PORTRÄT 31. Mai 2018 Fabian Kurmann Lesezeit: ca. 3 Minuten

Der Realisierer aus dem Ruhrgebiet

Als erster „CEO Multi“ bei Thyssenkrupp Elevators soll Michael Cesarz den kabellosen Aufzug zur Marktreife bringen.

Einmal durch die Welt und zurück. Nach Dubai und Amsterdam ist Michael Cesarz wieder in die Nähe seines Geburtsorts Duisburg gekommen.
Foto: thyssenkrupp/Rainer Kaysers

Die Aufzugssparte von Thyssenkrupp hat nun einen eigenen CEO für ihre neueste Entwicklung: Michael Cesarz ist seit Kurzem der CEO Multi – und damit Leiter der Entwicklung und Markteinführung des neuen Aufzugs mit Linearantrieb im Essener Konzern, des Multi. Die Ingenieure im Traditionsunternehmen würden den Aufzug „kabellos“ nennen, doch Cesarz ist Architekt, und Architekten sagen „seillos“.

Michael Cesarz
  • verantwortet als CEO Multi bei der Aufzugssparte Thyssenkrupp Elevators die Entwicklung und Markteinführung des ersten kabellosen Aufzugs namens Multi.
  • war von 2016 bis Anfang des Jahres Geschäftsführer des Bereichs Auslandsgeschäft und des Thinktanks The Garage des Immobilienentwicklers OVG Real Estate in Amsterdam.
  • verwaltete von 2014 bis 2016 bei Majid Al Futtaim in Dubai den Bau von Einkaufszentren.
  • war 2011 bis 2014 Berater für internationale Immobilienwirtschaft und Einzelhandel bei McKinsey.
  • studierte Architektur in Aachen.

Unter den Architekten zählt er sich zu den Realisierern, die anders als die Entwerfer eher Macher als Schöngeister sind. „Ich würde mich selbst als ‚hands-on‘ beschreiben“, sagt der Sohn eines Bergmanns. Ihn interessiert, etwas zu schaffen: eher machen, als lange darüber zu reden. „In der Realisierung fühle ich mich zu Hause, ich bin da sehr strukturiert.“

Schon im Studium an der RWTH Aachen war er als Architekt selbstständig. Dabei hatte er sich anfangs als Bauingenieur eingeschrieben. „Das fand ich furchtbar“, gesteht er ein. Da an der RWTH die Fachbereiche der Bauingenieure und Architekten direkt gegenüber liegen, ging er eines Tages einfach durch die andere Türe. „Ich bin Architekt mit Leib und Seele“, sagt Cesarz. „Ich liebe die zwei Welten: auf der einen Seite in der Aufsichtsratsitzung ein Projekt verteidigen und danach auf die Baustelle.“

Für seinen Job bei Thyssenkrupp Elevators bringt der neue CEO Multi einiges an Erfahrung mit. Er hat lange für den Einzelhandel gebaut, für Peek & Cloppenburg und Metro, betreute in Dubai den Bau von Shoppingzentren, landete schließlich in Amsterdam beim Entwickler OVG Real Estate im Bereich Smart Building. „Ich war müde von dem sich wiederholenden Thema im Einzelhandel“, sagt Cesarz. So kommt es auch, dass er sich schon vor dem Umzug ins Ruhrgebiet mit dem Multi beschäftigte. Denn OVG realisiert in Berlin ein Gebäude, in das bis 2021 der erste marktreife Multi-Aufzug eingebaut werden soll.

„Nach Metro und Dubai habe ich zunächst gedacht, ich gehe nicht mehr in einen großen Konzern, und hier bin ich“, gesteht der Architekt. Doch die Matrixstruktur bei Thyssenkrupp erlaube es ihm, Unternehmer zu sein und gleichzeitig die Vorteile des Unternehmensverbunds zu nutzen. „In meinem Team sind Leute, die hier die Wege kennen, und so muss ich mir nicht an jeder Wand selbst den Kopf stoßen.“

Sein Büro im Abteilungsgebäude auf dem Unternehmenscampus in Essen befindet sich in der ersten Etage. Hier nimmt sogar der Aufzugsmanager in der Regel die Treppe. Zwei Stockwerke seien aber das Limit: „Ab dem dritten Stockwerk nehme ich natürlich den Aufzug.“

Seine Abteilung ist aufgestellt wie ein wendiges „Speedboat“. Das sei nötig, um innovativ sein zu können in der Immobilienindustrie, der „vielleicht konservativsten Industrie überhaupt“, sagt Cesarz. Weil der Bau lange dauert und die vielen Privatinvestoren im Markt nicht viel riskieren – oft weil sie es gar nicht dürfen –, gebe es wenig neue Entwicklungen. Umso mehr begeistert sich der Architekt für die neuen Möglichkeiten des Multi. Neben der neuen Aufzugstechnologie sei vor allem die Rolle der Sensoren und Daten, die der Aufzug liefere, ein Kernthema.

„Der Aufzug ist der Einstieg ins Smart Building, denn er berührt jeden Flur“, sagt der Manager. Die Mieter könnten dann entscheiden, ob sie sich anschließen, aber der Aufzug liefere schon mal die Informationsinfrastruktur. Vorausschauende Wartung, Zugangskontrolle oder das Auffinden von Kollegen, wenn es keine festen Büros gibt – die Möglichkeiten mit den Daten, die man aus dem Aufzugssystem holen kann, faszinieren den Architekten. „Im Ruhrgebiet würde man ‚boah ey!‘ sagen“, bringt es der gebürtige Duisburger auf den Punkt.

Programmieren kann der technikbegeisterte 57-Jährige bisher nicht selbst, und er will es auch nicht mehr lernen. „Aber ich genieße es total, mich auf die Themen unserer Wissenschaftler einzulassen“, sagt Cesarz. Das Thema Bremse im elektrischen Antrieb des Multi beispielsweise. Wie er nun wisse, müsse die angemessene Geschwindigkeitsreduktion sowohl software- als auch hardwaretechnisch gewährleistet sein.

Seine Stärken sieht der Realisierer an anderer Stelle: „Das Unternehmen aufzubauen, das kann ich wirklich gut, denn das habe ich schon so oft gemacht.“ Es sei nun vor allem wichtig, rechtzeitig in das Marktsegment hineinzukommen, damit der Multi dann auch verkauft werde, wenn er fertig entwickelt ist.

Sorgen um den Freihandel mit den USA oder die Sanktionen von Russland überlässt der CEO Multi seinem Chef, CEO Andreas Schierenbeck. „Ich bin kein Politiker“, sagt Cesarz. „Am Ende bin ich Ingenieur und Architekt. Denn Architekten sind auch Ingenieure, aber das hat sich hier noch nicht so durchgesetzt.“

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