Textilproduktion: Polyesterfasern aus CO2 hergestellt
Unzählige Gewebe und Textilien bestehen aus Polyester. Die Kunststofffasern künftig im geschlossenen Kreislauf zu fahren, ist Ziel eines EU-weiten Verbundprojekts. Ein deutsches Team forscht mit.
Den vielseitigen Kunststoff Polyester künftig nicht mehr aus fossilen Rohstoffen, sondern aus einer umweltfreundlicheren Alternative herzustellen, ist eine Herausforderung. Ein europäisches Verbundprojekt unter Leitung des französischen Unternehmens Fairbrics SAS will sich dieses Problems annehmen.
Im geschlossenen Kreislauf sollen Endprodukte aus Polyester unter Verwendung von industriellen CO2-Emissionen erzeugt und zur Marktreife geführt werden. Das deutsche Team an den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF) haben dabei den Part übernommen, Synthesefasern aus Kunststoffen nicht fossilen Ursprungs herzustellen.
Syntheseprozesse für Polyester aus CO2 für die industrielle Fertigung skalieren
Im Rahmen des EU-Verbundprojekts „Threading CO2“, das über das Horizon-Förderprogramm der EU finanziert wird, entwickelt Fairbrics aus Frankreich zunächst die technologischen Grundlagen. Ziel ist es, Monoethylenglycol (MEG), den Ausgangsstoff für Polyester, mithilfe von CO2 herzustellen, das aus industriellen Abgasen abgefangen wurde. Bisher wird Polyester klassischerweise aus Erdölprodukten gewonnen. Der Kern des Projektes ist die technologische Aufskalierung des neuen MEG-Syntheseprozesses in Pilotanlagen, die den Weg für die industrielle Fertigung ebnen.
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Innerhalb des Konsortiums übernimmt das deutsche Team das Upscaling, es will den Schritt „vom Molekül zum Material“ gehen. Mit nachhaltig hergestelltem Monoethylenglykol soll in den Denkendorfer Labors Polyester synthetisiert, zu Fasern versponnen, texturiert und weiterverarbeitet werden. Dabei spielt die Qualitätskontrolle eine wichtige Rolle: Geprüft wird unter anderem, ob die Verspinn- und Verarbeitbarkeit in der textilen Wertschöpfungskette vergleichbar ist mit konventionell hergestelltem Polyester.
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Neue Fasern werden zu Autositzen und Bekleidung
Die Projektpartner Faurecia und Les Tissages de Charlieu verarbeiten die Fasern und Textilien zu Autositzen und Bekleidung, um die Qualität auch im Endprodukt beurteilen zu können. Die deutschen Forscher prüfen die anschließende Rezyklierfähigkeit der Produkte. Geplant ist zudem die Entwicklung einer Sicherheitsmarkierung für CO2-basierten Polyester, um ihn vor Produktpiraterie zu schützen. Die DITF verfügen über langjährige Erfahrung in der Polymerherstellung und -verarbeitung zu Textilien. Sie können dadurch Kunststoffen und den daraus gesponnenen Synthesefasern gezielt ein spezifisches Eigenschaftsprofil verleihen.