeter ist ein zylinderförmiges Gerät, mit dem der Bodenwasserhaushalt untersucht werden kann, ohne den Boden umzugraben. So lässt sich das Sickerwasser unten auffangen, um eine Analyse der Inhaltsstoffe vorzunehmen. Das Düngekorn wird als Kontaktdüngung nahe dem Saatkorn ausgelegt. „So soll die unerwünschte Phosphatfixierung im Boden blockiert werden“, sagt Leinweber.
Verschiedene Rostocker Professuren sind beteiligt
An dem Projekt sind Landwirte aus der Region beteiligt. Sie testen den Recyclingdünger großflächig auf ihren Feldern. „Die Düngergranulate stellt eine Ingenieurfirma aus Weimar nach unseren Rezepturen her“, erklärt Peter Leinweber. An dem Projekt sind mehrere Professuren der Universität Rostock beteiligt. So modelliert zum Beispiel Ashour Ahmed in der Gruppe des Physikers Oliver Kühn am Rechner die Wechselwirkung zwischen Bodenmineralen und Phosphor mit und ohne gebundene organische Substanzen.
„Das ist die theoretische Grundlage für die Zusammensetzung des smarten Düngers“, sagt Leinweber. Die wissenschaftliche Arbeit dahinter bilde ein starkes theoretisches Fundament für die erfolgreiche Düngerentwicklung. Weitere wissenschaftliche Einrichtungen sind deutschlandweit an dem Vorhaben beteiligt. Es trägt zu dem weit über Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland hinaus bekannten Leibniz WissenschaftsCampus „Phosphorforschung Rostock“ bei, an dem fünf Leibniz-Institute und die Universität Rostock beteiligt sind.